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Das Thema Sisi und die Kunst

Stand: 19.06.2012 | Archiv

Zwischen 1885 und 1889 verfasst Elisabeth zahlreiche Gedichte - Ventil für ihren Frust und ihr Aufbegehren. Sie orientiert sich an Heinrich Heine (1797-1856) und schätzt den "letzten Dichter der Romantik" schon deshalb, weil diametral zu ihrer Umgebung steht: Er war Jude, Protestant, Außenseiter und lebte im Exil.

Sisi als Dichterin

Sisi schreibt witzig und ironisch. Den Ehemann Franz Joseph, der ihre Dichterei als "Wolkenkraxelei" abtut, präsentiert sie als Esel, sich selbst sieht sie als Feenkönigin. Überdeutlich zeigen die Verse aber ihre innere Leere und ihre Einsamkeit. Auffällig ist die Aggressivität gegenüber dem kaiserlichen Hof und den Habsburgern - über die "verkommene Brut" gießt sie Hohn und Spott. Das System der Monarchie kritisiert die Kaiserin Österreichs als baufällige Ruine.

Sisi überantwortet ihre Verse, die literarisch nicht allzu hochwertig sind, dem Präsidenten der Schweizer Eidgenossenschaft, erst 1950 sollen sie veröffentlicht werden. 1979 erhält die Historikerin Brigitte Hamann Einsicht, 1984 gibt sie das "Poetische Tagebuch" heraus. Für Hamann geben die Gedichte als "Selbstportrait" viel über die Persönlichkeit Elisabeths preis.

Auszug aus "Mein Traum" (1887)

(…)
Das arme Landvolk schwitzet,
Bebaut mühsam sein Feld.
Umsonst! Gleich wird stibitzet
Ihm wiederum sein Geld.

Kanonen sind sehr teuer.
Wir brauchen deren viel.
Besonders aber heuer
W
o ernst wird aus dem Spiel.

Wer weiß! Gäb's keine Fürsten,
Gäb' es auch keinen Krieg;
Aus wär' das teure Dürsten
Nach Schlachten und nach Sieg.

Vielleicht lässt sich was machen
Doch mit "vereinter Kraft",
Dass man aus alten Sachen
Hier noch was Gutes schafft.

(…)
Und sollten sie entscheiden,
Die Republik muss sein,
So willige mit Freuden
In ihren Wunsch ich ein.


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