Bayern 2 - Nachtmix

Neuerscheinungen der Woche Neue Alben von Kele, Depeche Mode und Angel Bat Dawid

Die Neuheiten der Woche im Überblick. Mit dabei die neuen Alben von Kele, Depeche Mode, Debbie Friday, Kill the Pain, Purling Hiss, Lankum, Lucinda Chua, Caroline Rose, Angel Bat Dawid, Arooj Aftab, Vijay Iyer & Shazad Ismaily...

Author: Roderich Fabian

Published at: 23-3-2023

Depeche Mode | Bild: Anton Corbijn

Kele - „The Flames Part 2“ (!K7)

Dass Rock and Roll irgendwie vorbei ist, merkt man an Alben wie diesen. Denn auch wenn der Sänger der Band Bloc Party immer noch konventionelle Songs schreibt, so sind sie doch von jeder dicken Hose und auch von jeder Härte befreit. Manches hier gleitet stattdessen ein wenig in Richtung Kinderlied ab, was dann ja eine familienfreundliche Haltung ist. Allerdings sind dafür nicht alle Menschen gleichermaßen empfänglich. (6.0 von 10 Punkten)

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Vandal | Bild: Kele - Topic (via YouTube)

Vandal

Depeche Mode - „Memento Mori“ (Sony)

Band-Mitglied Andy Fletcher starb 2022 ziemlich überraschend. Dave Gahan und Martin Gore haben das auch als Auftrag verstanden, nicht aufzugeben. Das Album heißt übersetzt „Vergiss nicht, dass du sterben wirst“. Das heisst überschwängliche Heiterkeit à la „Just can’t get enough“ ist nicht zu erwarten, aber die dunklen Schattierungen waren schon immer die eigentliche Stärke von Depeche Mode. Jetzt sind sie wie Jagger/Richards, die beiden Überlebenden, die weitermachen, bis einer umfällt - nicht nur für Fans unverzichtbar. (ohne Wertung)

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Depeche Mode - Ghosts Again (Official Video) | Bild: DepecheModeVEVO (via YouTube)

Depeche Mode - Ghosts Again (Official Video)

Debby Friday - „Good Luck“ (Sub Pop)

Sie wurde in Nigeria geboren und ist in Kanada aufgewachsen. Sie würde ganz gut auf das ehemalige Depeche-Mode-Label „Mute Records“ passen, so sperrig ist der Electro-Pop, den sie auf ihrem Debutalbum präsentiert. Allerdings bringt sie auch noch ein für Mute eher untypisches Hip-Hop-Element ein. Jetzt noch ein bisschen am Songwritng feilen, dann wird das schon laufen für die Sängerin, die ihre Karriere mit selbstgemachten Youtube-Videos gestartet hatte. (6.9 von 10 Punkten)

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GOOD LUCK: THE FILM | Official Trailer | Bild: DEBBY FRIDAY (via YouTube)

GOOD LUCK: THE FILM | Official Trailer

Kill the Pain - „Kill the Pain“ (KWAIDAN)

Kill steht für Phobe Killdear, das Pain für Melanie Pain -  daher der Scherz Kill the Pain. Sie kennen einander seit fast 20 Jahren, waren sie doch beide Sängerinnen für das französische Cover-Projekt „Nouvelle Vague“, also die Band, die New-Wave-Hits in ironisch-soften Versionen interpretierte. Killdear, die Australierin aus Antibes und Pain, die Französin aus Aix-en-Provence, machen jetzt aber eher handelsüblichen Rock and Roll, so im Sinne der frühen Patti Smith, was durchaus funktioniert. (7.2 von 10 Punkten)

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KILL THE PAIN - Zig Zag | Bild: Kwaidanrecords (via YouTube)

KILL THE PAIN - Zig Zag

Purling Hiss - „Drag on Girard“ (Drag City)

Irgendwie haben wir es heute mit Wortspielen, denn der Bandname Purling Hiss ist aus dem realen Namen des Frontmanes Mike Polizze aus Philadelphia abgeleitet. Purling Hiss machen seit 2009 Pop-Punk und sind - unüberhörbar - inzwischen in ihrer Dinosaur-Junior-Phase angekommen. Das heißt Mike Polizze und seine wilde Bande können immer besser spielen. Und schließlich hat sie niemand darum gebeten, das Rad neu zu erfinden. (6.3 von 10 Punkten)

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Purling Hiss "Yer All in My Dreams" (Official Visualizer) | Bild: Drag City (via YouTube)

Purling Hiss "Yer All in My Dreams" (Official Visualizer)

Lankum - „False Lankum“ (Rough Trade)

Bis 2017 hießen sie Lynched, weil die Brüder Ian und Daragh Lynch die Band in Dublin gegründet hatten. Aber vor fünf Jahren switchte man um auf Lankum, um nicht mit der Lynchjustiz assoziiert zu werden. Ihr insgesamt fünftes Album seit 2003 ist immer noch in der irischen Folk-Tradition verwurzelt, lehnt sich aber vom Sound her an so etwas wie Drone-Metal an, was den düsteren Charakter der ohnehin dramatischen Balladen noch verstärkt. Irgendwie sind Lankum so etwas wie die musikalische Ausprägung des Films „The Banshees of Inisherin“ - das kann man mögen oder ablehnen. Mir gefällt das Album außerordentlich, auch weil es mich an eine fast vergessene Band aus Irland erinnert, an die Virgin Prunes. (8.5 von 10 Punkten)

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Lankum - Newcastle (Official Audio) | Bild: LankumDublin (via YouTube)

Lankum - Newcastle (Official Audio)

Lucinda Chua - „Yian“ (4AD)

Dies ist das zweite Album der Londonerin, die nicht nur britische, sondern auch malaysische und chinesische Wurzeln hat. Ihr Instrument ist das Cello, das sie auch schon für Künstlerinnen wie FKA Twigs gespielt hat. Das ganze Album ist subtil und minimalistisch instrumentiert, was einen ganz eigenen, zerbrechlichen Reiz hat. Aber die Songs hier sind alle aufs Feinste durchkomponiert - hier ist nichts Pose, sondern ein höchst moderner Ausdruck von Individualität. (7.5 von 10 Punkten)

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Lucinda Chua - Something Other Than Years feat. Yeule (Official Audio) | Bild: Lucinda Chua (via YouTube)

Lucinda Chua - Something Other Than Years feat. Yeule (Official Audio)

Caroline Rose - „The Art of Fofegtting“ (New West)

Sie ist 33, und dies ist ihr fünftes Solo-Album. Sie schreibt eher klassische Popsongs im Sinne der Beatles oder auch der Byrds, lässt aber auch R&B-Einflüsse zu. Zwischen den Songs sind immer wieder liebevolle Anrufe ihrer Großmutter eingestreut, die wohl von Carolines Mailbox stammen. Überhaupt ist dies ein Konzeptalbum, das sich - mal wieder - mit dem Thema Trennung beschäftigt. Aber warum nicht, wenn die Songs so gelungen sind wie hier. (8.0 von 10 Punkten)

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Caroline Rose - Miami (Official Music Video) | Bild: CarolineRoseVEVO (via YouTube)

Caroline Rose - Miami (Official Music Video)

Angel Bat Dawid - „Requiem for Jazz“ (International Anthem)

Angel Bat Dawid erklärt hier, warum der Jazz ihrer Ansicht nach eine Sterbemesse verdient hat. Jazz, meint die 43jährige Aktivistin, sei eben - genau wie der Blues - ein Mittel der afro-amerikanischen Bevölkerung gewesen, um ihrer verwundeten Seele Ausdruck zu verleihen. Nun aber müsse man die schmerzlichen Spuren der Vergangenheit hinter sich lassen und zu neuen Ufern aufbrechen. Tatsächlich ist das Album nicht wirklich Jazz und schon gar kein Pop, sondern in erster Linie klassisch wirkende Vokal-Musik mit Wurzeln im Gospel - ein sehr ambitioniertes Album. (7.0 von 10 Punkten)

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Requiem For Jazz -  'RECORDARE-Recall the Joy' | Bild: Angel Bat Dawid - Official (via YouTube)

Requiem For Jazz - 'RECORDARE-Recall the Joy'

Arooj Aftab, Vijay Iyer, Shazad Ismaily - „Love in Exile“ (Verve)

Das Album stammt von drei MusikerInnen mit asiatischen Wurzeln: Die Pakistanerin Arooj Aftab singt, der amerikanische Pianist Vijay Iyer und der Bassist Shazad Ismaily machen lange, langsame Mantra-artige und dabei wunderschöne Songs, die virtuos und spirituell voranschreiten und sich dabei entwickeln.  (7.8 von 10 Punkten)

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Arooj Aftab, Vijay Iyer, Shahzad Ismaily - To Remain/To Return (Visualizer) | Bild: AroojAftabVEVO (via YouTube)

Arooj Aftab, Vijay Iyer, Shahzad Ismaily - To Remain/To Return (Visualizer)