Bayern 2 - radioWissen


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"Großinquisitor"

Von: Ulrich Bracht

Stand: 29.10.2013 | Archiv

Literatur und Musik Gy

Jesus kommt auf die Erde zurück und läuft Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu enden. Das ist nicht nur eine ketzerische "Fantasie", wie Dostojewski die Episode seines Romans "Die Brüder Karamasow" selbst nannte, sondern die geniale dichterische Umsetzung der ewigen Frage nach der Freiheit des Menschen.

In seinen letzten Lebensjahren schrieb Fjodor Michailowitsch Dostojewskij seinen großen Roman "Die Brüder Karamasow". Er gilt vielen als die Krönung seines Schaffens.

Das Großinquisitorkapitel aus diesem nicht nur großen, sondern auch umfangreichen Werk, wirft den Lesenden in einen Strudel existentieller Fragen hinein, die in dieser Dichte in der Weltliteratur ihresgleichen sucht. Dieses Kapitel hat, obwohl es gut in die Gesamtkomposition des Romans eingebettet ist, einen solchen eigenständigen Charakter, dass es mit Fug und Recht auch aus dem Kontext des Romanes gerissen gelesen werden kann. Es thematisiert so mitreißend die Frage, welche Freiheit dem Menschen denn zuzumuten sei, dass man sich nicht so einfach auf die Seite des Angeklagten, Jesus Christus selbst, schlagen kann.


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