Bayern 2 - Theo.Logik


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Ist Gott weder Vater noch Mutter? Vom Wandel des Gottesbildes

"Abba", Vater, nannte Jesus Gott. Und viele Christen stellen sich Gott auch als sorgenden Vater vor. So beten sie auf der ganzen Welt "Vater unser im Himmel". Doch welche Vorstellungen von Gott gibt es sonst noch? Wir haben neue Antworten gefunden.

Stand: 18.03.2013 | Archiv

Darstellung Gott den Paradies | Bild: picture-alliance/dpa

Es ist gar nicht so leicht von dem Gottesbild zu sprechen. Denn die Vorstellungen, die wir uns von Gott machen, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten radikal verändert. Hat erst die feministische Theologie bewusst gemacht, wie „männlich“ die meisten Vorstellungen des christlichen Gottes sind, so legen sowohl die neuen Erkenntnisse der Naturwissenschaft als auch Begegnungen mit den Kulturkreisen des Ostens nahe, Gott noch größer, umfassender und möglicherweise doch am besten apersonal zu denken. Ist Gott eher eine alles durchdringend Kraft oder doch ein Gegenüber?

Gott in allen Dingen finden

Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, empfahl „Gott in allen Dingen zu finden“. Eine Möglichkeit, sich von einem konkreten, starren Gottesbild zu befreien.

"In der Bibel gibt es nicht das eine Gottesbild, ganz im Gegenteil: Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott, das ist nicht nur auf Abbildungen bezogen, sondern auch sprachlich; Gott lässt sich nicht auf ein Bild festlegen, also dass Gott Männlichkeit, Weiblichkeit ja gar Personalität übersteigt, das ist in der biblischen Gottesrede verankert und ein ganz sensibler Umgang mit Gottesbildern ist da festzustellen und das ist nicht zuletzt ein Verdienst der feministischen Theologie darauf aufmerksam zu machen das es eben auch eine Vielfalt der Rede von und mit Gott bedarf."

Claudia Janssen vom Studienzentrum für Genderfragen der Evangelischen Kirche.

Gott ist weder Vater noch Mutter

Gott ist weder Vater noch Mutter – aber wie müssen wir uns ihn oder sie vorstellen? Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher äußert sich dazu im Interview.

"Gott ist kein Vater, Gott ist keine Mutter, das sind Bilder, die wir überwinden müssen, und der Gott mit dem weißen Rauschebart – er ist für mich nichts weiter als eine Karikatur."

Werner Tiki Küstenmacher

Der Autor der Buchreihe "Simplify your life" hat sich auch vom Bild des Schöpfergottes verabschiedet, genauso wie von der Vorstellung, dass Jesus für uns Menschen gestorben ist.

Argentinien-Experte Thomas Wieland von Adveniat

Außerdem schauen wir nach der Wahl des Argentiniers Jorge Bergoglio zum Papst nach Südamerika: Welche Rolle spielte die katholische Kirche, spielten die Orden während der Militärdiktatur in Argentinien? Wie hat die Zeit der Diktatur die Menschen bis heute geprägt? Welche Rolle spielt für Bergoglios Theologie sein eigener Lehrer Lucio Gera, einer der Väter der Befreiungstheologie, einer Theologie, die sich dafür stark macht, nach dem Vorbild Jesu überall auf der Welt gegen Unrecht, Armut und Gewalt aufzustehen? Die ersten fünf Tage des neuen Papstes Franziskus sind vorüber – wir fassen sie zusammen.

Die Themen der Sendung

  • Fünf Tage Franziskus - die ersten Auftritte des neuen Papstes. Von Clemens Finzer
  • Armut und Unterdrückung - Welche Rolle spielte die katholische Kirche während der argentinischen Militärdiktatur? Gespräch mit dem Argentinien-Experten von Adveniat Thomas Wieland.
  • Mit Bart oder ohne alles? Wie stellen Sie sich Gott vor? Von Joseph Röhmel
  • Gottesbilder im Wandel. Ein Rundblick. Von Julia Kammler
  • Interview mit Werner Tiki Küstenmacher, evangelischer Pfarrer und Autor der Bücher "Simplify your life"

Moderation: Matthias Morgenroth


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