Bayern 2 - radioWissen


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Download-Service Einsatz im Unterricht

Stand: 23.05.2019 | Archiv

Einsatz im Unterricht

  • Hinführung zum Thema: Als Einstieg kann man mit der Klasse einen kurzen Ausschnitt aus einem möglichst schwungvollen Vivaldi-Konzert hören; ein schneller, kurzer Satz mit Solopassage wäre optimal, z. B. der Schlusssatz aus dem 'Sommer' der 'Vier Jahreszeiten'. Frage dazu: Wie sah wohl die Konzertsituation aus? Wie waren Spieler und Zuhörer gekleidet? Wie alt waren Musiker und Publikum? Lauschte man andächtig? Wurde geklatscht? Welchen sozialen Rang hatten die Musiker? Ziel an dieser Stelle: Der Klasse den Blick zu öffnen für die damalige Konzertsituation, die sowohl Parallelen zu Popkonzerten als auch Unterschiede zu den heutigen, oft 'steifen' Klassikkonzerten aufweist. Im späteren Lauf der Diskussion bietet sich dieses zeitgenössische Zitat eines Reisenden an:

"Am besten in Venedig musizieren vier Waisenhäuser, die ausschließlich mit Waisenmädchen, außerehelich geborenen oder solchen besetzt sind, deren Eltern keine Mittel zu ihrer Erziehung haben. Der Staat läßt sie auf seine Kosten aufziehen und einzig zu guten Musikantinnen ausbilden. Kein Wunder, daß sie wie Engel singen, geigen, flöten, Oboe, Orgel, Cello und Fagott spielen und selbst vor den größten Instrumenten nicht zurückschrecken [...] In jedem Konzert wirken einige vierzig Mädchen. Ich schwöre Ihnen, es gibt keinen ergötzlicheren Anblick, als so eine junge, hübsche Nonne, die im weißen Kleid und ein Granatblütensträußchen über dem Ohr ihr Orchester anführt und mit unübertrefflicher Anmut und richtigem Gefühl den Takt schlägt."

Aus einem Brief von Charles de Brosses, 1739

Nacharbeit

  • Nachbearbeitung: Die überraschende Information, dass solche Stücke einst für ein Orchester aus jungen Mädchen geschrieben wurden, kann man mit gemeinsamem Hören von Ausschnitt 1 genauer beleuchten und damit zur Person von Antonio Vivaldi überleiten. Hier bietet sich nun ein genauerer Blick auf seine Musik an: Arbeitsblatt 1: Der "Frühling" aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten". Wie sehr der Erfolg der Komponisten seinerzeit von der Mode abhängig war, beleuchtet Ausschnitt 2. Ob bis hier alles richtig verstanden wurde, kann man mit Arbeitsblatt 2: Wahr oder falsch? prüfen und gegebenenfalls zurechtrücken. Die neuen Begriffe sowie das Bild von Vivaldis Leben und Arbeiten im barocken Venedig können als auflockernder Abschluss im Kreuzworträtsel gefestigt werden: Arbeitsblatt 3: Kreuzworträtsel. Am Ende der Unterrichtseinheit kann man gemeinsam mit der Klasse noch Ausschnitt 3 hören.

Lehrplanbezug

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
7. Jahrgangsstufe
Musik
Mensch und Musik in der Barockzeit
Die Barockzeit steht am Anfang eines Überblicks über die Epochen der europäischen Musikgeschichte, der sich bis zum Ende der gymnasialen Mittelstufe erstreckt. In organischer Fortsetzung der Komponistenportraits der vorhergehenden Jahrgangsstufen werden zwei Komponisten des Barock als führende Vertreter ihrer Zeit vorgestellt.
- Verbindung barocker Musik mit dem musikalischen Umfeld der Schüler
- kulturgeschichtliche Querbezüge, z. B. Städte barocker Kultur
- Georg Friedrich Händel: Musik für das Theater; Johann Sebastian Bach: Musik als Gotteslob
Hinweis: Als dritter Komponist im Barockbunde bietet sich neben Bach und Händel Vivaldi an, der als erster oder letzter der drei besprochen werden kann, da er beispielhaft sowohl Theater- als auch Kirchenkomponist war. Entweder kann man von ihm ausgehend zu den beiden deutschen Komponisten überleiten oder - vielleicht die spannendere Option - anhand seiner Person und seines Wirkens zeigen, wie sehr im Barock Kirche und Theater noch eine ähnliche Musiksprache verwendeten und nicht nur im Künstlerischen näher verwandt waren, als dies heute der Fall ist - so kann man mit dem 'Superstar' Vivaldi den Bogen zurück in die Gegenwart schlagen.


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