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Von Mondholz und Vollmondbier Das Thema

Stand: 14.02.2008 | Archiv

Schön wär's: der Mond als idealer Ratgeber. Wir Menschen wüssten dann ganz genau, wann wir welche Dinge am besten tun könnten und der Erfolg wäre gewiss: den besten Zeitpunkt für den Beginn der Diät, damit die Pfunde nur so purzeln. Wann wir uns die Haare schneiden lassen und die Frisur wäre dann nicht so störrisch wie eh und je. Wann wir im Garten Blumen anpflanzen, damit das Beet nur so leuchtet vor farbenfrohen Blüten. Alles möglich, behaupten Verfechter "vom richtigen Zeitpunkt". So der Titel eines Buch, mit dem das Ehepaar Johanna Paungger und Thomas Poppe seit Anfang der 90er Jahre einen regelrechten Boom an Mondliteratur auslöste. In den diversen Mondkalendern sind ausführliche Hinweise für den Alltag beschrieben. Die Literatur um den geeigneten "Zeitpunkt des Handelns" hat viele Menschen, nicht nur Esoteriker, erreicht. Dabei wundern sich Wissenschaftler, wie wenig kritisch diese Ratgeber hinterfragt werden.

Der schwere Mond

Astrophysiker betrachten den Mond ganz nüchtern: Der Planet ist 400.000 Kilometer von der Erde entfernt. Und er ist schwer. Seine Masse wirkt als Schwerkraft auf die Erde. Die Erde wiederum zieht mit ihrer Gravitation, sprich Schwerkraft, den Mond ebenfalls an. Also ein wechselseitiges Erde-Mondsystem. Dieses Phänomen der Massenanziehung verursacht auf der Erde Ebbe und Flut. Allerdings nur bei den Meeren, weil sie so groß sind. Bei den kleineren Seen ist die Wirkung einfach zu gering. Und bei uns Menschen? Da ändert sich unser Gewicht zwischen Voll- und Neumond - sage und schreibe- gerade mal um 0,000035 Prozent! Der Mensch ist - könnte man flapsig sagen – vom Mond aus gesehen einfach ein zu kleines Teilchen. Was hingegen viel deutlicher wird: ohne den Mond würde sich unsere Erde sehr viel schneller um die eigene Achse drehen, etwa statt in 24 Stunden nur in neun bis zehn Stunden. Und dann sähe das Leben auf der Erde ganz anders aus: wir hätten auf dem Boden sehr viel höhere Windgeschwindigkeiten und deshalb würden sicherlich nicht – wenn es Leben überhaupt gäbe – aufrecht gehende Menschen herumlaufen. Lebewesen wären dann flach. Es leuchtet ein: der Mond ist nicht ganz unwichtig für uns Erdmenschen...

Einflüsse auf den Menschen

Aber wie ist es genau? Soll hier der Mond wirklich Einfluss auf unser Verhalten haben? In den Ratgebern und Mondkalendern wird schließlich empfohlen: alles das, was zunehmen soll, bei zunehmendem Mond zu tun und alles das, was weniger werden soll, bei abnehmenden Mond. Statistisch überprüft hat dies der Heidelberger Soziologe Edgar Wunder. Nach seinen Untersuchungen kommen bei Vollmond z.B. nicht mehr Komplikationen bei chirurgischen Operationen vor. Ebenso wenig nehmen die Geburten bei Vollmond zu, wie vielfach angenommen. In Einzelfällen mag das durchaus so sein, aber laut Statistik eben nicht.

Das vielgerühmte Mondholz

Mondholz, oder auch "Mondphasenholz" soll laut Paungger und Hoppe das bessere Bauholz sein. Das begründen sie schlicht mit alten Bauernregeln. Die Forstwissenschaftlerin Ute Seeling von der Universität Freiburg hat das genau untersucht. Als erstes stellte sie fest: Bauernregeln und Bauernkalender widersprechen sich oft. Die einen raten bei zunehmendem Mond, die anderen bei abnehmendem Mond zum Holzfällen. Als nächstes untersuchten die Wissenschaftler, inwieweit das Holz nach dem Fällen sein Volumen verringert. Auch da konnten sie keine Unterschiede ausmachen.

Das Schwindverhalten lag bei beiden Mondständen im normalen Bereich, was für Fichtenholz allgemein galt. Und dennoch scheint das Mondholz eine besonders gute Qualität zu haben. Dafür sind allerdings ganz andere Gründe verantwortlich: der Erntezeitpunkt, die Art des Einschnittes, die Lagerung und Trocknung an der Luft.

Ein stärker abgelagertes Holz ist einfach besser als ein Holz, das schnell aus der Industrie kommt. Damit ist der Mond nicht die Ursache, sondern allenfalls ein ökologisches Gesamtkonzept.

"Wenn es auch nicht hilft, so nützt es doch"

Mondjünger finden sich in allen Schichten, einerlei welche Bildung und Ausbildung sie haben. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Phänomen "Mondeinflüsse" nehmen sie gar nicht wahr, sondern verweisen auf ihre persönlichen Erfahrungen. Freilich mag der Mythos um den Mond dazu führen, sich an eine Regelmäßigkeit zu gewöhnen, die sonst nicht gegeben wäre: so berichtet Edgar Wunder von einer Frau, die nach dem Mondkalender regelmäßig ihre Zimmerpflanzen gegossen hat. Denen ging es dann tatsächlich besser. Das lag allerdings vielleicht nicht am Mond, sondern an der regelmäßigen Pflege. Immerhin: der Mond war hier wenigstens ein guter Zeitgeber.


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