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Franz Xaver Bogner Eine Erfolgsgeschichte

Autor und Regisseur Franz Xaver Bogner ist Spezialist für schlitzohrige Strizzis, liebenswerte Verlierer, unerschütterliche Lebenskünstler. Seine Figuren kommen alle mitten aus dem bayerischen Leben. Sie reden wenig deutsch, dafür viel bayerisch wenn sie denn überhaupt reden und vermitteln eine ganz bestimmte Lebensart.

Stand: 04.05.2023

Franz Xaver Bogner | Bild: BR, Günther Reisp

"Ich war mir als Gymnasiast noch ganz sicher, dass nichts, was ich mache, je mit Bayern zu tun haben würde - mir waren Trachten und dieses falsche Bayerntum immer schon zuwider", sagt Franz Xaver Bogner. Eine erstaunliche Aussage für jemanden, der als einer der besten Erzähler bayerischer Geschichten überhaupt gilt. Dem Autor und Regisseur Franz Xaver Bogner verdankt das Bayerische Fernsehen Serien, die mittlerweile Klassiker der bayerischen TV-Geschichte sind: "Irgendwie und Sowieso", "Zur Freiheit", "Café Meineid", "Der Kaiser von Schexing" und "München 7".

Out of Erding

Nach seinem Abitur in Erding machte Bogner eine Lehre in einem Münchener Kopierwerk, dann die Ausbildung an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, ergänzt durch ein Studium der Amerikanistik. Sein erstes Ziel: Der Dokumentarfilm. Bald aber stellte er fest, dass seine Stärke nicht im Dokumentieren liegt, denn - so Bogner: "Meine Geschichten verlangen nach der komödiantischen Form." Mit seinem Vorbild Billy Wilder teilt der bayerische Regisseur die Freude am Wortwitz, den Spaß am komödiantischen Chaos und die Lust am Erzählen von Geschichten ganz normaler Leute.

Bayerisches Markenzeichen

1981 schaffte Bogner den Sprung in eine Domäne, die bis dahin von Helmut Dietl beherrscht wurde: Die bayerische Serie wurde sein Markenzeichen. Die 32 Folgen der Serie "Familie Meier", die zwischen 1981 und 1983 entstanden sind, machten neben dem Sechsteiler "Zeit genug" (1981) den Anfang.

Geschichten vom Land

Olivia Pascal und Ottfried Fischer

Mit "Irgendwie und Sowieso" avancierte Franz Xaver Bogner zum Kultregisseur. Über die wilden Geschichten der 68er vom Land sagt Bogner heute: "Bei 'Irgendwie und Sowieso' habe ich die halbe Wahrheit weggelassen, sonst wäre ich dafür in den Knast gewandert." Vom herrlich bayerischen Schauspiel-Ensemble wanderte keiner in den Knast, dafür schaffte es einer in die Liste der Bayerischen Meister im Ochsenrennen: Ottfried Fischer. "Das Ochsenrennen musste als richtige Sportveranstaltung stattfinden", erinnert sich Franz Xaver Bogner, "weil wir so viele Komparsen nie bekommen hätten."

Serien-Dauerbrenner mit Kultstatus

Die Wirtshausserie "Zur Freiheit" wurde 1986 bis 1988 Serienknüller im Bayerischen Fernsehen. In 44 Folgen gelang es Bogner, ohne die Klischees der Stammtisch-Bierseligkeit zu bedienen, zwischen Großmarkthalle und Schlachthof in München grimmig-komische Lebensgeschichten kleiner Leute lebendig werden zu lassen. Dafür gab es 1989 den Adolf-Grimme-Preis in Silber.

"Meine Geschichten sind gelebt."

Franz Xaver Bogner

Den längsten "Serien-Atem" bewies Bogner mit seinem TV-Dauerbrenner "Café Meineid". Die Schmunzel-Episoden aus der Gerichtskantine des Münchner Justizpalastes wurden der Beliebtheit wegen immer wieder fortgesetzt, und Franz Xaver Bogner hat in der Zeit von 1990 bis 2002 insgesamt 147 Folgen gedreht.

Auszeichnungen

1986: AZ-Stern der Woche für IRGENDWIE UND SOWIESO

1987: Goldener Gong für ZUR FREIHEIT

1988: tz-Rosenstrauß des Jahres für ZUR FREIHEIT

1989: Adolf-Grimme-Preis in Silber für ZUR FREIHEIT

1993: Bayerischer Fernsehpreis 1993 für MADAME BÄURIN (Buch und Regie)

1998: Romy für DAS EWIGE LIED (Buch und Regie)

1999: Bayerischer Fernsehpreis für EINMAL LEBEN (Hauptdarstellerin Kathi Leitner)

2001: Ernst-Hoferichter-Preis 2001

2004: tz-Rosenstrauß des Jahres für MÜNCHEN 7

2005: Adolf-Grimme-Preis für MÜNCHEN 7

2005: Bayerischer Fernsehpreis für MÜNCHEN 7

2005: Tassilo-Medaille des Fördervereins Bairischer Sprache und Dialekte e.V.

2005: Medaille "München leuchtet" in Gold der Landeshauptstadt München

2005: Nominierung zum Deutschen Fernsehpreis für MÜNCHEN 7

2008: Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung

2009: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber

2014: Oberbayerischer Kulturpreis

2014: Kulturpreis Bayern, Sonderpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst

2018: Bayerischer Verdienstorden

Gemeinsam stark

Andreas Giebel (links) und Florian Karlheim

In Bogners mehrfach preisgekrönter Serie "München 7" ermittelt das höchst unterschiedliche Polizisten-Duo Xaver Bartl und Felix Kandler aus dem 7. Revier in der Münchner Innenstadt. Jeder für sich hat Probleme, aber zusammen sind beide unschlagbar. Die dritte und eigentliche Hauptrolle aber spielt die bayerische Landeshauptstadt mit ihren prominenten Originalschauplätzen.

Einer muss ja regieren

Dieter Fischer (links), Monika Gruber, Gerd Anthoff

Mit seiner Serie "Der Kaiser von Schexing" kehrt Franz Bogner zurück aufs Land - in ein bayerisches Rathaus. Im Vordergrund steht ein eigenwilliger Bürgermeister, der ein ums andere Mal die Bürokratie aushebelt, teilweise bei diesem Versuch auch scheitert, aber nie seinen Optimismus und seine Überzeugung verliert.

Gewaltiges Phlegma

Von sich selbst behauptet Bogner, eine ordentliche Portion Phlegma mit sich herumzutragen. Die letzten Jahre konnte er das allerdings wenig ausleben, denn die Film- und Serienarbeit zwingt ihn dazu, täglich bis zu 16 Stunden zu arbeiten. Seine Drehbücher schreibt er, sehr zum Leidwesen seiner Frau, meistens nachts. Neben der Karriere als Autor und Regisseur erfolgreicher Serien hat er immer wieder Zeit gefunden, Spielfilme zu realisieren, die ausnahmslos in Bayern angesiedelt sind: "Café Europa" (1990), "Madame Bäurin" (1992), "Das ewige Lied" (1997) und "Einmal leben" (1998).

Ausgezeichnet

Franz Xaver Bogner wurde für seine vielfältigen Arbeiten für das Bayerische Fernsehen mit zahlreichen Auszeichnungen belohnt. Wenn er sich mit Engagement und Akribie an die Arbeit macht, dann entsteht immer wieder diese einzigartige Mischung aus bayerischem Lebensgefühl, einem Schuss bodenständiger Anarchie und dem genauen Blick auf die dargestellten Milieus. Bogners Interesse gilt immer den sogenannten "kleinen Leuten". Es ist das Alltägliche und dessen Komik, das ihn fasziniert. Seine Stärken sind seine gute Beobachtungsgabe, seine profunde Menschenkenntnis und sein speziell bayerischer Humor. Mit seinem besonderen Blick auf Heimat hat Bogner nicht zuletzt Jungfilmer wie Marcus H. Rosenmüller und Matthias Kiefersauer maßgeblich beeinflusst.

Filmografie (Auswahl)

1981 Zeit genug (BR)

1981 - 1983 Familie Meier (BR)

1984 - 1986 Irgendwie und Sowieso (BR)

1987 - 1988 Zur Freiheit (BR)

1989 Café Europa (Co-Produktion mit BR)

1989 - 2002 Café Meineid (BR)

1992 Madame Bäurin (BR)

1997 Das ewige Lied (BR/ORF)

1998 Einmal leben (BR)

2003 - 2005 München 7 (BR)

2006 - 2010 Der Kaiser von Schexing (BR)

2011 - 2015 München 7 (ARD/BR)

2016 Moni's Grill (ARD/BR)

2017 München Grill (BR)

2017/2019: Über Land (ZDF)

2022: Himmel, Herrgott, Sakrament (BR)


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