Bayern 2 - radioTexte


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Stefan Merki liest Bachtyar Ali: Erinnerungen eines Lesers

Bücher zu lesen war für Bachtyar Ali lange Zeit lebensgefährlich - trotzdem konnte er nie aufhören. Ein Essay über die Risiken und Nebenwirkungen, die Literatur bis heute an zu vielen Orten hat.

Stand: 09.12.2022 | Archiv

Bachtyar Ali: Erinnerungen eines Lesers (Union) | Bild: Karim Khasraw

"Wer mit gewissen Büchern aufgegriffen wurde, war in großer Gefahr. Wer sie zuhause hatte, fühlte sich nie sicher. Drohte eine Hausdurchsuchung, begannen die Besitzer, ihre Bücher zu verstecken. Wurde die Gefahr jedoch zu groß, so sah man sich gezwungen, seine Bücher zu verbrennen."

Bachtyar Ali

Erinnerungen eines Lesers - dahinter könnten sich heimelige Kindheitserfahrungen verbergen … doch bei dem in Deutschland lebenden Schriftsteller Bachtyar Ali („Der letzte Granatapfel“), der 1966 im Nordirak geboren wurde, sind solche Erinnerungen verknüpft mit Gefahr und Risikobereitschaft. Schon vor Saddam Hussein gehörte der Irak zu den Gegenden der Welt, in denen die Machthaber Angst vor Lesenden hatten. In seinem Essay erzählt der Schriftsteller, wie in seiner kurdischen Familie eine liebevoll zusammengetragene und im Sofa verborgene Büchersammlung schließlich vorsichtshalber verbrannt wurde. Und wie er selbst bis zu seinem Exil immer wieder Bücher schmuggelte, versteckte und verlor.

Es liest Stefan Merki von den Münchner Kammerspielen. Regie und Moderation: Kirsten Böttcher. Redaktion: Judith Heitkamp. „Erinnerungen eines Lesers“ ist in dem von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim übersetzen Essay-Band „Das Lächeln des Diktators“ im Züricher Unionsverlag erschienen. Dort sind auch die Romane des Autors auf Deutsch veröffentlicht. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags können wir diese Sendung im Bayern 2-Podcast „Lesungen“ anbieten.

Lesung aus dem Essay "Das Lächeln des Diktators" von Bachtyar Ali (Unionsverlag) Übersetzung aus dem Kurdischen (Sorani) von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim 144 Seiten € 19,-


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