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Hoffnung auf den Erlöser Glossar

Stand: 11.12.2013 | Archiv

PersonenErklärung
Gaius Flavius Valerius Constantinus, Konstantin der Große
(um 80 – 337)
Der um 280 geborene Sohn eines Offiziers wird 306 von den römischen Truppen in Britannien zum Oberkaiser (Augustus) ausgerufen. Er lehnt die illegitime Würde ab und nimmt vorerst nur das Amt eines Unterkaisers (Caesar) an. 310 wird er zu einem von vier konkurrierenden Augusti ernannt und greift nun aktiv in den Machtkampf der Tetrarchen (Vierkaiser) um die Herrschaft über das römische Imperium ein. 312 rückt er über die Alpen nach Italien vor, um den "Tyrannen" Maxentius, der den Rang eines Westkaisers an sich gerissen hat, aus Rom zu vertreiben. Das militärisch überlegene Heer des Maxentius und die schwächere Streitmacht Konstantins stehen sich an der Milvischen Brücke vor Rom gegenüber. Konstantin ist durch die Übermacht des Feindes entmutigt, aber in der Nacht, oder nach anderen Quellen am Tag vor der Schlacht, sichert ihm einen Christuserscheinung, nach anderen Versionen ein Engel, den Sieg über Maxentius zu.
Dieses Traumgesicht, das den Feldherrn veranlasst, sich unter den Schutz Christi zu stellen, erscheint in der Legendenbildung und in der christlichen Historiograhpie als Wendepunkt in der Geschichte des Abendlandes. Traditionsbildend wurde vor allem der Bericht des christlichen Geschichtsschreibers Eusebius von Caesarea über die siegverheißende Vision des Kaisers. Eusebius erzählt, Konstantin selbst habe ihm anvertraut, wie über der Sonne ein Kreuz aus Licht erschienen sei, welches die griechische Inschrift "tuto nika" (in diesem [Zeichen] siege), getragen habe. Tags darauf habe Constantin ein Feldzeichen mit dem Christusmonogramm XP für die ersten beiden Buchstaben des Wortes Χριστός („Christos“) herstellen und in der Schlacht vorantragen, bzw. ein Christusmonogramm auf den Schilden der Soldaten anbringen lassen.
Am 28. Oktober 312 schlägt Konstantin das gegnerische Heer, Maxentius stirbt auf der Flucht. Nach dem Sieg an der Milvischen Brücke teilen sich Licinius und Konstantin die Herrschaft im Reich; offiziell wird die Wiederherstellung Roms und seiner Größe als Machtbeweis Christi gefeiert.
Zu Beginn des Jahres 313 treffen die beiden Augusti eine Vereinbarung, die in der Geschichtsforschung lange als Mailänder Toleranzedikt bezeichnet wurde. Tatsächlich handelt es sich dabei nicht um einen Erlass, sondern eine Übereinkunft zwischen den beiden Machthabern. Die wesentlichen Punkte bereiten den Grund für den Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion. Durch die Mailänder Kaiserkonferenz ist
• das Christentum im ganzen Reich als gleichberechtigte Religion anerkannt, die Ausübung des Kultes unterliegt keinerlei Einschränkung;
• die Christen erhalten sämtliche konfiszierten Besitztümer zurück und haben vollen Zugang zu allen staatlichen Ehren- und Verwaltungsämtern;
• daneben ist der Kult des Sol invictus weiterhin erlaubt. Charakteristisch "für das erste Jahrzehnt der Christenpolitik Constantins ist ein gewisser Schwebezustand zwischen altem und neuem Glauben und ein (...) nur ganz langsames Vortasten des großen Staatsmanns in den Bereich der neuen Glaubenswelt. (...) Constantin hat daher zunächst das Christentum nur neben den alten Kulturen anerkannt und hat nur für sich und seine Umgebung die Hilfe des Christengottes in Anspruch genommen. (...) Neben dem Christengott blieb daher noch eine Zeitlang der Sonnengott [sol invictus] sein Helfer, so dass zunächst von einer Art "Doppelversicherung" am Himmel gesprochen werden kann." (Ernst Kornemann, Geschichte der Spätantike, München 1978, S. 25f.).
Trotz dieses Nebeneinanders von alter und neuer Religion zeichnet sich Konstantin als entschiedener Förderer des Christentums aus, wobei er bemüht ist, eine kluge diplomatische Balance zwischen Tradition und Erneuerung zu halten. Ohne die bestehende Ordnung zu stürzen oder alte Machteliten zu brüskieren, treibt er die Christianisierung voran, indem er hohe Staatsämter nach und nach mit Christen besetzt. Ab 316 steht Konstantin im Kampf gegen seinen Mitkaiser Licinius. Auslöser sind sowohl machtpolitische, als auch religionspolitische Spannungen zwischen den Herrschern. Mehr und mehr zeigte sich, dass Licinius nicht bereit ist, die in Mailand erzielte Übereinstimmung dauerhaft zu wahren, seit 320 kommt es wiederholt zu gewaltsamen Übergriffen gegen die Christen. 324 rüstet Konstantin zum entscheidenden Feldzug und schlägt Licinius bei Chrysopolis. Damit ist der Kaiser unangefochtener Herrscher über beide Reichsteile, nur 20 Jahre nach der Abdankung Diokletians ist die Idee der Vierkaiserherrschaft (Tetrarchie) erledigt. Spätestens mit diesem Jahr ist das Christusmonogramm offizielles Feldzeichen und damit Symbol des Reichsgottes.
325 beruft Konstantin, der die neue Religion nicht nur duldet, sondern aktiv mitgestaltet, das 1. Konzil der Kirchengeschichte in Nikaia ein. Auf dieser Kirchenversammlung wird die Idee von der Gottgleichheit Christi angenommen und als verbindliches Glaubensbekenntnis ausformuliert. 330 wird Byzantinum unter dem Namen Constantinopel Hauptstadt des neuen Kaiserreichs, worin sich ein bewusstes Abrücken von der altrömisch-"heidnischen" Tradition und der Beginn einer neuen "christlichen Zeit" ausdrückt. Der Kaiser gibt den Auftrag für einige der berühmtesten Bauten des christlichen Abendlandes, darunter die Lateranbasilika, die Petersbasilika, beide in Rom, die Apostelkirche in Konstantinopel und die Grabeskirche in Jerusalem. Konstantin stirbt, nachdem er auf dem Sterbebett die Taufe empfangen hat, am 21. Mai 337 in Anchyrona bei Nikomedia und wird in der Apostelkirche beigesetzt.
Ignatius, dritter Bischof von Antiochia
(um 35 – 106)
Angeblich war Ignatius noch ein direkter Schüler der Apostel und wurde von Petrus selbst als dritter Bischof von Antiochia in Syrien eingesetzt. Sowenig wie seine Lebensdaten sind auch die Lebensumstände wirklich gesichert. Obwohl ihn die Kirche als Blutzeugen verehrt, ist es mehr als fraglich, ob er tatsächlich unter Kaiser Trajan in Rom den Märtyrertod erlitten hat. Wichtig ist Ignatius, der "Sieben Heilige Briefe" hinterlassen hat, vor allem aufgrund seiner Beiträge zur Herausbildung und Stabilisierung der Gemeinde- und Kirchenorganisation. In der Auseinandersetzung mit den "Irrlehren" seiner Zeit trat er als unversöhnlicher Kämpfer für die katholische Orthodoxie hervor.
Justin
(um 100 – 165)
Bedeutsam ist der Kirchenlehrer Justin vor allem deshalb, weil er der wohlhabenden Bildungsschicht in Palästina angehörte und sich vorrangig aufgrund philosophischer Erwägungen für das Christentum entschied. Nach seiner Bekehrung gründete er eine Philosophenschule in Rom, wo er sich als scharfzüngiger, in den antiken Philosophien beschlagener Verteidiger des Christentums hervortat. Um 165 wurde Justin hingerichtet, weil er den Kaiserkult und die Anbetung der römischen Götter verweigerte. Die katholische Kirche verehrt ihn als Heiligen und Patron der Philosophen (Gedenktag: 1 Juni.)
Minuncius Felix
(um 200)
Über das Leben des Minuncius liegen keine Angaben vor. Er scheint Anwalt in Rom gewesen zu sein, war Christ und schrieb um 200 mit dem Lehrdialog "Octavianus" eine knappe, zu seiner Zeit viel beachtete, hoch angesehene Verteidigung (Apologetik) des Christentums gegen die Vorwürfe und Verleumdungen einer mehrheitlich "heidnischen" Umgebung.
Gaius Plinius Caecilius Secundus, bekannt als Plinius der Jüngere
(61/62 - 113/115)
Der adoptierte Neffe des älteren Plinius hatte unter wechselnden Kaisern eine Reihe hoher Staatsämter inne. Von seinem schriftstellerischen Werk sind lediglich zehn Bände mit Briefen (Epistulae) überliefert. Zu den berühmtesten Briefen zählt der Bericht über den Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. (Epistulae 6, 16), historisch bedeutsam ist auch der Schriftverkehr mit Kaiser Trajan, der unter anderem die berühmte Anfrage zum Vorgehen gegen die Christen enthält (Epistulae 10, 96 u. 97).
Theophilos
(Mitte des 2. Jahrhunderts)
Gestorben um 183, war der sechste Bischof von Antiochia. Sein erhaltenes Werk umfasst vor allem Angriffe gegen Häretiker und eine dreibändige Verteidigung des Christentums.
Marcus Ulpius Traianus
(53 - 117, Kaiser von 98 bis 117)
Trajan verfügte, dass Christsein straffällig sei, wenn dadurch die Ordnung gefährdet und das Zusammenleben mit andersgläubigen Bürgern Roms nicht mehr möglich wäre. Der Staat habe in diesen Fällen die Pflicht, Strafen auszusprechen. Jedoch sei die aktive Fahndung nach Christen nicht Aufgabe staatlicher Instanzen. Anzeige hätten die Bürger zu erheben, anonymen Anklagen sei nicht nachzugehen, abtrünnige Christen hätten straffrei zu bleiben. In einem Reskript an den Statthalter in der Provinz Asien, Minucius Fundanus, stellte Hadrian gewinnsüchtige Denunziation und tumultuarisches Vorgehen gegen Anhänger des neuen Glaubens unter Strafe und forderte für die Verurteilung von Christen ein geregeltes Prozessverfahren. Sein adoptierter Nachfolger Publius Aelius Hadrianus (76 - 138, Kaiser von 117 - 138) vertrat dem Christentum gegenüber eine neutral distanzierte Haltung.
BegriffErklärung
Didache (Zwölfapostellehre)Die "Lehre der zwölf Apostel" gilt als früheste Kirchenordnung der Christenheit. Sie wurde von nicht namentlich bekannten Autoren um 80 - 100 (anderen Datierungen zufolge um 150 - 180) ver in Syrien verfasst. Die vermutlich zur Unterrichtung taufwilliger Erwachsener (Katechumen) geschriebene Lehre fasst Kernaussagen des katholischen Glaubens zusammen, errichtet die Gundpfeiler einer christlichen Ethik, regelt organisatorische und liturgische Fragen und den Sakramentengebrauch. (Deutscher Text unter: http://www-user.uni-bremen.de/~wie/texteapo/didache.html ).
GnosisDie Gnosis ist ein schillerndes, komplexes, mehrphasiges und vor allem ein sehr vielgestaltiges Phänomen. Das griechische Wort Gnosis bedeutet "Erkenntnis" und bezeichnet damit zunächst jede Art philosophischen Strebens um Wahrheit. Im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus stehen die Begriffe Gnosis, Gnostik und Gnostizimus jedoch hauptsächlich für eine nicht fest umrissene religiös-philosophische Strömung, deren Anhänger sich häufig als Christen bezeichnen. Diese christlichen Gnostiker entwickeln eigene Auffassungen vom Wesen, von der Natur und vom Wirken Christi, die deutlich von der apostolische Lehre abweichen. Im Zentrum steht ein strikter Dualismus zwischen Gut und Böse, Licht und Finsternis, Geist und Materie, der in dieser Welt nicht aufzuheben ist. Weitere unversöhnliche Streitpunkte bilden das Gottesverständnis und die Frage nach der Erlösung des Menschen. So lehnten christliche Gnostiker etwa die Gleichsetzung des neutestamentlichen mit dem des alttestamentlichen Gottes ab. Die sichtbare Welt ist in ihrem Verständnis nicht die Schöpfung des einen unendlich guten Gottes, sondern das Werk eines bösen Halbgottes (Demiurgen) und daher ebenfalls verdorben, nichtig, finster, in bloßer Stofflichkeit befangen. Damit ist der Gegensatz zwischen der rein geistigen, göttlichen Wirklichkeit und der materiellen, verdorbenen Welt schlichtweg unaufhebbar. Daher ist Christus selbst in seiner Inkarnation auch nicht wirklich, sondern nur scheinbar Mensch geworden. Erlösung erfährt der Mensch somit nicht durch den Kreuzestod Christi, sondern durch geistige Erkenntnis Gottes und die Befreiung der Seele bzw. des Geistes aus dem "Gefängnis des niederen Fleisches".

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