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Die Kälte - Eine Isolation

Stand: 30.10.2012 | Archiv

Deutsch und LiteraturGy

Es lohnt sich, Thomas Bernhard zu lesen, denn obwohl bei ihm die dunkle Seite der menschlichen Existenz im Vordergrund steht, kann die Begegnung mit seiner wuchtigen und gewaltigen Sprache zu einer erhellenden Konfrontation führen.

Thomas Bernhard zu lesen ist kein leichtes Unterfangen. Wer sich darauf einlässt, muss darauf gefasst sein, mit der Kälte des Lebens, mit Verzweiflung und Tod konfrontiert zu werden. Es lohnt aber, sich mit diesem Großen der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts auseinander zusetzen.

Wie bei Kafka und Beckett steht bei ihm die dunkle Seite der menschlichen Existenz im Vordergrund und dennoch kann die Begegnung mit seiner wuchtigen und gewaltigen Sprache zu einer erhellenden Konfrontation führen. Schon der Titel, "Die Kälte. Eine Isolation. Thomas Bernhards Thema", des dritten Teils seiner Jugenderinnerungen macht deutlich, was man zu erwarten hat, wenn man sich mit Leben und Werk des bekannten österreichischen Schriftstellers beschäftigt. Der Beitrag gibt Bernhards Existenzverständnis folgendermaßen wieder: Die Kälte sei "der scharfsinnigste Naturzustand" und das Leben "reine, klarste, dunkelste, kristallinische Hoffnungslosigkeit", heißt es ebenfalls im Frost-Roman.

Kälte und Hoffnungslosigkeit sind Schlüsselbegriffe im Werk Bernhards. Das allmähliches Erfrieren, Vereinsamung, Verstörung, Zerfall der Persönlichkeit sind die zentralen Themen seiner Romane. Ihnen begegnet der Autor mit einer Wortgewalt, die seine Werke zu den eindrucksvollsten Zeugnissen deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts werden ließ.


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