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Erzeugung von Stimmlauten im Kehlkopf

Nicht ohne meinen Kehlkopf Erzeugung von Stimmlauten im Kehlkopf

Stand: 26.05.2017

Die Stimmritze ist verengt. Es kommt zur Stimm- und Lautbildung | Bild: Quelle: Klinikum Augsburg/Hals-Nasen-Ohren-Klinik

Beim Ein- und Ausatmen sind die Stimmlippen entspannt. Sie öffnen sich weit, damit Luft ungehindert ein und ausströmen kann. Um einen Laut hervorzubringen, müssen sie sich schließen und eng aneinanderlegen. Dafür sorgen die Muskeln.

Wenn aus der Lunge strömende Luft gegen geschlossene Stimmlippen presst, beginnen diese zu vibrieren. Sie schließen und öffnen sich wie Ventile. Schwingungen zwischen 100 und 1.000 Mal, im Extremfall 1.500 Mal pro Sekunde sind möglich. Dabei werden Schallwellen im Rachenraum erzeugt. Je schneller die Stimmlippen schwingen, desto höher wird der Ton.

Stimmverstärkung im Mund-Nasen-Rachenraum

Der durch die Vibration der Stimmlippen erzeugte primäre Kehlkopfklang ist äußerst leise. Um hörbar zu werden, muss er deutlich verstärkt werden. Dafür sorgt die Luft in den Mund-, Nasen- und Rachenräumen. Sie wird durch den Kehlkopfklang in Bewegung versetzt und bringt so die Stimme zum Klingen. Weil die Anatomie dieser Resonanzorgane von Mensch zu Mensch verschieden ist, haben alle Stimmen einen unterschiedlichen und typischen Klang.

Vokale und Konsonanten

Der Raum über den Stimmlippen bis zur Mundöffnung, auch Ansatzrohr genannt, verändert seine Gestalt durch Modifikation der Zungenstellung in der Mundhöhle, der Wangen oder der Konfiguration des Rachenraumes; so entstehen die Vokale. Konsonanten entstehen dadurch, dass dem Luftstrom etwa zwischen Zunge und weichem (g, k) beziehungsweise hartem Gaumen (s, t) oder zwischen den Lippen (b, p) oder zwischen den oberen Schneidezähnen und Unterlippe (f) Hindernisse bereitet werden - sei es durch Erzeugung eines Engpasses oder einer Absperrung mit nachfolgender "Sprengung" des Verschlusses.

Auf die Körperspannung kommt es an

Die Vibration der Stimmlippen überträgt sich aber nicht nur auf die Luft in den Mund-, Nasen- und Rachenräumen. Sie setzt auch die umgebende Muskulatur in Schwingung und macht damit den gesamten Körper zum Stimmverstärker. Je entspannter die Muskeln sind, desto besser können sie schwingen und der Stimme zusätzliche Fülle geben.

Die so genannte "Piepstimme" basiert auf einer hohen Spannung der Stimmlippen, die mit einer besonderen Körperspannung einhergeht. Emotionaler Stress erhöht die Körperspannung, Menschen sprechen schneller und die Tonlage ist höher. Ähnlich verhält es sich bei Frauen, die High Heels tragen und ihrem Körper die Chance auf Lockerheit nehmen - auch sie haben oft hohe Stimmen.

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