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Midsommar, Moltebeeren und Mücken Unterwegs in Finnisch-Lappland

Wir nehmen Sie mit in ein Land, in dem die glücklichsten Menschen weltweit zuhause sind, in dem mit Leidenschaft Tango getanzt wird und in dem es sogar eine Weltmeisterschaft im Bäume-Umarmen gibt. Wir sind unterwegs in Finnland – genauer gesagt in Finnisch-Lappland, also der Region nördlich des Polarkreises.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 06.06.2023

Lappland oder Fennoskandinavien - das ist eine Länder- und Nationen-übergreifende, geologisch-geographische Einheit. Sie reicht von der norwegischen Finnmark über Schwedisch- und Finnisch-Lappland bis zur russischen Oblast Murmansk. Die Nationalparks und Naturschutzgebiete Lapplands bilden die größte Schutzeinheit in ganz Europa, und sie gehören zu den größten noch bestehenden europäischen Wildnis-Gebieten. In Finnisch-Lappland prägen oft baumlose Hügel, so genannte Tunturis und Fjells, den Charakter der ansonsten waldreichen Landschaft.

Wenn die Sonne im Hochsommer nicht untergeht, kann man rund um die Uhr schwimmen

Mittsommer-Magie - Moltebeeren und Mücken - Rentiere, Lavus und Fjälls - Sauna und Seen – Sami und Tango! Das sind nur einige Schlagworte für eine Region, die man vor allem mit Schnee, Kälte und Polarlichtern in Verbindung bringt. Doch auch als Sommer-Wildnis hat Finnisch-Lappland seinen ganz eigenen Reiz. Wenn in der arktischen Natur die Sonne nicht mehr untergeht und ein breites Spektrum an Outdoor-Aktivitäten möglich ist, vom Wandern und Biken bis zum Kanufahren und River Rafting.

Lappland lässt sich am besten über den Kulturraum der Sami definieren. Das indigene Volk der Sami verteilt sich auf vier Staaten: Russland, Finnland, Schweden und Norwegen - eine kleine Minderheit mit großem Nationalbewusstsein. Lappland besaß nie eine eigene Staatlichkeit. Der despektierliche Name „Lappen“ ist inzwischen ebenso verpönt wie das Wort Eskimo. Kulturgeographisch gesehen hat die Gesamtregion Lappland aber nur zwei Einwohner pro Quadratkilometer, wobei die meisten der rund 70.000 Sami in Küstenorten leben.

Rentiere sind in Lappland daheim.

Das Markenzeichen auch von Finnisch-Lappland sind die Rentiere. Bekanntlich ziehen die schnuffigen Vierbeiner den Schlitten des Weihnachtsmannes, der hier zuhause ist. Seit über 3.000 Jahren leben die Sami von der Rentierzucht. Die Tiere liefern nicht nur Fleisch, sondern auch Horn und Fell. Der Klimawandel macht allerdings den Vierbeinern zu schaffen, da im Sommer im Zuge der Klimaerwärmung viele Mückenarten inzwischen gleichzeitig auftreten und den Rentieren, die im Juni ihr Fell wechseln, arg zusetzen. Auch Eingriffe in die Natur, wie zum Beispiel der Bau von Wasserkraftwerken, erschweren allerdings die Rentierzucht. Viele Sami geben sie inzwischen auf. Zudem werden jedes Jahr viele Rentierkälber von Raubtieren gerissen. Bären, Wölfe, Adler und Vielfraße sind die natürlichen Feinde der Rentiere.

Zu Besuch bei den Rentieren

Moltebeeren wachsen in Lappland und gelten als das "Gold des Nordens"

Maarit Kölle besitzt keine Rentiere. Die gebürtige Kölnerin ist Halbfinnin und schon vor vielen Jahren mit ihrem Freund, der in Lappland studiert hat, nach Levi gezogen. In das größte und bekannteste finnische Wintersportzentrum. Levi liegt 900 Kilometer von Helsinki entfernt und 135 Kilometer nördlich des Polarkreises. Maarit Kölle ist Marketing-Koordinatorin bei „Visit Levi“, aber auch als Guide tätig und beschreibt die Stimmung der Menschen und der Landschaft zur Mittsommerzeit. Dann wird auch gerne Tango getanzt. Ende Juni findet in Heinola zum Beispiel der „Midsommer Tango Marathon“ statt, und am 19. August die Weltmeisterschaft im „Tree Hugging“, also Bäume umarmen, im Halipuu-Wald bei Kittilä in Finnisch-Lappland. Die Weltmeisterschaft im Saunaheizen gibt es auch noch. Soll also noch einer sagen, die Finnen - schon seit Jahren das glücklichste Nation auf Erden - hätten keinen Sinn für Skurrilitäten!

Typische Saunen in Finnland sind keine Wellness-Tempel

Wandern lässt es sich besonders schön im Oulanka-Nationalpark im Nordosten von Finnisch-Lappland, zum Beispiel auf dem „Small Bear Trek“, der zu den schönsten Wanderwegen in dieser Region zählt. Naturgenüsse gibt es also viele. Zu den anderen Genüssen zählen nicht nur das Kaffeetrinken und Eisessen, sondern allen voran das Saunieren. Wobei es in Finnisch-Lappland keine Wellnesstempel mit Sauna-Landschaften gibt, sondern einfache Saunahütten, die mit Holz beheizt werden – und in denen man auch Geschirr spülen und Wäsche aufhängen kann. Laavus, Kotas und Wildnis-Cafès sind weitere Hüttentypen in der einsamen und kaum besiedelten Weite dieser borealen Region.

Radeln im Herbst, Langlaufen im Winter

Karte: Ylläs Nationalpark

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Ylläs Nationalpark


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