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Elisabeth von Österreich Glossar

Stand: 23.04.2012 | Archiv

BegriffErklärung
AnarchistenAnarchisten lehnen im 19. Jahrhundert jegliche staatliche Ordnung und Herrschaft ab. Nach ihrer Auffassung engen politische Systeme die Freiheit der Gesellschaft und die Entfaltung der Persönlichkeit des Einzelnen in unerträglicher Weise ein.
GottesgnadentumIm Mittelalter wird dem Herrschertitel die Formel dei gratia (von Gottes Gnaden) angehängt, um die Abhängigkeit von Gott zu verdeutlichen. In der Zeit des Absolutismus steht dei gratia für den umfassenden Machtanspruch, das heißt, ein Herrscher macht klar, dass er kleiner irdischen Gewalt untersteht.
MayerlingRudolf, der 1858 geborene einzige Sohn Elisabeths und Franz Josephs, ist Thronfolger. Sein militärbegeisterter Vater ernennt ihn einen Tag nach der Geburt zum Kommandeur eines Infanterieregiments. Schon im Alter von drei Jahren muss er Truppenparaden abnehmen und wird von seinen Erziehern gedrillt. Als die Mutter in den 1860er Jahren nach langer Abwesenheit nach Wien zurückkehrt, trifft sie einen verängstigten Jungen und setzt durch, dass Rudolf einen liberalen Erzieher, Graf Latour, erhält. Als Erwachsener kritisiert der Thronfolger den aristokratischen Lebensstil. Er umgibt sich mit Intellektuellen und Wissenschaftlern und besucht gern Heurigenlokale. Die Volksferne seines Vaters und die Zensur im Reich sind ihm ein Dorn im Auge. Franz Joseph überträgt dem "Regimekritiker" kaum Aufgaben und ignoriert seine politischen Vorstöße. 1881 heiratet Rudolf die statusbewusste, Repräsentation liebende Stephanie von Belgien, die Ehe geht bald in die Brüche. Rudolf konsumiert Alkohol und Drogen, flüchtet sich in Liebesabenteuer, wird geschlechtskrank und steckt auch seine Frau an. Mit 30 Jahren ist der Kronprinz am Ende. Verzweifelt erschießt er sich mit seiner letzten Geliebten, der Baroness Mary Vetsera, am 30. Januar im Jagdschloss Mayerling.
NeoabsolutismusDie Revolution von 1848/49 hat bei Kaiser Franz Joseph einen tiefen Eindruck hinterlassen. Nach dem Sieg der Gegenrevolution lässt er im März 1849 den Reichstag von Kremsier auflösen. An die Stelle einer verfassungsrechtlichen Ordnung tritt das System des Neoabsolutismus. Dessen Merkmale sind:
• Monarchische Vorrangstellung
• Zentralistische Organisation von Verwaltung und Polizeiapparat
• Bündnis von Thron und Altar, das heißt enge Kooperation mit der katholischen Kirche (Konkordat von 1855)
• Ausbau der Armee zur Stütze der Monarchie, deutsche Kommandosprache im Heer des Vielvölkerstaats
• Aufbau eines loyalen Beamtenapparats
Revolution 1848/49 in WienWährend der Revolution 1848 begehren das Bürgertum und die Arbeiter auch im Habsburgerreich auf. Die einen wünschen politische Mitwirkung, die anderen eine Verbesserung der sozialen Lage. Im Mai 1848 kommt es zu Studentenprotesten und einer "demokratischen Revolution" in Wien. Der kränkelnde und geistig zurückgebliebene (1783-1875) flieht nach Innsbruck, kehrt im August nach Wien zurück und muss seine Hauptstadt erneut verlassen. Ende Oktober 1848 erstürmen konterrevolutionäre Truppen Wien, begehen Massaker und erschießen auch den Abgeordneten der Frankfurter Paulskirche Robert Blum (1807-48). Am 2. Dezember 1848 dankt der Kaiser zugunsten seines erst 18-jährigen Neffen Franz Joseph ab.
Revolution 1848/49 in UngarnIn Ungarn verschärfen nationalistische Bestrebungen die Lage zusätzlich. Eine führende Figur der Unabhängigkeitsbewegung ist der Jurist Lajos Kossuth (1802-94). Mit dem Grafen Lajos Batthyány (1807-49) bildet er eine eigenständige ungarische Regierung. Am 28. September 1848 wird der kaiserliche Befehlshaber in Ungarn, Feldmarschallleutnant Philipp Graf Lamberg (1791-1848), auf der Brücke zwischen Ofen und Pest von einer aufgebrachten Volksmenge ermordet. Mitte April 1849 verkündet der ungarische Reichstag in Debrecen den Bruch mit Wien. Ungarn erklärt sich für unabhängig, das Haus Habsburg-Lothringen wird "für ewig" vom ungarischen Thron verstoßen, den es seit 1526 beansprucht. Der neue Kaiser Franz Joseph verbündet sich mit Russland und erhält Militärhilfe.
Im August 1849 kapituliert der ungarische Heerführer Artur Görgey (1818-1916) und übergibt seine Armee an die Russen. Kossuth flieht ins Osmanische Reich. Kaiser Franz Joseph lässt zahlreiche ungarische Revolutionäre und Generäle, darunter auch den Grafen Batthyány, hinrichten, viele andere werden zu hohen Haftstrafen verurteilt. Ungarn verliert seine Rechte und Privilegien, eine Militärverwaltung wird eingesetzt.

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