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"Freiheit für die Sklaven!" Sklavenhaltung in den Vereinigten Staaten

Stand: 11.04.2011 | Archiv

Ab dem 16. Jahrhundert ist der Handel mit Sklaven in Europa ein florierendes Geschäft. Afrikaner werden als Arbeitskräfte in die überseeischen Kolonien verkauft - auch nach Nordamerika. Kaum ist Virginia von den Engländern besiedelt, bringt im Jahr 1619 ein holländischer Kapitän die ersten schwarzen Sklaven in Jamestown an Land.

Zwischen 1775 und 1783 tobt der Unabhängigkeitskrieg, am 4. Juli 1776 erklären sich die ersten dreizehn Vereinigten Staaten in Philadelphia für unabhängig. Am 17. September 1787 wird die US-Verfassung verabschiedet. Sie begreift alle Menschen als gleich geschaffen und spricht ihnen unveräußerliche Rechte zu. Für Sklaven gilt das nicht - zwischen Moral und politischer Wirklichkeit klafft in den USA schon früh eine Lücke. Selbst George Washington, der erste Präsident, hält etwa 300 Sklaven auf seinen Ländereien um Mount Vernon. Von Beginn an ist die Sklaverei ein Stachel im Fleisch des jungen Staatsgebildes, zwischen Gegnern und Befürwortern kommt es zu Spannungen. Vor allem die christliche Sekte der Quäker engagiert sich gegen die Sklaverei, hat aber zunächst einen schweren Stand, weil sie sich im Krieg gegen die Briten aus religiösen Gründen neutral verhielt.

Um Konflikte zu vermeiden, einigen sich die Führungen der Einzelstaaten darauf, fortan in der Frage der Sklaverei unterschiedlicher Meinung zu sein und an der Problematik nicht zu rühren. Bereits 1790 gerät der Konsens in Wanken, als sich Benjamin Franklin, einer der Führer der Unabhängigkeitsbewegung, für ein umfassendes Verbot des Sklavenhandels ausspricht. Im Kongress finden heftige Debatten statt, doch an der Entscheidungsfreiheit der Einzelstaaten wird nicht gerüttelt. Im frühen 19. Jahrhundert ist in den meisten Nordstaaten die Sklaverei abgeschafft, im Süden ist sie dagegen landesüblich. 1807 beschließt der Kongress zumindest ein Verbot der Einfuhr von Sklaven.

1819/20 kocht die Sklavenfrage wieder hoch. Nachdem die USA Louisiana von Frankreich gekauft und als Territorium organisiert haben, soll geklärt werden, ob in dem riesigen Gebiet die Sklaverei erlaubt sein soll. Der Streit wird durch den Missouri-Kompromiss entschärft. Demnach ist Sklaverei nur südlich des Breitengrades 36°30’, der Südgrenze von Missouri, gestattet.

Sklaverei - die "besondere Einrichtung"

Um 1800 leben etwa eine Million Sklaven in den USA, bis Mitte des 19. Jahrhunderts steigt die Zahl auf vier Millionen an. In den Südstaaten arbeiten sie in der Tabak- und Baumwollproduktion, auch als Diener werden sie eingesetzt. Sie sind rechtlos, dürfen nach Gutdünken verkauft und bestraft werden. Viele leben in brutalster Unterdrückung, werden in Ketten gehalten und hausen in verseuchten Quartieren, andere, vor allem sogenannte Haussklaven, kommen in Genuss mancher Vergünstigungen. Sexueller Missbrauch weiblicher Sklaven ist keine Seltenheit, häufig verkaufen weiße Herren ihren eigenen Nachwuchs einfach weiter.

Während es in Europa zur Sklavenbefreiung kommt - 1833 in England, 1848 in Frankreich - hoffen die Gegner der Sklaverei, die Abolitionisten Neuenglands, auch im Süden der USA werde sich allmählich liberales Denken durchsetzen. Doch die unmenschliche Institution bleibt erhalten, die Abolitionisten werden zunehmend radikaler.

Mitte des 19. Jahrhunderts erscheint Harriet Beecher Stowes Buch "Onkel Toms Hütte", das auf bedrückende Weise das traurige Leben auf den Baumwollplantagen des Südens schildert. Beecher Stowe erzählt die Geschichte von dem Sklaven Tom, der von seiner Familie getrennt und von seinem Besitzer zu Tode gequält wird - und rüttelt damit Millionen weiße Leser auf.


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