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Zivilcourage ist gelebte Menschenwürde

Zivilcourage Zivilcourage ist gelebte Menschenwürde

Stand: 16.03.2017

Der Dorfschullehrer, Farblithographie aus einem Buch für den Anschauungsunterricht | Bild: picture-alliance/dpa

Von Zivilcourage ist neuerdings häufig die Rede. Meist im Zusammenhang mit rechtsradikalen, rassistischen und fremdenfeindlichen Ausschreitungen. Sicher ist es ein absolutes Gebot, nicht wegzusehen, wenn sich mitten unter uns dumpfe, brutale Gewalt gegen Schwache, Minderheiten und Wehrlose austobt, wenn Menschen gedemütigt, angegriffen, beleidigt und bedroht werden. Aber das Eingreifen in gewaltgeprägten, aggressiven Situationen ist nur ein extremer Aspekt und letztlich die Aufgabe der dafür zuständigen staatlichen Institutionen.

Nicht zulassen, dass Unrecht geschieht!

Seinem Wesen und seiner historischen Entwicklung nach, meint der Begriff "Zivilcourage" wesentlich mehr. Zivilcourage bedeutet: sozialen Mut entwickeln, für seine Überzeugungen, für seine Meinungen und Standpunkte offen einzustehen. Zivilcourage zeigen bedeutet: Nicht zulassen, dass Unrecht geschieht; nicht zulassen, dass Menschen ihre Würde und ihre Rechte verlieren; nicht zulassen, dass wir aus Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder Feigheit unser Gewissen und besseres Wissen verraten; nicht zulassen, dass Angst und Opportunismus uns unsere Gesellschaft deformieren. Das ist der Mut, den es braucht: Der Mut, für etwas einzutreten. Der Mut, persönliche Verantwortung für mehr Menschenwürde, für Gerechtigkeit und Wahrheit zu übernehmen. Dieser Bürgermut braucht keine große Bühne, kein nachrichtentaugliches Spektakel. Zivilcourage muss alltagstauglich sein, sonst taugt sie nur für leere Gesten und Sonntagsreden.

Auf jeden Einzelnen kommt es an

An Gelegenheiten für den kleinen, alltäglichen, unspektakulären, aber so unendlich wirksamen Bürgermut fehlt es nicht. Da ist der Chef, der faule Witze auf Kosten seiner Untergebenen macht, der Unredlichkeiten einfordert und zur Businessstrategie erklärt; da ist der Lehrer, der einen Schüler vor versammelter und vielleicht johlender Klasse rundmacht; da ist die Clique, die einen Außenseiter genüsslich hänselt und mobbt; da ist der Sitznachbar, der Ausländer pauschal und ungebremst diffamiert; da ist der sonst so umgängliche Partner, Verwandte oder Freund, der plötzlich rassistischen Unsinn hinausposaunt und populistisches Geschwätz verbreitet. Das ist die Bühne für das alltägliche Engagement echter Zivilcourage. In solchen Alltagssituationen gilt es, die Würde der Gerechtigkeit zugleich mit der Würde des eigenen Gewissens und der eigenen Wertvorstellungen zu wahren.

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