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Das Ende des Prager Frühlings Glossar

Stand: 10.08.2010 | Archiv

BegriffErklärung
BrudervolkDie Mitglieder des Warschauer Pakts bezeichneten sich wegen der gemeinsamen sozialistischen Ideologie gegenseitig als Brudervolk.
Deutsche Demokratische RepublikDauerte vom 7. Oktober 1949 bis zum 2. Oktober 1990. Gegründet auf Betreiben der Sowjetunion auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone als Reaktion auf die von den westlichen Besatzungsmächten betriebene Gründung der Bundesrepublik Deutschland.
Divisionmilitärischer Großverband, der zur selbstständigen Gefechtsführung fähig ist
HradschinBezeichnung für den Hügel, auf dem die Prager Burg steht, und den westlich an die Burg angrenzenden Stadtteil Prags mit dem Zentrum Hradschiner Platz
konterrevolutionärHaltung, die sich Gedanken und Aktivitäten verpflichtet weiß, die gegen eine bestimmte revolutionäre Veränderung gerichtet sind
Militärinterventionmilitärischer Einmarsch eines Landes in ein fremdes Land
NationalversammlungVolksvertretung, entweder vor allem zum Zweck der Verfassungsgebung bestellt, in einigen Ländern auch die parlamentarische Gesamtrepräsentation oder die Abgeordnetenkammer
OkkupationBesetzung. Ein externer Machthaber ersetzt auf einem bevölkerten Gebiet die vorhandene Staatsmacht.
OkkupationstruppenBesatzungstruppen. Von außen kommende Militärs, die ein Land besetzen.
Parteipräsidiumoberstes Leitungsgremium einer Partei
Polnische Volksrepublik1945, nach dem Zweiten Weltkrieg entstandener Staat, abhängig von der Sowjetunion, sozialistisch geprägt, hatte Bestand bis 1989.
polyglottmehrsprachig, viele Fremdsprachen sprechend
Prawda(russisch "Wahrheit"). Bolschewistische Zeitung, gegründet 1912 von Lenin während der russischen Oktoberrevolution. Seit 1917 erschien sie als Parteiorgan der KPdSU. Große finanzielle Schwierigkeiten nach dem Zusammenbruch der UdSSR 1992, Einstellung des Blattes 1996. Nachfolger: verschiedene neue Prawdas, die bis heute existieren.
Sondereinheiteine zu besonderen Zwecken und für Spezialaufgaben zusammengestellte Einheit von Polizei oder Militär
SowjetunionUnion der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Kommunistischer Vielvölkerstaat in Osteuropa und Nord- und Mittelasien, gegründet am 30. Dezember 1922, aufgelöst am 26. Dezember 1991 durch Beschluss des Obersten Sowjets, heute Russland oder Russische Föderation.
Sowjets(russ.: "Rat"). Ursprünglich die aus der russischen Revolution 1917 hervorgegangenen basisdemokratischen Selbstverwaltungsorgane der Arbeiter, Bauern und Soldaten. Später Bezeichnung für Verwaltungsorgane in der UdSSR.
StaatsstreichPutsch. Versuch, die Regierung zu stürzen und die Macht im Staat zu übernehmen.
SymbolcharakterSymbolischer Gehalt einer Darstellung, die über den dargestellten Moment hinaus etwas besonders Typisches, etwas besonders Einprägsames und Bedeutsames aussagt
TASSAbkürzung für "Telegrafnoe Agentstwo Sowjetskowo Sojusa", das heißt Telegrafenagentur der Sowjetunion. 1925-1991 Nachrichtenagentur der Sowjetunion. Seit 1992 arbeitet die Agentur unter dem Namen ITAR-TASS.
Think tankDenkfabrik. Forschungsinstitut oder informelle Gruppe aus Politikern, Wissenschaftlern, Fachleuten, Unternehmern, die gemeinsam politische Konzepte oder Strategien entwickeln und die öffentliche Debatte fördern.
Tschechoslowakische RepublikAbk. = ČSSR. 1918 gegründeter gemeinsamer Staat von Tschechen und Slowaken, der 1993 aufgelöst wurde und in zwei unabhängige Staaten zerfiel: die Tschechische Republik und die Slowakische Republik.
Übertragungswagen(Kurzform: Ü-Wagen): Fahrzeug, ausgestattet mit der Technik eines Rundfunk- oder Fernsehstudios. Notwendig für Live-Berichterstattungen.
Volksrepublik UngarnBestand 1949-1989. Ungarn unter sowjetischem Einfluss mit einer Verfassung nach russischem Vorbild.
Warschauer PaktOffizieller Name: "Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand". Beistandpakt der sozialistischen Länder des Ostblocks unter Führung der Sowjetunion, hatte Bestand von 1955-1991.

Personen

NameWerdegang
Dubček, Alexander (1921-1992)Slowakischer Politiker und Reformer, Leitfigur des Prager Frühlings. 1963-1968 Sekretär des Zentralkomitees der slowakischen KP; 1968 Nachfolger A. Novotnýs als Erster Sekretär des Zentralkomitees der KPČ. Sein Versuch, einen liberaleren Kurs in der ČSSR durchzusetzen, scheiterte 1968 am Einmarsch der Warschauer-Pakt-Mächte. 1969 Rücktritt als Erster Sekretär, April-September 1969 Vorsitzender der Nationalversammlung, dann kurze Zeit Botschafter in Ankara; im Juni 1970 Ausschluss aus der Partei. Im Zuge der neuen Reformpolitik wurde Dubček 1989 Parlamentspräsident. Seit 1992 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei.
Mlynar, Zdenek (1930-1997)Tschechischer Politiker und Politologe. Einer der Hauptakteure des Prager Frühlings, Autor des politischen Teils des Aktionsprogramms der KSC vom 5. April 1968. Bis November 1968 Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, Ausschluss 1970, 1977 Mitautor der Charta 77, zur Emigration gezwungen.
Novotny, Antonin (1904-1975)Tschechoslowakischer Politiker, von 1957-1968 Präsident der ČSSR. Zunächst Vertreter der stalinistischen Linie bis weit in die 1960er Jahre, wurde 1968 als Parteichef von Dubček abgelöst.
Šik, Ota (1919-2004)Tschechisch-schweizerischer Maler und Wirtschaftswissenschaftler. Schöpfer der Wirtschaftsreformen des Prager Frühlings, bekannt auch unter der Bezeichnung "Der dritte Weg".
Steiger, Ivan (* 1939)Studierte an der Prager Filmhochschule Dramaturgie und Drehbuch unter Milan Kundera. Seit 1961 Karikaturist für führende tschechische Literatur- und Kunstzeitschriften, 1964 Zusammenarbeit mit der Süddeutschen Zeitung, der Münchner Abendzeitung und der Londoner „The Tribune“, seit 1972 mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seit 1978 deutsche Staatsbürgerschaft. 1983 eröffnete er das Münchner Spielzeugmuseum. Lebt in München und am Schnaitsee.
Svoboda, Ludwig (1895-1979)tschechoslowakischer Offizier und Politiker, 1945-1950 Verteidigungsminister und Armee-Oberbefehlshaber, 1968-1975 Staatspräsident

Breschnew, Leonid Iljitsch (1906-1982)

Friedensnobelpreisträger und ehemaliger Bundeskanzler Willy Brandt zusammen mit Leonid Breschnew (hinten) im Jahr 1971

Sowjetischer Politiker. Von 1964 bis 1982 Parteichef der KPdSU und damit "erster Mann" der Sowjetunion. Brachte die Reformen Chruschtschows zum Stillstand, in der Außenpolitik forcierte Aufrüstung, Gleichstand mit den USA, Entspannung im Verhältnis zum Westen, gleichzeitig Sicherung der hegemonialen Ansprüche der SU durch militärische Mittel (ČSSR 1968, Afghanistan 1979).


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