Bayern 2 - radioWissen


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Eine Kaiserin verweigert sich

Von: Volker Eklkofer / Sendung: Brigitte Reimer

Stand: 30.07.2012 | Archiv

GeschichteRS, Gy

Sie ist von Legenden umwoben, Schönheit und Tragik verbinden sich in ihrer Person, ihr gewaltsamer Tod macht sie unsterblich. Kaiserin Elisabeth ist eine exzentrische Frau, die rebelliert, in Traumwelten flieht und auf der Suche nach sich selbst scheitert.

Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837-98) ist - aus streng historischer Sicht - eine kapriziöse Nebengestalt in der Geschichte des Habsburgerreichs. Politische Bedeutung erlangt sie nicht, doch durch ihren unkonventionellen Lebensstil, ihren Egoismus, ihre Rebellion gegen den Wiener Hof, ihren Schlankheits-, Schönheits- und Fitnesswahn gelangt sie zu nachhaltigem Ruhm. Sie arbeitet noch zu Lebzeiten erfolgreich am "Sisi-Mythos", präsentiert der Welt einen genialen Mix aus Selbstinszenierung und Verweigerung.

Nach einer relativ freien Kindheit als Tochter des Herzogs Max in Bayern kommt Elisabeth als verschüchtertes Mädchen nach Wien, am 24. April 1854 findet die Vermählung mit Kaiser Franz Josef (1830-1916) statt. Bald hadert sie mit dem konservativen Milieu am Wiener Hof. Sie fühlt sich vom Ehemann unverstanden, lehnt sich auf, betreibt einen beispiellosen Schönheitskult, macht sich einen Namen als furchtlose Parforcereiterin, flüchtet sich in Reisen. Sie verlässt Wien, kümmert sich nur wenig um ihre Kinder und vernachlässigt die Pflichten als Kaiserin.

Sie lebt im Luxus, kritisiert aber in ihren Gedichten die Monarchie und bekennt sich zu Republik und Pazifismus. In den letzten Lebensjahren - der Selbstmord ihres Sohnes Rudolf 1889 trifft sie hart - beschäftigt sie sich mit Esoterik und Spiritismus. Trotz aller hektischen Aktivitäten bleibt Elisabeth eine Frau ohne Lebensinhalt. Am 10. September 1898 wird sie am Genfer See von dem italienischen Anarchisten Luigi Lucheni (1873-1910) erstochen.


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