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Luthers Glaubensbasis entsteht

Martin Luther Luthers Glaubensbasis entsteht

Stand: 08.05.2017

Johann Tetzel, kath. Theologe und Ablaßprediger (seine Tätigkeit gab Anlaß zu Luthers Thesenanschlag vom 31.10.1517, Kupferstich von Nikolaus Brühl (1692-1763) | Bild: picture-alliance/dpa

Martin Luther wird am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Nach dem Besuch der Dom- und Pfarrschule beginnt er im Jahr 1501 in Erfurt zu studieren. Sein Vater, ein gut situierter Hüttenpächter, erwartet, dass der Sohn als Rechtsgelehrter Karriere macht.

Doch am 2. Juli 1505 hat Martin Luther ein einschneidendes "Bekehrungserlebnis". Er gerät in ein schweres Gewitter mit Regen, Blitz und Donner. Voller Todesangst begibt er sich - ganz Mensch des Mittelalters - in die Hand Gottes. Der heiligen Anna, Patronin der Bergleute, verspricht er, im Falle seiner Rettung Mönch zu werden.

Einige Tage später ersucht Luther den Konvent der Augustiner-Eremiten in Erfurt um Aufnahme. 1507 zum Priester geweiht, wechselt er an die Universität Wittenberg. Hier wird er 1512 zum Doktor der Theologie promoviert und lehrt bereits im Jahr darauf als Professor Bibelexegese.

Angst um den Seelenfrieden

Trotz aller Bereitschaft zur frommen Lebensführung plagen Glaubenszweifel und Höllenängste einen tief verunsicherten Luther. Besorgt um sein Seelenheil verstrickt er sich immer tiefer in einen Gewissenskampf. Der Krise begegnet er mit den Mitteln des Mönchs und Theologen - indem er die Heilige Schrift studiert. Luther blickt in die Vergangenheit zurück, beschäftigt sich mit Augustinus, dem Lehrer der göttlichen Gnade, und lässt den Brief des Paulus an die Römer auf sich wirken - "Der Gerechte lebt aus dem Glauben".

Gibt es Heilsgewissheit?

Der Mensch, so Luther, ist ein Sünder. Doch er darf auf Gott zählen, der sich in Christus und im Wort der Vergebung seiner annimmt. Als gnädiger Retter macht Gott dem Sünder die Umkehr möglich - sofern dieser fest glaubt. Und dass der Herr straft und richtet, wie führende Theologen betonen, will Luther nicht einleuchten. Für ihn besteht kein Zusammenhang zwischen frommen Taten und dem Seelenheil des Menschen. Nicht durch fromme Werke, sondern durch das gläubige Vertrauen auf die Gnade Gottes wird der Mensch vor Gott gerecht.

Zurück auf Null

Das Befinden der römischen Kirche bereitet Luther Sorgen, er sieht, wie sich eine immer tiefere Kluft zwischen Klerus und Gläubigen auftut. Rückkoppelungsprozesse finden kaum mehr statt und mangels Verbreitung und Übersetzung hat die Masse der Bevölkerung keinen direkten Zugang zur Bibel.

So kann sich ein vom Papst sanktioniertes Angstsystem ausbreiten, das Rom und den Bischöfen beträchtliche Einnahmen garantiert: der Ablasshandel. Prediger ziehen umher und verkaufen mit dem Versprechen, Südenstrafen zu reduzieren, Ablassbriefe ("Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt").

Luther wünscht die Rückkehr zum verkündeten Wort der Heiligen Schrift, zur ursprünglichen Wahrheit des Evangeliums. Traditionen der Kirche dürfen beim "Neustart" nicht im Wege stehen.

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