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Sakramente und Mysterien

Die Russisch-Orthodoxe Kirche Sakramente und Mysterien

Stand: 05.04.2017

Russisch-Orthodoxe Taufe | Bild: picture-alliance/dpa

Sakramente sind von Gott geschaffene und von Christus eingesetzte Heilsmittel, in denen sich die Gnade des unsichtbaren Gottes sichtbar mitteilt und schenkt. Die orthodoxe und die katholische Kirche teilen eine Glaubensgewissheit hinsichtlich der Natur und Bedeutung dieser Heilswerkzeuge. Dass die gemeinsame Überzeugung in manchen Details eine unterschiedliche liturgische Gestalt gefunden hat und die Sakramente in der orthodoxen Kirche mit dem griechischen Wort "Mysterion" bezeichnet werden, ist angesichts der grundsätzlichen Übereinstimmung bedeutungslos.

Durch das Mysterion der Taufe wird der Mensch in Christus neu geboren und in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen. In der orthodoxen Kirche wird die Taufe nicht durch Übergießen des Kopfes, sondern durch das dreimalige Untertauchen des Täuflings in das Taufwasser gespendet.

Das Mysterion der Firmung wird im Unterschied zur katholischen Kirche unmittelbar nach der Taufe gespendet. Dabei zeichnet der Priester dem Täufling mit dem heiligen Myron, einem wohlriechenden, sakramentalen Salböl (Chrisam) das Zeichen des Kreuzes auf Stirn, Augen, Nasenflügel, Mund, Ohren, Brust, Hände und Füße.

Das Mysterion der Eucharistie (Heilige oder Göttliche Liturgie) ist eine sakramentale Dank- und Gedächtnisfeier zur Vergegenwärtigung des erlösenden Lebens und Sterbens Jesu Christi. Wie die katholische glaubt auch die orthodoxe Kirche an die tatsächliche Wesensverwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi (Transsubstantiation). Im Unterschied zur katholischen Kirche ist jeder getaufte orthodoxe Christ, also auch ein Kleinkind, zum Empfang der Eucharistie zugelassen.

Das Mysterion der Buße besiegelt die Abkehr von der Sünde und die Rückkehr zu Gott. Es spendet eine tatsächliche gnadenhafte Vergebung und ermöglicht die Wiederaufnahme des Sünders in die Gemeinschaft der Kirche.

Das Mysterion der Weihe spendet die in aufsteigender Fülle ausgeprägte Sendung und Vollmacht, im Namen Christi für die Kirche zu handeln. Auf allen drei Weihestufen (Diakonenweihe, Priesterweihe und Bischofsweihe) handelt der Geweihte nicht in eigener Person, sondern an der Stelle (in persona) Christi, der im Sakrament selbst tätig ist.

Das Mysterion der Ehe (Krönung) wird als Abbild der Verbindung Christi mit seiner Kirche aufgefasst und gilt auch in der orthodoxen Kirche als grundsätzlich unauflösbar. Dennoch sind unter bestimmten Voraussetzungen und Bußauflagen bis zu zwei Scheidungen und Wiederverheiratungen erlaubt. Ein äußerliches Merkmal der orthodoxen Eheschließung ist die Krönung der Ehepartner durch den Priester.

Das Mysterion der Krankensalbung ist nach orthodoxem Verständnis kein reines Sterbesakrament. Im Unterschied zur katholischen Kirche wird es nicht nur schwer Erkrankten, sondern allen Gläubigen zur Gesundung an Leib und Seele gespendet.

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