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Flaggschiff in Hitlers Kriegsmarine Die "Graf Spee"

Winston Churchill, damaliger britischer Marineminister, nannte sie spöttisch "Pocket-Batttleship". Das schwere Panzerschiff wurde fünf Jahre nach ihrem Stapellauf wegen irreperabler Schäden von der eigenen Besatzung zerstört.

Von: Ivo Marusczyk

Stand: 26.08.2016

Graf Spee | Bild: picture-alliance/dpa

Kriegsflaggschiff

Alle Reichssender schalten nach Wilhelmshaven, als am 30. Juni 1934 das neue Schiff vom Stapel läuft. Die "Graf Spee" wurde für einige Zeit zum Flaggschiff von Hitlers Kriegsmarine. Der Marinehistoriker Jan Witt beschreibt sie so.

"Das strategische Konzept hinter der Graf Spee, war ein Schiff zu bauen, das schneller war als alle Schiffe, die stärker sind aber gleichzeit stärker, als alle Schiffe die schneller sind."

Jan Witt, Marinehistoriker

Westentaschen-Kampfschiff

180 Meter lang, fast 29 Knoten schnell, das erste deutsche Schiff mit einem Radar-Gerät, gepanzert mit dicken Stahlplatten, stark motorisiert und stark bewaffnet. "Pocket Battleship", Westentaschen-Kampfschiff nennen die Briten diesen Schiffstyp, eher ein leichtes Schlachtschiff als ein Kreuzer.

Einsatz im Handelskrieg

Ein Schiff, wie geschaffen für den Handelskrieg. Und das war dann auch der Zweck der "Graf Spee". Schon vor dem Überfall auf Polen wurde das Schiff in den Südatlantik geschickt, um Handelsschiffe zu versenken. Zweieinhalb Monate wurde es zum Schrecken dieses Meeres und versenkte neun englische Schiffe. Ohne Verlust von Menschenleben übrigens, Kommandant Hans Langsdorff gab den Besatzungen Zeit, ihre Schiffe zu verlassen.

Erste Seeschlacht des Zweiten Weltkriegs

Am 13. Dezember 1939 kam es dann vor der Mündung des Rio de la Plata zur ersten Seeschlacht des Zweiten Weltkriegs. Das war allerdings die letzte Siegesmeldung der deutschen Propaganda von der "Graf Spee". Außerdem hatte das Gefecht gegen drei Kreuzer an der "Graf Spee" schwere Schäden angerichtet. Das Schiff konnte sich nur mit Mühe noch in den neutralen Hafen von Montevideo retten.

Aber dort sitzt die "Graf Spee" in der Falle. Die Briten machen Druck auf den neutralen Staat, den Deutschen nicht die Zeit zu lassen, um die Schäden am Schiff zu beheben. Die "Graf Spee" soll aufgeben oder schnell wieder auslaufen. Vor der Mündung des Rio de la Plata warten schon englische Schiffe, gegen die die schwer angeschlagene "Graf Spee" keine Chance mehr hat. Der Befehl Hitlers lautet eigentlich, kämpfend mit wehender Fahne unterzugehen. Doch Kommandant Hans Langsdorff entschließt sich anders. In seinem Abschiedsbrief schreibt Langsdorff:

"Ich werde uns nicht von einer Übermacht in Stücke schießen lassen. Für mich sind tausend junge Männer lebend mehr wert als tausend tote Helden."

Kapitän Hans Langsdorff in seinem Abschiedsbrief

Langsdorff versenkt die "Graf Spee" sobald er die Hoheitsgewässer von Uruguay verlässt. Winston Churchill, damals noch Marineminister kommentiert das in einer Rundfunk-Ansprache. Die Mannschaft setzt über den Rio de la Plata ins deutsch-freundliche Argentinien über. Dort erschießt sich der Kapitän, die Mannschaft überlebt.

"Das Westentaschen-Kampfschiff Graf Spee, das wochenlang im Südatlantik Jagd machte, hat sein Schicksal gefunden."

Winston Churchill, damals noch Marineminister

Grab im Rio de la Plata

Bis in die 60er Jahre ragte der Turm noch aus dem Wasser, dann sank das Wrack immer tiefer in den Schlamm. Nur der Anker und einer der Entfernungsmesser wurden geborgen - und vor zehn Jahren holt ein Schatztaucher ein Aufsehen erregendes Relikt aus dem schlammig-trüben Wasser: Den Bronzeadler, der das Heck zierte, die Krallen auf dem Hakenkreuz. Immer wieder sollte das ganze Wrack gehoben werden. Aber immer wieder tauchten rechtliche oder technische Probleme auf. Die „Graf Spee“ liegt bis heute drei Meilen vor Montevideo, im nur acht Meter tiefen trüben Wasser des Rio de la Plata.


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