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Thema Zwischen Magmafluss und Meeresbeben

Stand: 17.12.2014 | Archiv

Die Galapagos-Inseln aus dem Weltraum | Bild: picture-alliance/dpa

Die Entwicklung unterseeischer Landschaften

Die aufregendsten geologischen Erkenntnisse liefern derzeit vor allem Untersuchungen der unterseeischen Landschaften. Die entwickeln sich nämlich im Vergleich zur kontinentalen Oberfläche viel dynamischer. Wie in einem Ofen kreist das zähflüssige Erdinnere, gefangen in der Schale des Erdmantels. Heißes drängt nach außen, Kaltes nach innen, und so treibt dieser Dynamo die kontinentalen und die ozeanischen Platten auf der Erdkruste wie Schollen herum. Diese Krustenteile stoßen zusammen und treiben auseinander, schieben sich untereinander und lösen bei Kollisionen an ihren Randzonen gewaltige Erdbeben aus. In dem weltweiten Netz des International Seismic Monitoring System (ISMS) registrieren Tausende von Horchposten die seismische Tätigkeit der Erde und zeichnen alle Beben auf, selbst wenn sie sich an der Oberfläche nicht bemerkbar machen. Aus dem Muster, wie sich Erdbebenwellen weltweit ausbreiten, können Geologen Rückschlüsse über die Zusammensetzung des Erdinneren ziehen.

"Hot spots": Die Unruheherde

Die ozeanische Geologie ist zu einer hochaktuellen und praxisnahen Wissenschaft geworden. Heute leben achtzig Prozent der Weltbevölkerung an den westlichen und östlichen Küsten des Pazifiks, wo die Erde mit einem enormen Zerstörungspotenzial bebt. Diese Unruheherde werden von so genannten "hot spots" markiert, heißen Flecken, in denen die Konvektion Magma durch den Erdmantel an die Oberfläche stößt. Berühmte hot spots sind die Kamtschatka-Halbinsel, der Kurilen-Graben, Hawaii und Galapagos, aber auch Island. Dort reihen sich eindrucksvolle Vulkane wie an einer Perlenschnur auf. Der höchste ist der Gipfel des Mauna Loa auf der Insel Hawaii. Er ragt aus einem an dieser Stelle 5.000 Meter tiefem Meer 4.100 Meter über die Wasseroberfläche hinaus. Das ergibt zusammen eine Höhe von über 9.000 Metern.

Geologische Forschung in den Tiefen der Ozeane

Mit der "Trieste" ließ sich der Schweizer Jacques Piccard 1960 auf den Boden des fast 11.000 Meter tiefen ostpazifischen Marianengrabens hinunter, dort also, wo die Tiefsee am unergründlichsten ist. Die Wissenschaft schickt keine bemannten Tauchboote in die rabenschwarzen Schlünde des Ozeans. Stattdessen lenkt sie von Schiffen aus Roboter über dem Meeresgrund oder sie bohrt den Boden an, um etwas über seine geologische Zusammensetzung zu erfahren und möglicherweise auch auf abbaubare Mineralien zu stoßen.

In der Tiefe des Meeres sind alle Öl- und Gasreserven für die Zukunft versammelt. Deswegen wird da auch viel Geld investiert. Heute bohren die behelmten Männer mit den ölverschmierten Gesichtern schon 2.000 und bald auch 3.000 Meter hinunter, um auf neue Quellen zu stoßen. Ein neues Zauberwort für sie ist Gashydrat, ein ungeheuer großes Potenzial an Methangas in weiten Teilen der Weltmeere. Doch die Gefahren beim Fördern sind mindestens so hoch wie die Chancen, die diese Energiereserve bietet.


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