Bayern 2 - radioWissen

Ohne Arbeit keine Kühlung

Kühltechnik Ohne Arbeit keine Kühlung

Stand: 23.08.2018

Eiszapfen an einem Eisgalgen.. Diese dienen im Winter zur Kühlung des Bierkellers der Kronenbrauerei bis in den Sommer bei ca. null Grad | Bild: picture-alliance/dpa

Lebensmittel halten sich länger, wenn man sie kühl lagert - etwa in Höhlen oder in Erdlöchern. Zu dieser Erkenntnis dürften die Menschen schon zu Urzeiten gelangt sein. Aber erst vor etwa 3.500 Jahren entstehen in Mesopotamien Gebäude, in denen Eisblöcke für Kühlung sorgen. In China dienen Keller um 1.000 vor Christus zur Aufbewahrung von Eis. Chinas Kaiser genießen zu dieser Zeit Gerichte, die mit Honig und Schnee zubereitet werden.

Alexander der Große lässt während seines Feldzugs gegen das Perserreich (334-330 v. Chr.) mit Holz ausgeschlagene Erdbunker als Vorratsdepots anlegen; Eis und Schnee kühlen die dort eingelagerten Lebensmittel. Römische Machthaber lassen sich frisches Eis im Staffellauf aus den Bergen bringen. Kaiser Nero, der in den Jahren 54 bis 68 regiert, schätzt vor allem Gletschereis aus den Alpen. Der Philosoph Seneca kritisiert die "Begierde nach abkühlenden Mitteln, besonders nach dem Genuss von Eis und Schnee in allen Jahreszeiten" heftig. Einer der Nachfolger Neros, der 218 ermordete Marcus Aurelius Antoninus, gilt als besonders verschwendungssüchtig. Seine Neigung zum Luxus stellt er zur Schau, indem er im Sommer neben seinem Palast Schneeberge aufschütten lässt.

Eiskeller und Kühlhäuser

Im Laufe der Jahrhunderte wächst das Bedürfnis der Menschen nach Eis. Wenn im Winter Gewässer zufrieren, wird das feste Nass herausgeschlagen. Zudem werden bei entsprechender Witterung Eiszapfen "geerntet" und gesammelt. Stangengerüste, mancherorts mit Löschwasser besprüht, dienen zur "Eiszapfenproduktion".

Dann wird das Eis eingelagert. Dazu werden Keller in Hänge gegraben, Eingang möglichst nach Norden. Ist kein Hügel verfügbar, entstehen im Flachland gut isolierte Bauten, die mit Erde bedeckt und mit Schatten spendenden Bäumen bepflanzt werden. Die einzelnen Räume in den Kellern oder Gebäuden sind leicht kegelförmig angelegt, Schmelzwasser sammelt sich und wird abgeleitet.

Eiskeller werden bis ins 20. Jahrhundert in verschiedener Größe gebaut. Wohlhabende Bürger und Adelige besitzen kleine Räume, Brauereien errichten regelrechte Hallen zur Lagerung von Eis. Bei Temperaturen um 6°C hält sich das Eis in den Kellern oft monatelang.

Zurück zur Übersichtsseite

Blick in den Eiskeller eines ehemaligen Eishauses aus dem Jahre 1850 zu sehen ist die Eisrutsche, der Eisschrank und das Werkzeug um die Eisblöcke aus dem See zu holen | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Kühltechnik Wie künstliche Kälte unser Leben beeinflusst

Schon seit vorgeschichtlicher Zeit wissen die Menschen mit Feuer und Hitze umzugehen. Die planmäßige Kältenutzung hingegen beruht auf einem langen kulturell-zivilisatorischen Lernprozess, an dessen Ende die Kältemaschine steht. [mehr]