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Das Gift der Menschlichkeit Glossar

Stand: 12.02.2015 | Archiv

Almosen
Gaben an Bedürftige  

Antike
Das griechisch-römische Altertum, beginnend im 2. Jahrtausend vor Christus, ausklingend zwischen 324 n. Chr. (das Christentum setzt sich unter Konstantin dem Großen durch) und dem 7. Jahrhundert (dem wachsenden Einfluss der Araber in Europa).

Aspekt
Gesichtspunkt

aufgeklärt
hier: vom Zeitalter der Aufklärung geprägt

avancieren
aufsteigen, sich entwickeln zu

Defäkation
Stuhlentleerung

destabilisieren
aus dem Gleichgewicht bringen

destruktiv
zerstörerisch

Disziplin
Gehorsam, kontrolliertes Verhalten

ethisch
sittlich, moralisch hochstehend

favorisieren
bevorzugen

Flur
landwirtschaftlich nutzbare Fläche

gentlemenlike
Verhalten, dass den Gentlemen, also den zuvorkommenden, höflichen Mann, auszeichnet

Initialzündung
(plötzlicher) Beginn einer Entwicklung, die weitere Ereignisse nach sich zieht

Kapitalismus
Wirtschaftssystem, das auf dem Wert des Privateigentums und dem Prinzip der Gewinn- und Nutzenmaximierung beruht. Der Kapitalismus setzt auf die Regulierung der Märkte durch den Wettbewerb (im Gegensatz zu einer zentral gesteuerten Staatswirtschaft) und die rationale Organisation der Arbeit.

Komik
Erheiternd und ent-spannend: Das absichtlich oder versehentlich erzeugte (Situationskomik) Komische.

kommunistisch
Der Kommunismus (von lat. "communis" – gemeinsam) als politische Utopie setzt auf eine Gesellschaft, in der das Privateigentum abgeschafft ist und alle Menschen gleichen Anteil an den erwirtschafteten Gütern haben.

Komödie
Gattung des Dramas: Lustspiel, meist unterhaltend und mit gutem Ausgang

Konsum
Verbrauch, hier im Sinne von Verschwendung

Konzil
Zusammenkunft, Synode von kirchlichen Würdenträgern

Korrektiv
Ausgleich eines Mangels

Mammon
abwertend: Reichtum

ökonomisch
wirtschaftlich

peu à peu
Französisch: "Stück für Stück"

Priorität
Wichtigkeit

Profit
(Unternehmens)Gewinn

Reduktion
Einschränkung, Rückführung auf ein niedrigeres Niveau

Solidarität
Gefühl von Zusammengehörigkeit, Hilfsbereitschaft, das Bewusstsein von gleicher Gesinnung und gemeinsamen Interessen

Staatskirche
Eine vom Staat zur offiziellen Religion bestimmte christliche Kirche, meist eng verbunden mit der Person eines Monarchen

Stoiker
Anhänger der griechischen Philosophie der Stoa, die auf ganzheitliche Betrachtungsweise und Gelassenheit setzt.

Substanz
das, woraus eine Sache besteht, das Eigentliche, der Kern

Sünde
menschliche Verfehlung

suspekt
verdächtig

Todsünde
Das besonders schwerwiegende Vergehen. Die Katholische Kirche des Mittelalters definierte sieben Todsünden, die aus folgenden schlechten Charaktereigenschaften hervorgehen, den sogenannten "Wurzelsünden" oder Hauptlastern: Neid, Hochmut, Wollust, Völlerei, Trägheit, Zorn und Geiz.

Typisierung
Einteilung, Schema

Tugend
sittliche Haltung, die Fähigkeit, Gutes aus einer inneren Neigung heraus zu tun

Utopie
Wunschvorstellung, fantastischer Gesellschaftsentwurf

Zins
Abschlag für geliehenes Geld

Personen

Aristoteles (384-322 v. Chr.)
Logik, Naturphilosophie, Metaphysik, Ethik (Staatslehre) und Rhetorik – der griechische Philosoph und Dichter Aristoteles nahm auf beinahe alle Lebensbereiche Einfluss. Er gilt als Begründer der exakten Wissenschaften, der durch das System von Deduktion und Induktion zum gesicherten Wissen gelangte. Aristoteles definiert den Menschen als verstandbegabtes Wesen (Naturwissenschaft), als in eine Gemeinschaft integriertes Wesen (Politik) und als Wesen, das auf ein Ziel ausgerichtet ist (Ethik). Der Mensch kennt laut Aristoteles drei Lebensformen: das reine Genussleben, das politische Leben und das kontemplative Leben. Ab dem 13. Jahrhundert waren seine Schriften ins Lateinische übersetzt, vor allem die naturwissenschaftlichen Sätze und die Philosophie hatten Wirkung über die Frühe Neuzeit hinaus.

Basileus oder Basilius von Caesarea (um 330–379)
Schon zu Lebzeiten "der Große" genannt, zählt Basilius zu den herausragenden Persönlichkeiten im frühen Christentum. Nach ausgiebigen Studien gründete Basilius um 355 ein Kloster. Zur Ordensregel gehörte neben Askese und Gebet auch das intensive Bibelstudium. Während einer Hungersnot verkaufte Basilius sein Erbteil und arbeitete in einer Suppenküche. Mit 40 Jahren wurde der ordinierte Priester zum Erzbischof von Caesaria ernannt, außer den Schriften sind viele Predigten und Briefe des Kirchenvaters überliefert.

Poggio Bracciolini, Gianfrancesco (1380-1459)
Von Papst Bonifatius IX. um1402 zum apostolischen Sekretär berufen, behielt er seinen Posten über Jahrzehnte und arbeitete später für die päpstliche Kurie. Poggio Bracciolini widmete sein Leben der Aufgabe, nach antiken Texten zu suchen, aufgefundene Fragmente ihren Autoren zuzuweisen und griechische Schriften ins Lateinische zu übersetzen. Dadurch gab der Humanist der Renaissance in Italien wichtige Impulse.

Calvin, Johann (1509-1564)
Der zum Protestantismus übergetretene Prediger und Reformator legte die Lehre rigoros aus und schuf für seine Gemeinde in Genf eine strenge Kirchenordnung und "Kirchenzucht". Calvin bereitete durch die Definition einer äußeren Religiosität die Grundlage für ein von harter Pflichterfüllung getragenes Arbeitsethos. Dieses Arbeitsethos gab dem Gewinnstreben des Kapitalismus eine moralische Rechtfertigung, so sah es der Soziologe Max Weber.

Chrysostomos, Dion (nach 40 n. Chr. - vor 120 n. Chr.)
Der griechische Rhetoriker und Schriftsteller, der in seinen 80 erhaltenen Reden die unterschiedlichsten Themen seiner Zeit aufgreift, stand der aufkommenden christlichen Moralauffassung nahe. Er beschäftigte sich unter anderem mit Fragen der Tugend, der Freiheit, der Habgier, dem Reichtum und der Prostitution.

Freud, Sigmund (1856-1939)
Wiener Nervenarzt und Begründer der Psychoanalyse, der als einer der ersten Wissenschaftler dem Unbewussten eine besondere Bedeutung beimaß. Freud teilte den Menschen in ein Ich, ein Über-Ich und ein Es und wies diesen "Instanzen" bestimmte Funktionen und Aufgaben zu. Neben der Traumdeutung gilt vor allem auch die Art der Patientenbefragung in einer Gesprächstherapie als wegweisend.

Fromm, Erich (1900-1980)
Als einziges Kind streng-jüdischer Eltern studierte Fromm Jura und befasste sich mit dem Talmud, bevor er sich der Soziologie und der Psychoanalyse zuwandte. Ab 1933 hielt Fromm Gastvorlesungen an der Universität von Chikago, in den USA verbrachte er den Zweiten Weltkrieg und veröffentlichte 1941 sein erstes Werk "Psychoanalyse und Ethik". Fromm ging davon aus, dass der schwache Mensch sein Leben in latenter Unsicherheit verbringt. In dieser Ungewissheit wird der Charakter ausgebildet, der vor allem durch die Erziehung der Eltern geformt, aber auch vom Kulturraum und dem Kind selbst bestimmt wird. Die Gestaltung des Lebens und die Entfaltung der Persönlichkeit sind wichtige Aspekte der Produktivität des Menschen – wie die Fähigkeit zur Arbeit und zur Liebe (auch seiner selbst). Mit den Büchern "Die Kunst zu lieben" (1956) und "Haben oder sein" (1976) landete Fromm Bestseller der Populärwissenschaft.

Gellert, Christian Fürchtegott (1715-1769)
Der Dichter und Philosophieprofessor war einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit – vor allem wegen seiner Fabeln. In dem Roman "Leben der schwedischen Gräfin von G." nahm sich Gellert die bürgerliche Moral vor und formte damit laut Goethe das "Fundament der deutschen sittlichen Kultur".

Horaz (65 v.-8 v. Chr.)
Das Lebenswerk des römischen Dichters Quintus Horatius Flaccus lässt sich in drei Phasen einteilen: die Satiren und Epoden des Frühwerks, die klassischen Oden und Episteln der Reifezeit und das bedeutende Spätwerk. Nach dem Tod von Vergil wurde Horaz als Poeta laureatus mit dem immergrünen Lorbeerkranz bekränzt und war bis zu seinem Tod römischer Nationaldichter. Seine Texte sind vollständig erhalten.

Kant, Immanuel (1724-1804)
Der wichtigste deutsche Philosoph der Aufklärung verbrachte fast sein ganzes Leben in seiner Geburtsstadt Königsberg. Er studierte Philosophie, Mathematik, Physik und Theologie, habilitierte sich 1755 und hielt Verlesungen über Logik, Metaphysik und Moralphilosophie, aber auch zu Geographie, Mechanik und Anthropologie. Trotzdem erhielt er erst 1770 eine Professur in Königsberg, die er 1796 niederlegte.

Molière, Jean-Baptiste (1622-1673)
Angeblich war der Vater von Jean-Baptiste Poquelin, so der eigentliche Name Molières, ein Knauser – jedenfalls zeugt die 1668 uraufgeführte Komödie "Der Geizige" von der genauen Kenntnis dieses Menschenschlags. Molière zeichnet in "L'Avare" das Porträt des reich gewordenen Bürgers Harpagon, der sein Geld im Garten vergräbt und seinen Kindern die Lebensfreude und -partner abspenstig macht. Der Dichter selbst, der als einer der größten Autoren Frankreichs gilt, war selbst immer auf die Gunst von Fürsten bzw. des Königs angewiesen. Mit dem wachsenden Erfolg seiner Stücke und Inszenierungen war Molière Neid und Anfeindungen ausgesetzt, er starb 1673 kurz nach einer Aufführung von "Der eingebildete Kranke".

Paulus von Tarsus (?-60 n. Chr.)
Sprichwörtlich ist die Wandlung des ungläubigen Saulus zum bekehrten Paulus, vom Verfolger der ersten Christen zu einem der wichtigsten Interpreten der Geschichte des Christentums. Zusammen mit Simon Petrus zählt Paulus zum wichtigsten Missionar des Urchristentums, seine im Neuen Testament erhaltenen Briefe u.a. an die Römer, Korinther und Thessalonicher gelten als die frühesten erhaltenen Dokumente des Christentums.

Platon (427-347 v. Chr.)
Griechischer Philosoph und Dichter, der sich in seinen Schriften intensiv mit seinem Lehrer Sokrates auseinandersetzt. In den frühen Dialogen geht es vor allem um Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Tugend, in der späteren Lehre um Erkenntnis und die Idee des Guten. In seiner Utopie über den idealen Staat vertrat Platon die Ansicht, dass die besten Herrscher Philosophen seien.

Stone, Oliver (*1946)
Amerikanischer Regisseur und Drehbuchautor, der mit "Wall Street" bereits 1987 einen Film über das skrupellose Business an der New Yorker Börse drehte. Durch Insiderinformationen und Manipulationen, vor allem aber dank seiner vollkommenen Gewissenlosigkeit machen ein junger Börsenmakler und sein Förderer glänzende Geschäfte, bevor es zum Zerwürfnis und finanziellen Absturz kommt.

Weber, Max (1864-1920)
Der Ökonom und Soziologe Max Weber gilt als Gründungsvater der deutschen Soziologie. Er grenzte sie als Wissenschaft mit "rationalen Inhalten" von der Psychologie ab. In seinem Werk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" von 1905 beschäftigte sich Weber mit der Entstehung einer "Wirtschaftsgesinnung" und der Rolle der Religion bei der Entwicklung des Wirtschaftsethos. Der asketische, strebsame Protestantismus schuf nach Weber die Grundlage für den an Rentabilität und Gewinnstreben ausgerichteten Kapitalismus.


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