Bayern 2 - radioTexte


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Johano Strasser zum Achtzigsten "Es ist der Wind, der die Ungeduld sät"

Bekannt geworden in den 70ern als führendes Mitglied der Jusos, später als Vordenker und politischer Publizist, der Licht ins Dickicht gesellschaftlicher Zustände bringen will. Er schreibt Gedichte und Hörspiele, Romane und Essays. Am 1. Mai feiert der Schriftsteller seinen 80. Geburtstag. Dazu hat er sich selbst eine Biographie geschenkt, die letztes Jahr neu erschien: "Als wir noch Götter waren im Mai", spannend erzählt vom "letzten Dinosaurier der SPD". Themen wie Utopieverlust, Fremdenhass, politisch Andersdenken sind immer auch Themen in seinen literarischen Werken.

Von: Eva Demmelhuber

Stand: 25.04.2019

Schriftsteller und Philosoph Johano Strasser | Bild: Eva Demmelhuber

Vorwort

"Schau her: mein Gedicht
So privat wie hier
Zwischen zwei Buchdeckeln für achtzehn Euro
Bin ich sonst nie
Wir haben eine gemeinsame Leidenschaft
Du und ich
Für Schlüssellöcher
Ich stehe davor du stehst dahinter
Bückst dich und schnaufst
Allenfalls einen Augentripper
Kannst du dir holen durchs Schlüsselloch
Wenn ich mein Armesündergesicht
Herunterlasse"

Gedicht von Johano Strasser

Cornelia Zetzsche und Johano Strasser: zwei Kultur- und Literaturexperten unter sich

Am 1. Mai feiert der ehemalige Präsident des PEN-Zentrums seinen 80. Geburtstag. Kurz vorher kommt er zu Cornelia Zetzsche, um aus seinem spannenden und ereignisreichen Leben zu erzählen. Sein langjähriger Freund und See-Nachbar Und Gert Heidenreich liest aus Johano Strassers Langgedicht "Der Wind", der den politischen Schriftsteller, Europäer und streitbaren Demokraten, der seit fast einem halben Jahrhundert engagiert ist in Fragen unserer Grundwerte, von Arbeit, Ökologie, Demokratie und Gesellschaft, treibt, ihm Gedankenfetzen und Stimmen zuflüstert, ihn von Lebensphase zu Lebensphase begleitet.

"Der Wind" von Johano Strasser (Ausschnitt)

„Den Kopf schwer von Träumen auf die Brust gesenkt
Sitze ich im dämmrigen Zimmer
Selbst in der stillsten Stille noch
Spüre ich die Unruhe
Mit geschlossenen Augen sehe ich das helle
Pulsierende Licht
Höre ich den noch ungeborenen
Durch die Erinnerung hallenden Schrei
Es ist der Wind
Der die Ungeduld sät
Auf den Straßen den Plätzen in meinem Kopf ..."

Vor- und Querdenker

Der Schriftsteller und Philosoph Johano Strasser im Bayern 2-Studio

Am 1. Mai 1939 im niederländischen Leeuwarden geboren, der Vater Österreicher, die Mutter Holländerin, lebt Johano Strasser seit 1945 in Deutschland, wo er 1967 an der philosophischen Fakultät der Universität Mainz promovierte. Unter anderem mit seinem Roman "Stille Jagd" machte er sich auch einen Namen als Schriftsteller, der neben seinen politologischen Veröffentlichungen, zum Beispiel "Leben oder Überleben. Wider die Zurichtung des Menschen zu einem Element des Marktes" auch Theaterstücke und Hörspiele schrieb. Auch sein Gedichtband "Bei Regen über Regen reden" fand große Beachtung.
Nach seiner Tätigkeit als Präsident des deutschen PEN widmet sich Johano Strasser wieder mehr dem Schreiben. Vor allem von Kurzgeschichten und Erzählungen.

Lesung und Gespräch mit Johano Strasser

Schriftstellerkollege und See-Nachbar Gert Heidenreich

Gert Heidenreich liest am Sonntag, dem 28. April, zwei Tage vor Johano Strassers 80. Geburtstag Auszüge aus dem Langgedicht "Der Wind", von dem sich der Jubilar poetisch von Station zu Station seines Lebens treiben lässt. Studiogast: Johano Strasser

"radioTexte - Das offene Buch" jeden Sonntag um 12.30 Uhr auf Bayern 2.
Regie: Eva Demmelhuber, Redaktion und Moderation: Cornelia Zetzsche.


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