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Schützt Freiheit und Demokratie

Zivilcourage Schützt Freiheit und Demokratie

Stand: 16.03.2017

Schubladenetikett mit der Aufschrift "Courage" | Bild: colourbox.com

Die Angst aufzufallen, unbequem, lästig und auf sich allein gestellt zu sein, bremst die Bereitschaft, Zivilcourage zu zeigen. Aber es gibt einen weiteren, vielleicht noch wirksameren Hinderungsgrund. Menschen mit Zivilcourage treten für andere Menschen und für immaterielle Werte ein. Sie sind Idealisten und Altruisten. Wer Zivilcourage zeigt, handelt also nicht im eigenen Interesse und für das eigene Wohlergehen, sondern im Interesse der Allgemeinheit. Wer Zivilcourage zeigt, handelt nicht, um sich oder andere materiell zu bereichern. Wer Zivilcourage zeigt, weiß nicht, wie die Sache ausgeht, für die er sich einsetzt. Wer Zivilcourage zeigt, schützt ideelle Werte und Normen, die das Fundament einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft bilden.

Zivilcourage - echt jetzt, ich?

So viel Gutmenschentum macht einsam. In einer Gesellschaft, die das eigene Wohlergehen über das der Allgemeinheit stellt, die Gerissenheit, Infamie, Gier, maßlose Bereicherung und narzisstischen Ego-Verherrlichung zu Leittugenden erklärt, in einer Gesellschaft, die auf das Konzept der Selbstoptimierung und Profitmaximierung zugeschnitten ist, in einer Gesellschaft schließlich, die ihre Grundwerte zur Disposition stellt, steht der Typ des altruistischen Werteverteidigers allein auf abgegraster Flur. Eine beschleunigt entsolidarisierte Gesellschaft, die in immer mehr hermetisch abgeschlossene Interessensgruppen zerfällt, tut sich verflucht schwer mit dem Bürgermut.

Zivilcourage geht uns alle an

Und doch ist er unersetzlich. Zum Schutz der Schwachen und der Minderheiten, zum Schutz derer, die sich nicht selbst schützen können und vor allem zum Schutz der Demokratie und der von ihr verbürgten Menschenrechte. Willy Brandt, der große Sozialdemokrat und Bundeskanzler, wusste genau, wie zerbrechlich Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde sind. Er ging in den Untergrund und riskierte sein Leben für den Kampf gegen den nationalsozialistischen Unrechtsstaat. Er wurde ausgebürgert, für rechtlos erklärt und ins Exil getrieben. Vielleicht flossen diese bitteren Erfahrungen in einem Satz zusammen, den er uns als Mahnung und Auftrag zugleich hinterlassen hat: "Wo die Zivilcourage keine Heimat hat, reicht die Freiheit nicht weit."

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