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Kann man alles steuern? Glossar

Stand: 17.11.2014 | Archiv

PersonenWerdegang
Beer, (Anthony) Stafford
(1926 - 2002)
Der britische Betriebswirt versuchte, einen ganzheitlichen Ansatz für die Unternehmensorganisation zu finden. Die Kybernetik bezeichnete er in diesem Zusammenhang als die "Wissenschaft von der effektiven Organisation". 1971 wurde er vom chilenischen Finanzminister Fernando Flores aus der Regierung von Salvador Allende damit beauftragt, die Wirtschaft des Landes nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu steuern. Ergebnis war das "Cybersyn"-Projekt, bei dem die Betriebe täglich Kennzahlen wie Materialverbrauch und Krankenstand an eine Zentrale meldeten. Dort errechnete ein Computer die aktuellen Vorgaben für die Betriebe und den Wirtschaftsplan.
Wiener, Norbert
(1894 - 1964)
Der Sohn eines Professors an der US-amerikanischen Harvard-Universität galt als Wunderkind. Schon mit elf Jahren begann er an einem College Mathematik zu studieren; mit 14 wandte er sich an der Universität seines Vaters der Zoologie zu. Bald wechselte er an die Cornell University, um Philosophie zu studieren. Nach Forschungsaufenthalten in Cambridge (England) und Göttingen kehrte er in die USA zurück, nahm während des Ersten Weltkriegs kurzzeitige Beschäftigungen an und unterrichtete ab 1918 Mathematik am renommierten Massachusetts Institute of Technology. Er beschäftigte sich mit vielen theoretischen und praktischen Aspekten der Mathematik und gilt als der Vater der Kybernetik.
BegriffErklärung
BionikSie versucht, Prinzipien aus der Natur in technischen Lösungen umzusetzen. Beispiele sind die "Haifischhaut", die Flugzeugen und Schiffen besonders geringen Reibungswiderstand verleiht; die Form von Flugzeugtragflächen, die den Flügeln von  Vögeln nachgeahmt sind; oder der "Lotus-Effekt". Bei diesem sorgt eine aufgeraute Feinstruktur von Oberflächen dafür, dass Wasser und Schmutz - genau wie auf den Blättern der Lotuspflanze - nicht haften können. Beispielsweise gibt es Wandfarben und selbstreinigende Dachziegel mit dem "Lotus-Effekt".
FeedbackEnglisch für Rückkopplung - dank dieses wichtigen Prinzips halten sich viele natürliche Systeme ohne äußeren Eingriff selbst im Gleichgewicht. Beispiele sind die Zahl von Räubern und Beutetieren in einem isolierten Ökosystem oder die Produktion von Verdauungsenzymen nach dem Essen. Ist die Nahrung in ihre Bestandteile zerlegt, melden die Enzyme an Magen und Leber, dass sie nichts mehr zu tun haben - und der Körper stellt die Produktion daraufhin ein. Feedback gibt es auch in der Technik (etwa bei der Steuerung von Beleuchtung und Heizung), in der Wirtschaft (Angebot und Nachfrage), im Verkehr und in vielen anderen Bereichen des Alltags.
HomöostaseAufrechterhalten eines Gleichgewichts. Auch dieser Begriff bezeichnete ursprünglich ein natürliches Phänomen, nämlich die Selbstregulation vieler Prozesse im Körper, etwa des Blutdrucks oder des Stoffwechsels. Außer in der Biologie wird er inzwischen unter anderem auch in der Physik, der Psychologie und den Wirtschaftswissenschaften benutzt (etwa durch Stafford Beer beim Versuch, die chilenische Wirtschaft nach kybernetischen Prinzipien zu steuern).
Kalter KriegVon den 1950er- bis zu den 1980er-Jahren andauernde Auseinandersetzung zwischen den beiden Supermächten USA und Sowjetunion. Diese versuchten, ihren jeweiligen Gegner durch Abschreckung von einem Angriff abzuhalten. Dabei wollten beide Seiten jeweils stärker erscheinen als die Gegenseite, was ein Wettrüsten mit Atomwaffen, Weltraumtechnik und konventionellen Waffen zur Folge hatte. Zu einem direkten bewaffneten Konflikt zwischen den Supermächten kam es nicht; daher der Begriff "kalter" Krieg.

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