Bayern 2 - radioWelt


1

Umzug von Bonn nach Berlin beschlossen Klaus Töpfer: "Einer der bewegendsten Momente"

Historischer Moment im Bundestag: Am 20. Juni 1991 fiel die Entscheidung, dass das Parlament von Bonn nach Berlin umziehen soll. Vor der Abstimmung gab es eine beeindruckende Debatte, erinnert sich Klaus Töpfer (CDU) in der radioWelt auf Bayern 2.

Stand: 20.06.2016

Klaus Töpfer | Bild: picture-alliance/dpa

Eine knappe Entscheidung am 20. Juni 1991 im Bundestag: 338 Abgeordnete waren dafür, 320 dagegen, dass Parlament und wesentliche Teile der Regierung umziehen sollen - von Bonn nach Berlin. Der Abstimmung ging eine lange und emotionale Debatte voraus. Der angenommene Antrag zur "Vollendung der Einheit Deutschlands" ließ Berlin zum Sitz des Bundestages werden.

"Es ging nicht um Sieger und Verlierer. Es ging um die Frage, wie können wir zu einer sehr sinnvollen und für die Menschen nachvollziehbaren Entscheidung kommen."

Klaus Töpfer im radioWelt-Interview auf Bayern 2

Umzug von Bonn nach Berlin | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Vor 25 Jahren Bonn beschließt Umzug nach Berlin

Die Entscheidung war nicht einfach, aber folgenschwer. Vor 25 Jahren beschloss der Deutsche Bundestag den Umzug nach Berlin. Im Rückblick erscheint Einiges widersprüchlich, anderes selbstverständlich. Von Clemens Verenkotte. [mehr]

Der damalige Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) war vor 25 Jahren einer der Befürworter. Er übernahm 1994 das Bauministerium und wurde 1995 auch zum "Beauftragten der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich" ernannt.

Im Interview mit der radioWelt erinnert er sich an die Debatte vor 25 Jahren im Bundestag, besonders an eine Rede von Wolfgang Schäuble. "Ganz sicherlich war das eine der bewegendsten Momente, die auch ich in meiner parlamentarischen Laufbahn miterleben durfte", sagt er. Es war eine Rede ohne Parteitaktik, betont Klaus Töpfer. Sie habe viele beeindruckt - auch Gegner des Umzugs nach Berlin.

"Es geht heute nicht um Bonn oder Berlin, sondern es geht um unser aller Zukunft, um unsere Zukunft in unserem vereinten Deutschland, das seine innere Einheit erst noch finden muss, und um unsere Zukunft in einem Europa, das seine Einheit verwirklichen muss, wenn es seiner Verantwortung für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit gerecht werden will."

Wolfgang Schäuble am 20. Juni 1991 im Bundestag

Welche Folgen hatte der (Teil-)Umzug für Bonn?

Berlin jubelt. Bonn bangt.

Eines war 1991 schon klar: Für den Verlust des Parlamentssitzes und einem großen Teil der Ministerien sollte die Region rund um Bonn durch Ausgleichsmaßnahmen entschädigt werden. Bis heute haben nach wie vor sechs der 15 Bundesministerien ihren ersten Dienstsitz am Rhein, nicht an der Spree.

"Hier ist Rücksicht genommen worden, die Stadt Bonn sollte eine gute Perspektive haben und auch behalten", verteidigt Klaus Töpfer die Entscheidung. Im radioWelt-Interview gibt er sich zurückhaltend, ob das noch lange so bleiben sollte.

"Ich will mich nicht aufregen und heute sagen, das muss jetzt oder wann auch immer verändert werden. Man muss es mit den Menschen machen. Ich glaube, dass der Bundestag dafür schon einen richtigen Weg findet."

Klaus Töpfer im radioWelt-Interview auf Bayern 2

Bonn kämpft gegen den Bedeutungsverlust

Wie steht es um die Zukunft der Stadt Bonn? Bleibt es bei der Arbeitsteilung zwischen Berlin und Bonn? Die radioWelt am Mittag schaut an den Rhein - zu Ashok-Alexander Sridharan. Der CDU-Politiker ist seit September 2015 Oberbürgermeister in Bonn - und er setzt sich dafür ein, dass Bonn nicht an Bedeutung verliert. "Im Berlin-Bonn-Gesetz steht, dass mehr als die Hälfte der ministeriellen Arbeitsplätze in Bonn sein sollen", betont er. "Nach aktuellen Erhebungen sind es nur noch 40 Prozent, die hier in Bonn sind. Wir haben einen schleichenden Wegzug."

"Wir sind ein föderaler Staat. Deshalb ist es gut, dass sich Bundeseinrichtungen auf das Bundesgebiet verteilen. Die Region Bonn ist nicht die einzige Region, die unter der starken Sogwirkung Berlins so ein bisschen leidet. Es geht auch um Städte wie München, von wo der BND weg nach Berlin zieht, oder Frankfurt, von wo die Deutsche Bahn nach Berlin gezogen ist."

Ashok-Alexander Sridharan in der radioWelt auf Bayern 2

Aus der "Bonner Republik" wird die "Berliner Republik"

Michael Müller

Was macht die "Berliner Republik" aus, wie hat der Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin die Hauptstadt geprägt?

Die radioWelt am Abend auf Bayern 2 spricht darüber mit Michael Müller (SPD), dem Regierenden Bürgermeister von Berlin.


1