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Das Moor - ein leistungsfähiges Feuchtgebiet

Unterschätzte Moore Das Moor - ein leistungsfähiges Feuchtgebiet

Stand: 15.09.2017

Luftaufnahme vom Seachtnmoor mit abgestorbenen Bäumen bei Andechs in Oberbayern | Bild: picture-alliance/dpa

Moore sind Stauräume für Wasser. Moosbewachsene Hochmoore können Niederschläge gleich einem Schwamm aufsaugen. Sie bilden dicke "Polster", in denen Regenwasser gesammelt wird. Bei großen Niederschlagsmengen schützen Moore vor Überflutungen.

Torf, das Produkt der unvollkommenen Zersetzung abgestorbener Pflanzenreste unter Luftabschluss, hat einen sehr hohen Wasseranteil: Er liegt zumeist bei 75 Prozent, manchmal sogar bei 90 Prozent. Durch Druck kann Wasser aus Torf herausgequetscht werden.

Das Moor als Schadstofffilter

Moore arbeiten zudem als leistungsfähige "Nieren der Landschaft". Nitrate und Phospate, die bei der Düngung umliegender Felder in den Boden gelangen, sickern ins Moor, werden im Torf festgehalten und abgebaut. Damit ist das Grundwasser vor Schadstoffen geschützt.

Das Moor als Kohlenstoffspeicher

Torf ist ein grobes organisches Material. Er entsteht aus Resten abgestorbener Pflanzen, die mit Wasser bedeckt sind und nicht vollständig verrotten. Wasser hält den für den Zersetzungsprozess nötigen Sauerstoff fern, die Aktivitäten von Mikroorganismen werden gehemmt. Der in den Pflanzen enthaltene Kohlenstoff wird nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern im Moor eingelagert.

Anders verhält es sich beispielsweise bei Wäldern: Nach deren Tod und Zersetzung entweicht der zuvor gebundene Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre. In der wachsenden Torfschicht eines intakten Moores bleibt CO2 dagegen über lange Zeiträume gebunden.

Moore spielen deshalb als "Kohlenstoff-Senken" eine wichtige Rolle für die Klimaentwicklung und wirken dem Klimawandel entgegen. Nach Schätzungen sind weltweit etwa 500 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in Moorböden gespeichert. Das entspricht 30 Prozent des erdgebundenen CO2 - obwohl Moore nur drei Prozent der Landfläche einnehmen.

Wenn der Boden in Luft geht …

Kommt einem Moor das Wasser abhanden, indem es Menschen "kultivieren", gelangt Sauerstoff in den Boden und dringt auch in die tieferen Schichten vor. Nun startet ein mikrobieller Zersetzungsprozess. Der seit Jahrtausenden gewachsene Moorboden "verbrennt". Wertvoller Torf verschwindet, das Moor sackt ab. Bodendegradation (Verschlechterung der Ökosystemdienstleistungen des Bodens bis hin zu deren völligem Verlust) ist unvermeidbar. Zudem wird Treibhausgas freigesetzt. Das Moor, einst eine "CO2-Senke", mutiert zur "CO2-Quelle".

Dieser Vorgang wird in der Sendung am Beispiel eines Saure-Gurken-Glases erläutert. Werden Gurken eingeweckt, bleiben sie im Glas dauerhaft haltbar. Öffnet man jedoch den Deckel und schüttet einen Teil des sauren Suds weg, verrotten die Gurken und zersetzen sich.

Aus trockengelegten deutschen Mooren entweichen jährlich rund 43 Millionen Tonnen CO2. Das sind nach Auskunft der Bundesregierung rund fünf Prozent der jährlichen Gesamtemissionen in Deutschland und fast 40 Prozent der Emissionen der deutschen Landwirtschaft. Zerstörte Moore sind damit so klimaschädlich wie der Flugverkehr über der Bundesrepublik.

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Goldenstedter Moor in Niedersachsen | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Unterschätzte Moore Was sich im Torf verbirgt

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