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Ohne Moos nix los

Unterschätzte Moore Ohne Moos nix los

Stand: 15.09.2017

Torfmoose (Sphagnum spec.) | Bild: picture-alliance/dpa

Hochmoore - etwa im bayerischen Voralpenland - sind "Regenwassermoore", die einzig von Niederschlägen feucht gehalten werden. Hier herrscht Nährstoffarmut, die Böden sind chemisch sauer, der pH-Wert ist niedrig. Torfmoose (Sphagnum), eher unscheinbare Gewächse, halten ein Hochmoor am Leben und bauen es auf.

Wenn untere Lagen des Mooses absterben, werden sie von Wasser umschlossen und zersetzen sich mangels Sauerstoff kaum. So bleiben Reste erhalten und werden konserviert. Ein kohlenstoffreicher braun-schwarzer Boden bildet sich. Torflager entstehen und in stetigem Wachstum wölbt sich die Oberfläche auf. Mehr und mehr wächst die Torfschicht über den Grundwasserspiegel hinaus. Ein gesundes Hochmoor bewegt sich in die Höhe.

Hochmoor - Refugium für Überlebenskünstler

Die kargen und saueren Lebensbedingungen stellen Pflanzen und Tiere im Hochmoor vor besondere Herausforderungen. Neben den genügsamen Sphagnum-Moosen, die den Mineralienmangel gut verkraften, wachsen Zwergsträucher, Heidekraut, Preisel- und Moosbeere im Hochmoor. Zuweilen sind verkrüppelte Berg- und Waldkiefern, Erlen und Weiden zu sehen. Eine Pflanze ergänzt die raren Nährstoffe auf besondere Weise - indem sie Fleisch frisst: Der Sonnentau greift sich mit seinen klebrigen "Tentakeln" kleine Insekten. Artenarm ist auch die Tierwelt. Insekten, Frösche, Kreuzottern und die seltenen Birkhühner bevorzugen Hochmoore als Lebensraum.

Artenvielfalt im Niedermoor

Niedermoore werden vom Grundwasser oder von Oberflächenwasser versorgt, das aus Seen, Tümpeln oder Bächen zufließt. Es herrscht Nährstoffreichtum, die Böden sind chemisch neutral bis basisch. Pflanzen finden im Niedermoor weitaus günstigere Lebensbedingungen als im Hochmoor. Typische Niedermoorgewächse sind Sauergräser, Großseggen, Froschlöffel, Blutweiderich, Sumpfdotterblume, Schilf, Rohrkolben, Binsen und Orchideen (Knabenkrautarten).

Aufs Moor angewiesen ist einer seiner bekanntesten Bewohner: der Moorfrosch. Als Kulturflüchter meidet er vom Menschen bewirtschaftete Flächen wie Äcker, Wiesen oder Wälder. Er stellt hohe Biotop- und Nahrungsansprüche und ist auf ein bestimmtes Laichgewässer fixiert. Wird die Ursprünglichkeit des Moores angetastet, verschwindet der Moorfrosch. So verwundert es nicht, dass er zu den gefährdeten Tierarten zählt.

Seltene Vögel trifft man in intakten Niedermooren, beispielsweise den Brachvogel und den Goldregenpfeifer. Im Zuge der Kultivierung der Moore sind viele jedoch viele Arten verschwunden, etwa Kampfläufer und Rotschenkel.

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