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Benito Mussolini Das Thema

Stand: 04.10.2010 | Archiv

Benito Mussolini und Adolf Hitler 1938 | Bild: picture-alliance/dpa

Benito Mussolini galt schon in jungen Jahren als aufstrebender Politiker, zunächst in der Sozialistischen Partei Italiens. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wandelte sich aber seine politische Einstellung. Er wurde - praktisch über Nacht - zum überzeugten Nationalisten und Gründer der "fasci di combattimento", einer Verbindung von italienischen Soldaten rechter Gesinnung, aus der später die Nationalfaschistische Partei PNF hervorgehen sollte.

Durch Gewalt, Erpressung und Überredung gelang Mussolini die Machtübernahme und die Errichtung einer Diktatur in Italien, in der er sich als Führer, "IlDuce", propagandistisch darstellen ließ. Das Bündnis mit dem nationalsozialistischen Deutschland und der Person Hitlers gipfelte in der "Achse Berlin-Rom" und zog Italien in die Gräuel des Zweiten Weltkriegs. Bei der Invasion der Alliierten abgesetzt, versuchte Mussolini noch eine von den Nazis unterstützte Gegenregierung zu etablieren, wurde aber von italienischen antifaschistischen Widerstandskämpfern erschossen.

Der (Um-)Weg in den Faschismus

Am 29. Juli 1883 wird Benito Amilcare Andrea Mussolini in Dovia di Predappio in der Region Emilia Romagna geboren. Sein Vater, Alessandro Mussolini, ist Schmied und später Gastwirt. Seine Mutter Rosa arbeitet als Grundschullehrerin. Sie unterrichtet auch ihren Sohn Benito.

Kindheit und Jugend

Ab 1892 besucht Mussolini dann die Internatsschule in Faenza, die er allerdings bereits zwei Jahre später aufgrund eines Messerangriffes wieder verlassen muss. Seinen Schulabschluss macht er auf der Oberschule in Forlimpopoli in der Nähe seiner Heimatstadt. Er erhält 1901 das Grundschullehrer-Diplom und arbeitet in diesem Beruf aber nur für ein paar Monate. Im selben Jahr tritt er der PSI, der Sozialistischen Partei Italiens, bei.

Vom Sozialismus zum Nationalismus

Mussolini geht von 1902 bis 1905 in die Schweiz, um dem Militärdienst in Italien zu entgehen, und arbeitet dort als Gastarbeiter in verschiedenen Berufen: Bauarbeiter, Sekretär, Übersetzer. Zudem engagiert er sich in der sozialistischen Bewegung und übt sich als Redner für die Sozialistische Partei. Nach einer General-Amnestie für Deserteure kehrt er nach Italien zurück, leistet aber trotzdem noch seinen Wehrdienst ab, um eine etwaige politische Karriere nicht zu gefährden.

Ab 1906 arbeitet er weitere drei Jahre als Grundschullehrer, wird aber aufgrund seiner linken politischen Einstellung von keiner Schule länger als ein Jahr beschäftigt. Einen Ausweg aus dieser beruflichen Misere ergibt sich in Triest, wo er als Redakteur einer Arbeiterzeitung fungiert. Doch auch hier wird er bereits nach wenigen Monaten von den österreichisch-ungarischen Behörden ausgewiesen. Er kehrt in die Emilia Romagna zurück und verlegt dort seine eigene sozialistische Zeitung. In dieser Zeit wird er in der Beziehung mit der erst 17-jährigen Rachele Guidi das erste Mal Vater.

Zwischen 1911 und 1915 wird Mussolini zu insgesamt elf Gefängnisaufenthalten verurteilt, u.a. wegen eines Aufrufs zum Generalstreik gegen den italienischen Eroberungskrieg in Libyen. Er steigt schnell in der Sozialistischen Partei Italiens auf, wird in den Exekutivausschuss berufen, ist Chefredakteur des Parteiorgans "Avanti", dessen Auflage er von 20.000 auf 100.000 steigern kann, und tritt als Kriegsgegner auf. Doch im Oktober 1914 kommt die Wende: Er wird zum Kriegsbefürworter: "Was das [...] Rad der Geschichte treibt, ist Blut". Daraufhin muss er die PSI verlassen.

Der Beginn des Faschismus

Mussolini wendet sich verstärkt dem Nationalismus zu: Er gründet die Zeitung "Il Popolo d'Italia", in der er die PSI harsch kritisiert. 1915 zieht er als Soldat in den Ersten Weltkrieg und kehrt erst 1917 schwer verwundet als Oberfeldwebel zurück. Seinen politischen Neigungen geht er im rechtsgerichteten Zusammenschluss der italienischen Kriegsteilnehmer - den "fasci di combattimento" - nach und stellt die Forderung nach einer autoritären Regierung.

Mit den sogenannten "squadri", den Terrortruppen, bekämpfen die Faschisten die Sozialisten ab 1921, dem Jahr, in dem sich die "fasci" in die Nationalfaschistische Partei PNF umwandeln und sich so politisch stabilisieren können. 1922 wird Mussolini von König Viktor Emanuel III. aus Angst vor einem Bürgerkrieg zum Ministerpräsidenten berufen. Dies lässt Mussolini als "Marsch auf Rom" idealisieren, obwohl er mit dem Nachtzug anreist.

Ab 1924 besitzen die Faschisten in Italien eine Zwei-Drittel-Mehrheit und bauen ihre Diktatur durch Terror und schließlich durch das Verbot aller anderen Parteien aus. Mit Hilfe von Sondergerichten wird jede Opposition unterdrückt.

Auf dem Gipfel der Macht

Mit der Gründung des "Faschistischen Großen Rates" 1928 befindet sich Mussolini auf dem Gipfel seiner Macht. Er besitzt als Regierungschef uneingeschränkte Führungsgewalt und wird nun "Duce del Fascismo" genannt. In den sogenannten Lateranverträgen sucht er die Aussöhnung mit der katholischen Kirche. Darin erkennt Italien den Vatikan als eigenständigen Staat an. Der Katholizismus wird Staatsreligion. In der Bevölkerung erfährt er damit große Anerkennung.

Weiterhin ist Mussolini bestrebt, das imperialistische Italien - vor allem in Afrika - zu erweitern. Sein grausamer Eroberungskrieg gegen Abessinien (heute Äthopien) entsetzt die Welt, vor allem die Großmächte Frankreich und Großbritannien. So kommt es zu einer Annäherung an das nationalsozialistische Deutschland.

Der "Duce" und der Führer

Bereits 1934 treffen sich Benito Mussolini und Adolf Hitler zum ersten Mal in Venedig. Noch ist Mussolini skeptisch und den Nazis gegenüber negativ eingestellt. So haben diese doch seinen engen Bekannten, den österreichischen Bundeskanzler Dollfuß, ermorden lassen. Doch nach dem Einfall in Abessinien 1935 kommen die Diktatoren einander näher: Deutschland bietet wirtschaftliche und propagandistische Hilfe an. Die gemeinsame Rolle im spanischen Bürgerkrieg intensiviert die Beziehung. Es kommt zum Bündnisvertrag mit dem "Dritten Reich", der "Achse Berlin - Rom", der 1939 zum "Stahlpakt" wird.

Während des Münchner Abkommens 1938 vermittelt Mussolini noch selbstbewusst zwischen Hitler und den Westmächten. Jedoch wird er immer abhängiger von der Politik Hitlers und führt deswegen auch in Italien antisemitische Rassengesetze ein. 1940 tritt Italien an der Seite Deutschlands und Japans in den Zweiten Weltkrieg ein und greift unter anderem Griechenland an.

Das Ende Mussolinis

Drei Jahre später ist Mussolini 1943 durch die Invasion der Alliierten auf Sizilien politisch und militärisch geschwächt. Auf Treiben der Antifaschisten wird er durch König Viktor Emanuel II. abgesetzt und verhaftet, jedoch kurze Zeit später von Deutschen, die Italien militärisch besetzen, befreit. Am Gardasee in der Stadt Salò gründet Mussolini unter Anleitung und Unterstützung Hitlers eine faschistische Gegenregierung zu Rom: Die "Soziale Republik Italien" bleibt aber auf Norditalien beschränkt.

Als die Alliierten 1944 Rom erobern, wird der Wirkungsbereich Mussolinis mit dem Rückzug der deutschen Truppen immer kleiner. Schließlich versucht er vor den Anhängern des faschistischen Widerstands zu fliehen. Die Flucht nach Deutschland endet jedoch schon am Comer See, wo Mussolini am 27. April 1945 festgenommen und am nächsten Tag von Widerstandskämpfern standrechtlich erschossen wird. Seine geschändete Leiche wird an einer Tankstelle öffentlich aufgehängt.


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