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Ludwig I. und die Lola-Montez-Affäre

Bayerns König Ludwig I. Ludwig I. und die Lola-Montez-Affäre

Stand: 26.02.2018

Lola Montez, Tänzerin und Geliebte von König Ludwig I.. Zeitgenössisches Porträt vom Hofmaler Josef Karl Stieler | Bild: picture-alliance/dpa

Als der alternde Monarch im Herbst 1846 die mehr als 30 Jahre jüngere Tänzerin erblickt, ist es um ihn geschehen. Eliza Rosanna Gilbert - sie nennt sich Lola Montez und soll spanische Adelige als Vorfahren haben - hat bereits die Männerwelt in England, Indien und Frankreich betört. Nun ist Bayerns König an der Reihe. Ludwig, ein notorischer Frauenheld mit großer Ehebrucherfahrung, macht Lola zu seiner Geliebten und fördert sie. Er überschüttet sie mit Geschenken; sie erhält ein eigenes Palais in der Münchner Maxvorstadt.

Bislang hat Ludwig es verstanden, verschiedene Leben zu leben und sie strikt voneinander zu trennen. Nun verliert er die Kontrolle über sein Handeln. Offen bekennt sich der König zu seiner Beziehung, während Lola ihrer Verschwendungssucht frönt und beginnt, Einfluss auf die Besetzung von Posten in der Regierung zu nehmen.

Ludwigs "Lolismus"

Während in München die Empörung über den "Lolismus" quer durch alle Bevölkerungsschichten wächst, duldet Ludwig keinen Widerspruch. Als sich die Regierung unter Carl von Abel, einem der Kirche nahe stehenden Ultramontanen, der Verleihung der bayerischen Staatsbürgerschaft an Lola widersetzt, wird das Kabinett entlassen. Zwischen dem König und konservativen Gruppierungen in Adel und Klerus wächst die Entfremdung.

Es folgt das "Kabinett der Morgenröte" unter dem liberalen Georg Ludwig von Maurer. Dieser stellt sich jedoch quer, als die Geliebte des Königs ein Adelsprädikat erhalten soll (erblicher Titel Gräfin von Landsfeld) - und wird ebenfalls seines Amtes enthoben.

Als Ludwig Lola bei Hofe einführen und sie der Königin und seinen Kindern vorstellen möchte, widersetzt sich Therese. Bislang hatte sie seine zahlreichen Liebschaften geduldet, doch das Eindringen der Geliebten in ihr Terrain, in das Hofleben, will sie nicht hinnehmen.

Ludwigs Herrschaft wird brüchig

Autoritär und beratungsresistent lässt Ludwig es zu, dass sich die Wut über die Montez-Affäre - der "Antilolismus" - mit einer revolutionären Stimmung verbindet, die sich 1848 in ganz Europa ausbreitet und auch Bayern erfasst. Bei der Pariser Februarrevolution wird König Louis Philippe gestürzt, die Unruhen ziehen immer weitere Kreise.

In München entsteht ein explosives Gemisch: Todesdrohungen und Forderungen nach Verbannung der "Hure" Lola Montez werden ebenso laut wie das Verlangen nach einem Umbau des politischen Systems, nach Pressefreiheit, einem neuen Wahlrecht und der Vereidigung der Armee auf die Verfassung. Gewünscht wird zudem ein Gesetz über Ministerverantwortlichkeit, das Einmischungsversuchen des Königs einen Riegel vorschiebt.

Der König agiert immer ungeschickter, etwa als er nach Studentenprotesten die Münchner Universität für das Sommersemester 1848 schließen möchte und damit nicht nur den Zorn der Hochschüler, sondern auch vieler Bürger und einflussreicher Geschäftsleute auf sich zieht.

Schließlich muss Bayerns Herrscher dem Druck nachgeben, Lola ausweisen und einer Liberalisierung des Staatswesens zustimmen. Weil die geplante Verfassungsreform mit Ludwigs Vorstellungen von "Königswürde" nicht vereinbar ist, dankt er am 19. März 1848 zugunsten seines ältesten Sohnes Maximilian ab. "Statt Sklave zu werden", sagt er später, "wurde ich Freiherr". Ludwig lebt noch zwei Jahrzehnte und sieht mit Genugtuung, dass seine letzten Bauvorhaben abgeschlossen werden.

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