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Der Mondkönig

Ludwig II. Der Mondkönig

Stand: 17.09.2018

Vor dem Vollmond steht die Ritterfigur auf dem Giebel des Schlosses Neuschwanstein bei Hohenschwangau (Bayern) | Bild: picture-alliance/dpa

Wenngleich sich Ludwig nie um die Zuneigung des Volkes bemüht, schätzen ihn die Menschen. Der hoch gewachsene König (1,91 Meter) mit dem welligen Haar sieht in jungen Jahren gut aus, er ist modebewusst und trägt elegante Uniformen. Zeitgenossen schwärmen von seiner Anmut und der erotischen Ausstrahlung. Bayerischen Traditionen steht er reserviert gegenüber, Lederhosen wie Prinzregent Luitpold (1821-1912), der 1886 für Ludwig und seinen geistesgestörten Bruder Otto die Regierungsgeschäfte übernimmt, trägt er nicht.

Vielleicht um die Hungerjahre seiner Kindheit zu vergessen, lässt er sich erlesene Speisen und Süßigkeiten servieren. Als Nachtmensch bzw. "Mondkönig" frühstückt er oft um Mitternacht und nimmt morgens ein üppiges Mittagessen ein. Am Ende wiegt er 120 Kilogramm, er verliert die obere Zahnreihe. Als er mehr und mehr in seiner Traumwelt aufgeht, machen sich allerlei Marotten bemerkbar.

Ludwig, der nächtliche Ausritte und Schlittenfahrten liebt, zieht sich häufig mit seinem Stallmeister Richard Hornig (1841-1911) auf Berghütten zurück und ist für seine Minister nicht erreichbar. Die Stallburschen sind zuweilen arabisch oder altgermanisch kostümiert. Und als junge Kavalleristen vom Land zum König abkommandiert werden, machen in den Wirtshäusern Gerüchte über homophile Neigungen Ludwigs und Orgien die Runde.

Ludwigs Parallelwelt

Die Verlobung mit Prinzessin Sophie Charlotte (1847-87), der jüngsten Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich ("Sisi"; 1838-98) löst Ludwig 1867 auf, als bereits die Hochzeitsvorbereitungen laufen.

Ludwig verachtet die in Adelskreisen hoch geschätzte Jagd, zeigt pazifistische Neigungen und bedauert, dass das 1870/71 geschlagene Frankreich an den Kriegsfolgen zu leiden hat. Zuweilen speist er allein an Tischen, die für mehrere Personen gedeckt sind und plaudert mit dem "Sonnenkönig" Ludwig XIV. (1638-1715) oder Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Theatervorstellungen lässt er separat aufführen und gibt auch gern Regieanweisungen.

Als Bauherr lebt Ludwig auf, in seiner von Wagner inspirierten Architektur will er sich verewigen. In den Prunkschlössern werden Elemente verschiedener Epochen vereinigt, mit moderner Technik versehen und in die bayerische Landschaft eingefügt. Der geplante Nachbau des kaiserlichen Winterpalastes in Peking am Plansee kommt nicht mehr zustande. Die Bauwerke soll der Pöbel möglichst nicht zu Gesicht bekommen, "weil der Blick des Volkes sie entweihen, besudeln würde". Ludwigs Bauarbeiter kommen immerhin in den Genuss einer Krankenversicherung.

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Gemälde von Ludwig II. mit Uniform und Krönungsmantel / Exponat der Ausstellung "Götterdämmerung" | Bild: Haus der Bayerischen Geschichte zum Thema Ludwig II. Der Mondkönig

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