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Podcast "Die Neue Norm" Vielfalt, Inklusion und das Leben mit Behinderung

Was ist schon normal? Judyta Smykowski, Jonas Karpa und Raúl Krauthausen brechen in ihrem Podcast "Die Neue Norm" festgefahrene Muster auf und werfen einen frischen Blick auf Vielfalt, Inklusion und das Leben von Menschen mit Behinderung.

Stand: 22.04.2022 | Archiv

Die Neue Norm | Bild: Andi Weiland/Gesellschaftsbilder.de

Niemand hat das Recht gepachtet, über das Leben mit Behinderung zu sprechen. Im Idealfall sollten das alle gemeinsam tun, findet Judyta Smykowski. Aber drei Menschen mit Behinderung und journalistischem Hintergrund haben dafür die besten Voraussetzungen. In ihrem Podcast "Die Neue Norm" beleuchten Judyta Smykowski, Jonas Karpa und Raúl Krauthausen aus der Perspektive von Menschen mit Behinderung alltägliche Themen, die alle Menschen betreffen. Informativ, kritisch und unterhaltsam.

"Ich denke schon, dass wir früher oder später an einen Punkt kommen sollten, an dem nicht behinderte Menschen über dieses Thema genauso reden können wie Menschen mit Behinderung. Aber dorthin ist es noch ein weiter Weg. Genauso wie wir noch nicht an dem Punkt sind, dass Männer gleichberechtigt über Frauenrechte reden sollten."

Raúl Krauthausen, Fernsehmoderator und Gründer des gemeinnützigen Vereins 'Sozialhelden'

Jonas Karpa: "Raus aus der Charity-Ecke!"

Jonas Karpa hat Medien- und Musikwissenschaften studiert und in verschiedenen Radio- und Fernsehredaktionen gearbeitet. Seit fünf Jahren hat er eine Sehbehinderung. Sein Ziel: Eine ausgewogene Mischung aus Information und Unterhaltung.

Mit dem Podcast "Die Neue Norm" will Karpa raus aus der "Charity-Ecke", von der aus oft über Menschen mit Behinderung berichtet wird, wie er findet. Es geht ihm darum, starre Regeln zu hinterfragen und neue Normen zu bilden – um dann auch diese wieder kritisch einzuordnen. "Menschen suchen Normen und Richtlinien", so Karpa, "aber Vielfalt lässt sich nicht in eine Norm fassen."

Judyta Smykowski: "Niemand ist an den Rollstuhl gefesselt."

Judyta Smykowski wollte als Kind Geigerin werden, studierte dann aber Online- und Kulturjournalismus und arbeitete unter anderem beim ZDF in Warschau. Heute ist sie Redaktionsleiterin von "Die Neue Norm". Sie sitzt im Rollstuhl und gibt Workshops für Journalist*innen, um sie für das Thema "Leben mit Behinderung" zu sensibilisieren. Formulierungen wie "jemand ist an den Rollstuhl gefesselt" sind völlig falsch, betont Smykowski, werden aber trotzdem häufig verwendet. Sie plädiert für neue Blickwinkel: "Der Rollstuhl gibt mir eine Freiheit und Mobiliät, die ich sonst nicht hätte."

"Natürlich haben wir auch mal einen schlechten Tag und wollen nicht immer nur helfen beim Verständnis unserer Behinderung. Es geht eher um Sensibilitäten und Schubladen. Wir wollen keine Vorgaben machen, sondern in erster Linie ins Gespräch kommen."

Judyta Smykowski, Redaktionsleiterin 'Die Neue Norm'

Raúl Krauthausen: "Ich bin weder Opfer noch Superheld."

Raúl Krauthausen, studierter Kommunikationswirt, hat den gemeinnützigen Verein "Sozialhelden" gegründet und modieriert unter anderem die Fernsehsendung "Krauthausen - Face to Face". Er will vorurteilsfreie Bilder von Menschen mit Behinderung kreieren. "Ich bin weder ein Opfer noch ein Superheld", so Krauthausen. "Wir alle sind einfach so wie wir sind - mit Interessen, Leidenschaften und vielleicht auch Macken." Beim Podcast "Die Neue Norm" legt er Wert auf spannende Themen und journalistische Distanz.

"Die Neue Norm": bunt, gemischt und vielfältig

Wie könnte inklusiver Sportunterricht aussehen? Wie sinnvoll sind Rollstuhlparcours? Oder: Wie erklärt man einem Kind, warum ein Mensch auf der Straße eine Behinderung hat? Der Podcast "Die Neue Norm" greift Themen auf, die alle betreffen. Raúl Krauthausen und sein Team wollen keine Moralapostel sein, sondern alltagstaugliche Tipps geben, das Blickfeld von allen Menschen erweitern und zeigen: Die Welt ist bunt, gemischt und vielfältig. Für die Zukunft wünschen sie sich, dass der Anteil von Menschen mit Behinderung in Redaktionen und Medienunternehmen bald ganz selbstverständlich ihrem Anteil in der Gesellschaft entspricht.

"In einer idealen Welt im Jahr 2040 finden die Themen, für die wir heute sensibilisieren wollen, in den großen Newsportalen statt. Weil wir in einer so vielfältigen Welt leben, dass es egal ist, ob ein Mensch eine Behinderung hat oder nicht."

Jonas Karpa, Medien- und Musikwissenschaftler und Journalist


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