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Den Täufern droht die Vernichtung

Eine Täuferin um 1500 Den Täufern droht die Vernichtung

Stand: 23.09.2019

Wüstenfelde bei Bad Oldesloe, Sterbeort von Menno Simons, der sich 1536 der Täuferbewegung anschloss. Er ist späterer Namensgeber der Mennoniten. | Bild: picture-alliance/dpa

Die Täufer fordern die religiös-geistliche Selbstbestimmung. Sie wollen die egalitäre Apostelgemeinde wiederbeleben, in der es keine gesellschaftlichen Gegensätze und sozialen Konflikte gibt. Eine Kontrolle über ihre Gemeinden lehnen sie ab und gehen auf Distanz zur gelehrten Theologie. Sie verweigern Eid und Kriegsdienst und treten für die Erwachsenentaufe ein. Ämter und Verpflichtungen in Stadt oder Staat wollen sie nicht übernehmen. Damit stellen sie sich gegen geltende Normen.

Luther ist entsetzt. Dem menschlichen Streben, durch eigene Verdienste ein privilegiertes Verhältnis zu Gott zu bekommen, der so genannten "Werkgerechtigkeit", hat er eine Absage erteilt. Nun sieht er sich von den "Rottengeistern und Ketzern" mit ihrem vermeintlichen Vollkommenheitsanspruch herausgefordert.

Die Landesherren und viele Ratsmitglieder in den Städten reagieren ebenfalls mit Unverständnis. Sie bemängeln, dass die Täufer mit ihrer Verweigerungshaltung zum "gemeinen Nutz" nichts beitragen. Groß ist auch die Befürchtung, dass die Täufer die "kleinen Leute" aufwiegeln.

Und mag es zwischen katholischen, evangelisch-lutherischen und reformierten Christen manchen Streit geben, im Hinblick auf die Kindertaufe herrscht Einigkeit: Man hält an ihr fest. Die Kindertaufe wird seit dem 4./5. Jahrhundert mit der Begründung praktiziert, dass bereits ein Kind der Gnade Gottes bedarf. Damit hat man einen gemeinsamen Feind - die Täufer.

Dauerüberwachung und Verfolgungsdruck

Täuferversammlungen werden ausgespäht, Teilnehmer verhaftet und zumeist aus den Städten ausgewiesen. Aber auch Folter und Hinrichtung drohen. Bayerns Herzöge bekämpfen die Täuferbewegung mit blankem Terror. In einem Mandat (landesherrliche Verfügung) aus dem Jahr 1527 heißt es, alle "Wiedertäufer" seien mit dem Tod zu bestrafen ("Wer widerruft, wird geköpft, wer nicht widerruft, wird verbrannt"). Wer zögert, sein Kind taufen zu lassen, macht sich verdächtig.

Der Reichstag zu Speyer gibt 1529 grünes Licht für ein Vorgehen gegen die Täufer mit Feuer und Schwert. Auch die "Confessio Augstana", das Bekenntnis der lutherischen Reichsstände zu ihrem Glauben (1530), verdammt die "Wiedertäufer".

Wenngleich sich die Täufer heimlich in Bürgerhäusern, an abgelegenen Orten oder in Wäldern treffen, werden sie immer wieder aufgespürt. Ab 1530 verschwinden die Täufer aus den meisten Städten. Kleine Restgruppen finden Zufluchtsorte in Mähren und in Holland.

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Blick auf Augsburg um 1500 | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Eine Täuferin um 1500 Susanna Daucher

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