Bayern 2 - Notizbuch


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Niedrige Zinsen, hohe Gebühren Bausparen lohnt sich nicht für jeden

Trotz Niedrigzinsen vertrauen die Deutschen offenbar ihren Bausparkassen. Die LBS Bayern meldete vergangenes Jahr einen Rekord bei Neuabschlüssen. Doch Verbraucherzentralen raten vom Bausparen eher ab.

Von: Rigobert Kaiser

Stand: 22.11.2016

Bausparen | Bild: picture-alliance/dpa

Rund 30 Millionen Bausparverträge gibt es hierzulande. Ob solche Verträge sinnvoll sind oder nicht, hängt davon ab, was der Sparer damit vorhat, erklärt Susanne Götz von der Verbraucherzentrale Bayern:

"Wenn man jetzt sagt, man möchte es nur zum Sparen nehmen, das Darlehen wird man nie nutzen, dann ist es wahrscheinlich aufgrund der aktuell niedrigen Zinsen nicht interessant. In Kombination mit dem Darlehen kann es interessant sein, weil man damit das für die Zukunft vielleicht günstige Darlehen planen kann."

Susanne Götz, Verbraucherzentrale Bayern.

Ein Blick in die Tarifbedingungen lohnt sich immer. Die Landesbausparkassen zum Beispiel bieten auf ihren Internetseiten umfassende Informationen zu ihren Tarifen. Nach Bundesländern geordnet kann man sich durch die verschiedenen Angebote klicken, denn jede Bausparkasse hat eigene Tarifmodelle. Als erstes fallen die niedrigen Zinsen in der Ansparphase auf, die meist zwischen 0,1 Prozent und 0,25 Prozent im Jahr liegen. Bei einigen Tarifen kommt manchmal noch ein Sparbonus von einem halben Prozent oben drauf. Klingt besser als es ist, warnt Verbraucherschützerin Susanne Götz. Kunden müssen beim Abschluss eines Vertrages immer auch die hohen Abschlussgebühren im Auge behalten.

"Angenommen 60.000 Euro. Dann ist ja ein bis zwei Prozent Abschlussgebühr viel. Wenn ich dann 0,5 Prozent Bausparzins bekomme, ist das uninteressant als Sparprodukt."

Susanne Götz, Verbraucherzentrale Bayern

Der Abschluss eines solchen Darlehens kann also zwischen 600 und 1200 Euro kosten. Diese Gebühren dürfen die Bausparkassen verlangen. Das hat jüngst der Bundesgerichtshof entschieden. In der Ansparphase fallen noch zusätzliche Jahresentgelte an. Mit 5 bis 10 Euro sind sie auf den ersten Blick nicht hoch, aber angesichts der niedrigen Guthabenzinsen fressen die insgesamt hohen Gebühren die Erträge durch die Minizinsen weitgehend auf.

Kunden können Darlehensgebühr zurückfordern

In der Darlehensphase haben die Bausparkassen bislang weitere Gebühren verlangt. Doch die wurden jetzt vom BGH verboten. Das heißt, die Kunden können die Gebühr zurückfordern, müssen aber Fristen beachten.

"Die Rückforderung unterliegt der Verjährung, also hat man maximal 3 Jahre Zeit. Das bedeutet: Die Gebühren, die 2013 gezahlt wurden, können maximal bis zum 31.12.2016 zurückgefordert werden."

Susanne Götz, Verbraucherzentrale Bayern

Da diese Gebühren schnell auf mehrere hundert Euro steigen können, sollten betroffene Kunden reagieren. Die Verbraucherzentrale Bayern bietet auf ihrer Homepage einen Musterbrief zum Herunterladen an, der ausgefüllt an die Bausparkasse geschickt werden muss.

Wann sich Bausparen lohnen kann

Angesichts der niedrigen Zinsen und der hohen Gebühren, stellt sich die Frage, für wen ein Bausparer überhaupt sinnvoll ist?

"Es kann interessant sein, wenn man einen kleineren Betrag nimmt. Bis 30.000 muss keine Grundschuld genommen werden. Das spart natürlich Kosten. Und jemand, der zum Beispiel ein Haus hat und sagt, ich plane für die Zukunft eine Renovierung oder einen Umbau. Dann kann man sich damit ein günstiges Darlehen sichern, ohne eine Grundschuld nehmen zu müssen."

Susanne Götz, Verbraucherzentrale Bayern

In die Überlegungen muss auf alle Fälle einfließen, wie hoch die späteren Darlehensraten ausfallen. In aller Regel werden die Darlehen in sieben bis acht Jahren zurückgezahlt. Das kann bei großen Summen zu hohen monatlichen Belastungen führen, die eventuell das eigene Budget sprengen. Vom Ende her denken sollten auch Erwerber von Immobilien, denen eine Kombination aus einem klassischen Baudarlehen und einem Bausparvertrag angeboten wird.

"Das ist in den meisten Fällen nicht sinnvoll. Das wird natürlich von der Bank angeboten. Sie vermitteln ja auch diese Bausparprodukte. Ist natürlich für die Bank ein interessantes Geschäft, für den Privatnutzer eigentlich nicht. Da wäre ein ganz normales Annuitätendarlehen mit einer Tilgung drin das Beste."

Susanne Götz, Verbraucherzentrale Bayern

Die Begründung ist recht einfach: Derzeit sind die Bauzinsen so niedrig, dass es besser ist, sich diese auf 10 oder 15 Jahre zu sichern. Verbunden mit einer hohen Tilgung – die ist in diesen Fällen unbedingt zu empfehlen – steht man am Ende wesentlich besser da, als mit einem Bausparer, der erst einmal 7 Jahre zu Minimalzinsen angespart werden muss.


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