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Religion als Politik Glossar

Stand: 30.03.2015 | Archiv

PersonenWerdegang
Constantinus Chlorus I.
(250-306)
Römischer Offizier und Kaiser, Vater Konstantins des Großen; von 293 bis 305 -Juniorkaiser (Caesar), 305-306 Seniorkaiser (Augustus) im westlichen Reichsteil, verheiratet (298) mit Theodora, der Stieftochter des Kaisers Maximian, herrscht in Hispanien, Gallien und Britannien, stirbt Ende Juli 306 in Eboracum (heute York, England).
Diokletian
(um 240-316)
Gaius Aurelius Valerius Diocletianus, Offizier, von 284 bis 305 römischer Kaiser. Von der Prätorianergarde zum Kaiser ausgerufen (284), leitet er weitreichende Reformen ein und installiert die Vierherrschaft (Tetrarchie). Er steigert den Kaiserkult, nimmt den Götternamen Jovius an, lässt sich als "Sol Invictus" feiern. Ab 303 lösen seine Edikte eine Welle brutaler Christenverfolgungen aus: Den Christen werden die bürgerlichen Rechte entzogen, sie müssen Ämter und Ehrenstellungen räumen, ihre Kirchen und Bücher werden verbrannt, der Kirchenbesitz wird konfisziert. Auf die Verweigerung des Kaiseropfers stehen Kerkerhaft und Tod. 305 dankt Dikletion ab und zwingt seinen Mitkaiser Maximian ebenfalls zum Rücktritt.
Eusebius von Caesarea
(260/64-339/340)
Theologe, Bischof, Geschichtsschreiber und Kirchenvater, 313 zum Bischof von Caesarea (Palästina) ernannt, 325 Teilnehmer des Konzils von Nicäa, 335 Leiter der Synode von Tyros, verfasste unter anderem eine Kirchengeschichte und eine Vita Konstantins.
Firmicus Maternus
(4. Jahrhundert)
Iulius Firmicus Maternus, römischer Senator und astrologischer Schriftsteller, zum Christentum übergetreten.
Galerius
(um 250-30.4.311)
Caius Galerius Valerius Maximianus durchläuft eine Militärkarriere, wird am 1.3.293 von Diokletian zum Caesar erhoben. Am 1.5.305 wird er neuer Augustus im Osten, Constantius wird Augustus im Westen. Er gilt als maßgeblich verantwortlich für die Christenverfolgung ab 303, erklärt aber 311 das Christentum durch ein Toleranzedikt zur erlaubten Religion (religio licita).
Helena, Flavia Julia
(um 255-337)
Die Konkubine des römischen Kaisers Constantinus I. Chlorus und Mutter Konstantins des Großen wird in Bithynien (heute Bulgarien) vermutlich als Tochter eines Schankwirts geboren. Sie soll unbelegten Darstellungen zufolge bereits 312 Christin geworden sein und ihren Sohn bekehrt haben. Helena lebt am kaiserlichen Hof, wird 325 zur "Augusta" erhoben. 326 bereist sie die Provinzen Syrien und Palästina, besucht 327 Jerusalem, wo sie der Legende zufolge das Kreuz Christi sowie die Nägel vom Heiligen Kreuz, Teile der Dornenkrone, ein Stück der Kreuzestafel und die "Heilige Treppe" findet.
Konstantin der Große
(um 280–21.5.337)
Gaius Flavius Valerius Constantinus wird um 280 als unehelicher Sohn des Offiziers Constantius geboren. 306 erheben ihn die Truppen seines Vaters in Britannien zum Kaiser. Die Erhebung ist illegitim, Galerius verweigert ihm daher die Anerkennung als Augustus, muss ihm aber 308 den Titel eines Caesars zugestehen.
s Ab 310 greift Konstantin aktiv in den Kampf um die Herrschaft über das römische Imperium ein. 311 rückt er über die Alpen nach Italien vor, um Maxentius, der den Rang eines Westkaisers an sich gerissen hat, aus Rom zu vertreiben. Das militärisch überlegene Heer des Maxentius und die schwächere Streitmacht Konstantins stehen sich an der Milvischen Brücke vor Rom gegenüber.
s Konstantins christliche Biografen berichten, ein Traumgesicht habe den Feldherrn veranlasst, sich unter den Schutz Christi zu stellen. Der Geschichtsschreiber Eusebius von Caesarea erzählt, Konstantin selbst habe ihm anvertraut, wie über der Sonne ein Kreuz aus Licht erschienen sei, welches die griechische Inschrift "en tuto nika" (in diesem [Zeichen] siege), getragen habe. Tags darauf habe Konstantin ein Feldzeichen mit dem Christusmonogramm XP für die ersten beiden Buchstaben des Wortes Χριστός („Christos“) herstellen und in der Schlacht vorantragen bzw. ein Christusmonogramm auf den Schilden der Soldaten anbringen lassen.
s Am 28. Oktober 312 schlägt Konstantin das gegnerische Heer, Maxentius stirbt auf der Flucht. Nach dem Sieg teilen sich Licinius und Konstantin die Herrschaft im Reich.
s Zu Beginn des Jahres 313 treffen die beiden Augusti eine Vereinbarung über die künftige gemeinsame Religionspolitik: Das Christentum ist fortan im ganzen Reich als gleichberechtigte Religion anerkannt, die Ausübung des Kultes unterliegt keinerlei Einschränkung, Christen haben vollen Zugang zu allen staatlichen Ehren- und Verwaltungsämtern; konfiszierte Kirchengüter werden zurückgegeben.
s Charakteristisch "für das erste Jahrzehnt der Christenpolitik Konstantins ist ein gewisser Schwebezustand zwischen altem und neuem Glauben und ein (...) nur ganz langsames Vortasten des großen Staatsmanns in den Bereich der neuen Glaubenswelt. (...) Konstantin hat daher zunächst das Christentum nur neben den alten Kulturen anerkannt und hat nur für sich und seine Umgebung die Hilfe des Christengottes in Anspruch genommen. (...) Neben dem Christengott blieb daher noch eine Zeitlang der Sonnengott [sol invictus] sein Helfer, so dass zunächst von einer Art "Doppelversicherung" am Himmel gesprochen werden kann." (Ernst Kornemann, Geschichte der Spätantike, München 1978, S. 25f.).
s Trotz dieses Nebeneinanders von alter und neuer Religion zeichnet sich Konstantin als entschiedener Förderer des Christentums aus. Er ist bemüht, eine kluge diplomatische Balance zwischen Tradition und Erneuerung zu halten und meidet alles, was die bestehende Ordnung stürzen oder alte Machteliten brüskieren könnte.
s Ab 316 steht Konstantin im Kampf gegen seinen Mitkaiser Licinius. Auslöser sind wohl machtpolitische und auch religionspolitische Spannungen zwischen den Herrschern. Seit 320 kommt es wiederholt zu gewaltsamen Übergriffen gegen die Christen, mehr und mehr zeigt sich, dass Licinius nicht bereit ist, die in Mailand erzielte Übereinstimmung dauerhaft zu wahren.
s 324 rüstet Konstantin zum entscheidenden Feldzug und schläg Licinius bei Chrysopolis. Damit ist der Kaiser unangefochtener Herrscher über beide Reichsteile. Nur 20 Jahre nach der Abdankung Diokletians ist die Idee der Vierkaiserherrschaft (Tetrarchie) erledigt. Spätestens mit diesem Jahr ist das Christusmonogramm offizielles Feldzeichen und damit Symbol des Reichsgottes.
s 325 beruft Konstantin das 1. Konzil der Kirchengeschichte in Nikaia ein. Auf dieser Kirchenversammlung wird die Idee von der Gottgleichheit Christi angenommen und als verbindliches Glaubensbekenntnis ausformuliert.
s 330 wird Byzantinum unter dem Namen Constatinopolis Hauptstadt des neuen Kaiserreichs. Der Kaiser gibt den Auftrag für einige der berühmtesten Bauten des christlichen Abendlandes, darunter die Lateranbasilika, die Petersbasilika, beide in Rom, die Apostelkirche in Konstantinopel und die Grabeskirche in Jerusalem.
s Konstantin stirbt, nachdem er auf dem Sterbebett die Taufe empfangen hat, am 21. Mai 337 in Anchyrona bei Nikomedia und wird in der Apostelkirche beigesetzt.
Laktanz
(um 250-320)
Lucius Caecilius Firmianus Lactantius, Rhetoriklehrer und Kirchenschriftsteller, 315 von Konstantin zum Lehrer seiner Sohnes Crispus berufen, zählt aufgrund seiner apologetischen Schriften zur Verteidigung des Christentums zu den Kirchenlehrern.
Licinius
(um 265-325)
Valerius Licinianus Licinius, Offizier, Adoptivsohn Diocletians, von 308 bis 324 römischer Kaiser. 308 zum Augustus des Westens erhoben. Sein untergeordneter Juniorkaiser Maximinus Daia strebt nach der Macht und verbündet sich mit Maxentius, dem Gegenspieler Konstantins. Im März 313 schließt Lincinius ein Bündnis mit Konstantin und besiegt seinen Rivalen Daia. Nach anfänglichen Versuchen zu einvernehmlichem Handeln überwerfen sich beide Augusti und liefern sich mehrere Schlachten. Einem Friedensschluss im Jahr 317 folgt 324 ein erneuter Krieg um die Macht. Am 18.9.324 wird Licinius von Konstantin geschlagen. 325 wird er des Hochverrats beschuldigt und hingerichtet.
Maximian
(um 240-310)
Marcus Aurelius Valerius Maximianus, 286 bis 305 Seniorkaiser (Augustus) des Westreichs, Vater des Maxentius. Sein Juniorkaiser ist seit 293 Constantinus, der Vater Konstantins. Er tritt am 1.5. 305 gemeinsam mit Dioklaetian zurück. 307 ernennt er sich erneut zum Augustus, wird 308 zur Abdankung gezwungen, beansprucht aber 310 nochmals den Titel und die Macht eines Augustus. Er endet durch Selbstmord (vermutlich von Konstantin erzwungen).
Maxentius
(um 278-28.10.312)
Marcus Aurelius Valerius Maxentius, Sohn des Kaisers Maximianus, wird am 28.10. 306 in Rom von Soldaten zum Kaiser ausgerufen. Nachdem Galerius den illegitim zum Augustus ausgerufenen Konstantin als Caesar bestätigt hatte, hofft der Usurpator offensichtlich ebenfalls auf die Anerkennung. Obwohl die Bestätigung ausbleibt, kann sich Maxentus militärisch behaupten und herrscht bis 312 widerrechtlich über Italien, Nordafrika und Teile Spaniens. Am 28.10.312 wird er in der Schlacht an der Milvischen Brücke von Konstantin besiegt und ertrinkt auf der Flucht im Tiber.
Voltaire
(21.11.1694-30.5.1778)
Eigentlich François-Marie Arouet, französischer Schriftsteller, Satiriker, Philosoph und Aufklärer, Verfasser zahlreicher radikal kirchen- und religionskritischer Werke.
Wallraff, Martin
(geb. 1966)
Dr. theol., Professor für Kirchen- und Theologiegeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Basel
BegriffeErklärung
AugustusZunächst ein vom Senat 27 v. Chr. an Gaius Octivianus (63 v. Chr-14 n. Chr.) verliehener Ehrentitel ("Der Erhabene"), seit Tiberius Claudius (10 v. Chr.-54 n. Chr.) ein fester Bestandteil der römischen Kaisertitulatur. Im System der Tetrarchie ist Augustus der Titel des Seniorkaisers; die unterstellten Juniorkaiser tragen den Titel Caesar.
KleinasienKleinasien (lat. Asia minor); antike Landschaft und römische Provinz, die in etwa dem Gebiet des heutigen Anatolien entspricht.
Milvische BrückeTiberbrücke in Rom, 312 Schauplatz der Schlacht zwischen Konstantin und seinem Mitkaiser Maxentius.
MonotheismusDer Glaube an einen einzigen Gott (Eingottglaube) im Gegensatz zum Polytheismus (Vielgottglaube).
Nicäa (Nikaia)Stadt in Kleinasien (heute Iznik, Türkei) am Ostende des Marmarameers, Ort des 1. Ökumenischen Konzils von 325, ein weiteres Konzil fand hier 787 statt.
NikomediaAntike Königsstadt am Marmarameer (heute Iszmit, Türkei), von Diokletian ab 284 zur östlichen Kaiserresidenz ausgebaut. 330 verlegt Konstantin seine Residenz nach Byzantion, das er in Konstantinopolis umbenennt.
PiktenRömischer Sammelname für historisch schwer fassbare Volkstämme, die das Gebiet des heutigen Schottland bewohnten. Der Name bedeutet "Die Bemalten" (lat. picti) und geht vermutlich auf auffällige Tätowierungen zurück. Als Pikten bezeichnete Stämme fielen im 3. und 4. Jahrhundert wiederholt plündert im römischen Britannien ein und provozierten Strafaktionen.
UsurpationWiderrechtliche Machtergreifung, in der röm. Spätantike die Ausrufung eines Gegenkaisers (Usurpators), meist eines Heerführers durch seine Truppen.
Vierherrschaft (Tetrarchie)293 von Diocletian eingeführtes System der Vierherrschaft (Tetrarchie): Zwei Seniorkaiser mit dem Titel Augustus teilen sich die Herrschaft über das Römische Reich. Sie erwählen zwei ihnen unterstellte Juniorkaiser, die den Titel Caesar tragen. Vorgesehen ist, dass die vier Kaiser gemeinsam handeln, das Reich ist weder geografisch noch politisch geteilt. In der Praxis sind die Augusti jedoch entweder vorwiegend für den Ost- oder den Westteil des Reichs zuständig. Es ist daher üblich, von einem Ost- und Westkaiser zu sprechen. Mit dem Sieg Konstantins über Licinius (324) ist das System der Tetrarchie erloschen.

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