Bayern 2 - radioWissen


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Seen im Sand

Von: Christian Sepp / Sendung: Dagmar Röhrlich

Stand: 22.07.2019 | Archiv

Planet ErdeHS, RS, Gy

Heute ist die Sahara in Nordafrika die größte Wüste der Welt. Doch das war nicht immer so: Am Ende der letzten Eiszeit, vor 12.000 Jahren, als das Klima wärmer wurde, verwandelte sich die Wüste in eine blühende, grüne Landschaft.

Die Ursprünge der Sahara

Die Ursprünge der Sahara reichen weit zurück in die Erdgeschichte. Die ältesten Gesteine, die man im Untergrund der Sahara gefunden hat, entstanden vor 3.000 Millionen Jahren. Vor etwa 130 Millionen Jahren war die Sahara von Wäldern bedeckt, in denen Dinosaurier lebten. Damals waren die Kontinente Afrika und Südamerika noch in dem Urkontinent "Gondwana" vereint. Im Ennedi-Massiv, mitten im heutigen Afrika, soll der Uramazonas entsprungen sein. Er war 14.000 Kilometer lang, floss in die entgegengesetzte Richtung des heutigen Amazonas und mündete in den Pazifik. Die Plattentektonik trennte beide Kontinente und die Verschiebung ist eine der Vorbedingungen für die Entstehung einer Wüste in der Sahara.

Trockene und feuchte Phasen

Durch die Auswertung von Gesteinsproben schließen Forscher heute, dass sich in der Sahara im Laufe von mehreren Millionen Jahren mehrfach trockene und feuchte Phasen abgewechselt haben. In den letzten 200.000 Jahren war die Sahara dreimal für einige Tausend Jahre begrünt. Zum einen vor 130.000 bis 115.000 Jahren, dann vor 50.000 bis 45.000 Jahren und zuletzt nach dem Ende der letzten großen Eiszeit, vor etwa 12.000 Jahren.

Die grüne Sahara-Zeit

Als sich gen Ende der letzten Eiszeit das Klima anfing zu erwärmen, stieg auch die Temperatur der Meere, und in Folge die Verdunstung und die Menge des Regens. Die Sahara verwandelte sich in eine fruchtbare Savannenlandschaft. Dies ging relativ schnell vor sich, innerhalb von nur 500 Jahren wurde aus einem Großteil der Wüste Grasland. Zuerst besiedelten Tiere das Gebiet, es folgten Menschen, die sich dort für Jahrtausende niederließen. Zeugnis von dieser fruchtbaren Zeit legen Überreste von Seen ab, die durch Grundwasser genährt werden und sich bis in unsere Zeit erhalten haben. Wie beispielsweise die Seen von Ounianga im Nordosten des Tschad, die Überreste des Mega-Tschad aus dem frühen Holozän darstellen. Oder das Guelta d’Archei im Ennedi-Gebirge, wo bis heute eine kleine Population von Sahara-Krokodilen überlebt hat, die von einer fruchtbaren Epoche zeugen, als sich hier Elefanten, Giraffen und Antilopen tummelten. Die ältesten Zeugnisse für die Besiedelung der Sahara durch den Menschen in dieser Zeit legen Felsbilder ab, die man im Wadi Sura im Gilf el-Kebir gefunden hat. Dazu zählen die berühmte Höhle der Schwimmer und die erst kürzlich entdeckte Höhle der Bestien. Die Artefakte von Gilf el-Kebir zeigen, dass Jäger und Sammler hier um 8.500 vor Christus durch die Savanne streiften. Um etwa 5.300 vor Christus beginnt sich das Klima abermals zu ändern, die Monsunwinde lassen nach, die Niederschläge werden geringer und das Land trocknet von Norden her aus. Als erstes ziehen sich die Jäger und Sammler aus der Sahara zurück in das Niltal und legen dort die Grundlagen für die pharaonische Kultur. Weiter im Süden verläuft der Klimawandel langsamer, aus den Jägern und Sammler dort werden Hirten, deren Lebensweise bestimmend wird für Afrika.


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