Neuerscheinungen der Woche Neue Alben von u. a. Bon Iver, Cold Specks und Meese x Hell
Unser wöchentlicher Neuheiten-Check mit Bon Iver, Cold Specks, Meese x Hell, Charif Megarbane, Florist, Dead Pioneers, Kosmo, Companion Songs, Valerie June, Chet Baker, Tara Nome Doyle und Lexi Jones

BON IVER – Sable, fABLE
Nach sechs Jahren Pause ein Lebenszeichen vom Erneuerer des Indie-Folk. Er wurde in den 10er-Jahren gern als Duett-Partner gerufen, wenn Stars wie Taylor Swift oder Kanye West eine verletzliche, männliche Stimme brauchten. Bon Iver - das ist der US-Musiker, der an der kanadischen Grenze wohnt und Autotune sowie irre Soundeffekte ins gern puristische Genre geholt hat. Mit seinen neuen Songs sollte er bei seinen vielen Fans wieder ins Schwarze treffen. Aus der Sable EP, die noch von Dunkelheit und Depression handelte, wird auf dem SABLE, fABLE-Album eine Art ausgestreckte Hand: Richtung Hoffnung, „eine Einführung ins Feiern“, wie Justin Vernon sagt. Es geht um einen Mann und der ersten Begegnung mit einer Frau: „er ist überflutet und überwältigt, voller unbändigem Verlangen und Sex – und einer Zukunft, die er vor sich sieht: ein neuer Partner, vielleicht eine Familie“ – so das inhaltliche Setting der neuen Bon Iver. Die große Krise, die lange Pause ist überwunden. Er fährt den z. T. jaulenden musikalischen Schmerz der letzten Platten zurück und kommt in ruhigeren Gewässern an. Die Zuversicht gipfelt in „Everything Is Peaceful Love“ – mit Pedal Steel Guitar und Beatbox – klasse Mischung. Als Gäste sind zu hören: Danielle Haim (von der Schwestern-Band Haim), die bei „If Only I Could Wait“ mitsingt (danach war sie im neuen Bon Iver-Studio in Wisconsin tagelang eingeschneit). Eine Fabel ist kein Märchen und jede Verliebtheit hört auch wieder auf, weiss Justin - und wappnet sich gegen zu hohe Erwartungen der neuen Liebe. Er will sich in Geduld üben: „Can I Feel Another Way?“ singt er in „There´s A Rhythm“ – und freut sich auf den neuen Rhythmus zu zweit. Und wir mit ihm. Bzw den Beiden. Feines Comeback, aber keine Rückkehr zu den puren Unplugged Folk-Anfängen, sondern ein Ankommen in der goldenen Mitte – also Indie-Folk, der moderne Stilmittel aufnimmt, als wären Beats im Genre ganz normal. (8,5 von 10 Punkten)
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Everything Is Peaceful Love
MEESE x HELL – Gesamtklärwerk Deutschland
Beginnt wie Kraftwerk, klingt nach Kraftwerk und arbeitet sich auch an der einflussreichsten deutschen Band ab. Das Debüt des Künstler-DJs-Duos verhandelte den Electro-Punk von DAF/Deutsch Amerikanische Freundschaft (und deren Erbe), und auch hier nehmen sie sich wieder einer Düsseldorfer Institution an. Jonathan Meese und DJ Hell postulieren Kunst-Kommentare nicht nur zu Kraftwerk, sondern auch zu Deutschland: „mach es klein, dann wieder groß, ich bin Dr Germany“. Die Beiden bringen hier zwei Disziplinen zusammen, in denen dieses Land eine wichtige Rolle spielt: Techno und Kunst. Und Meeses 95jährige Mama Brigitte ist bei zwei Songs mit am Mikro: „Ich bin Lady Toleranz, ich liebe das Leben, bin das Gute im Menschen.“ Der Sohn hält entgegen: „Ich spalte alles. Ich opfere alle, ich bin der Apokalyptiker“ („Der Apokalyptiker“). Für Meese wird das Textblatt zur erweiterten Leinwand und Hell kann so richtig nach seinen Vorbilden klingen. Im Schlussstück „Gesamtkunstwerk Deutschland“ kommt zum Electro-Soundalike von Kraftwerk und dem Thema Kunst auch wieder das Land hinzu: „Ich bin Kunst-Deutsch, ich bin Deutsch-Kunst“ kommentiert Meese den Betrieb und die Diskussionen: „Ende Der Durchsage“. Die Cover-Collage mit der orange-weissen Pilone ist eine Anspielung ans erste Logo von Kraftwerk – von Buback-Label-Chef (und Malerkollege Meeses) Daniel Richter. (8,0 von 10 Punkten)
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Gesamtklärwerk Deutschland
CHARIF MEGARBANE - Hawalat
Beirut wird gern „Paris des Ostens“ genannt – hier versteht man den Vergleich. Der libanesische Musiker hat ein Album aufgenommen, das alte, französische Eleganz in sich trägt – dank des Akkordeons denkt man an Paris. Megarbane liefert eine Art instrumentale Café- bzw. Teehaus-Musik, die nach 70er-Jahre-Soundtrack klingt. Das klasse Vorgänger-Album „Marzipan“ war 2023 Album Der Woche von Zündfunk/Bayern2. Auch der Nachfolger erscheint bei Habibi Funk - das Berliner Global Pop-Label ist die richtige Adresse. War „Marzipan“ der Aussenblick auf den Libanon, ist „Hawalat“ der Blick aus dem Land hinaus. „Hawalat“ meint Geld-Musiker aus Beirut/Libanon, der in unzähligen Formationen unterschiedlicher Genres mitwirkt, konzentriert sich diesmal weniger auf Gitarren, aber Bläser, funky und verspielte Cosmic + Arabic Grooves bleiben. „Hanadi“ ist von somalischer Musik beeinflusst, „Al Bahriye“ weist HipHop-Einflüsse auf und mit „La Virgule Suspendue“ gibt es auch Easy Listening-Anklänge. Charif Megarbane ist im besten Sinne altmodisch – um nicht zu sagen: zeitlos. Am 28. April stellt er die Platte in Berlin vor – mit einem weiteren Musiker aus Beirut: Rogér Fakhr, der schon seit den 80ern in den USA lebt. Und dessen Debüt ebenfalls „Album Der Woche“ bei uns war. (8,3 von 10 Punkten)
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Dreams of an Insomniac
FLORIST – Jellywish
Das 5. Album der US-Indie-Folk-Band um Emily Sprague, die zu den ganz Großen ihrer Zunft zählen. Sie haben Songs mit achtstelligen Streaming-Zahlen. „Jellywish“ ist eine Anspielung an „Jellyfish“ – Emily ist Fan von Quallen, die für sie etwas Alien-haftes haben. Quallen sind eine der beständigsten und rätselhaftesten Lebensformen, die seit 500 Millionen Jahren auf dem Planeten existieren: ohne Hirn, ohne Gedächtnis, aber sie sind lernfähig. Die Platte klingt flirrend-fluide und zärtlich-verspielt. Staunend singt sie von den Wundern des Alltags und den Wunden des Herzens. Sprague interessiert sich laut Pitchfork „für poröse Orte, an denen die Grenzen von Erfahrungen aneinander stoßen.“ Wie z. B. Sich-Verlieben oder Nahtod-Erfahrungen. Dementsprechend zerbrechlich kommt das Album daher: zartes Gitarren-Fingerpicking, dazu leichte Klaviertupfer. Kein Wunder: Sprague hat Angst vor der Klima-Katastrophe. So haben lediglich der Titelsong (mit einem plätschernden Wasserbreak) und „Moon, Sea, Devil“ leichten Pop-Appeal. Der Großteil von „Jellywish“ ist in gedämpftem Moll gehalten. Wann erleben sie auch bei uns ihren Durchbruch? (8,4 von 10 Punkten)
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Florist - Jellywish [FULL ALBUM STREAM]
DEAD PIONEERS – PO$T AMERICAN
Die richtige Platte zur richtigen Zeit: die anti-kapitalistische Indigenen-Punk-Band aus Denver/Colorado ist eine laute Stimme aus dem No-To-Trump-Lager. Wobei ihr Sound ungewöhnlich fürs Genre ist: Sänger Gregg Deal liefert am Mikro z. T. Spoken-Word-Texte ab, womit man die Band schnell erkennt. Er sagt: „derzeit befinden wir uns inmitten der krassen Existenz von Kapitalismus, Kolonialismus, weißer Vorherrschaft und den vielen unterdrückerischen Kräften, die alles um uns herum bestimmen“. Der Titel des Debüts ist bewusst gewählt: „´PO$T AMERICAN´ drückt eine kollektive Entmündigung und Desillusionierung des sogenannten ´American Dream´ aus.“ Cowboy-Darsteller wie John Wayne und Kevin Costner bekommen ebenso ihr Fett weg („Mythical Cowboys“), wie Männer, die sich an ihre Macht klammern – man höre „Love Language“. „My Spirit Animal Ate Your Spirit Animal“ handelt von kultureller Aneignung. Gregg Deal ist Künstler, Aktivist und Mitglied des Pyramid Lake Paiute Tribe – sein Stamm (1.700 Personen) lebt in einem „Indianerreservat“ in Nevada. An seiner Seite in der Band: Bassist Lee Tesche - sonst bei Algiers. Pearl Jam nahmen sie vor Kurzem mit auf Tour. Im Band sind sie zusammen mit Pennywise und Propagandhi in Deutschland: am 23.5. in Augsburg, Wiesbaden, Köln, Hamburg und Berlin. Eine neue, wichtige Stimme für das Amerika, das die Pop-Fans bisher so verehrten. (8,6 von 10 Punkten)
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PO$T AMERICAN
KOSMO – Getting Shit Done EP
Neues Quartett aus Nürnberg mit Sängerin Jules und drei Jungs an den Instrumenten. Musikalisch zwischen Post-Punk und Noise-Pop, zwischen Verzweiflung und Euphorie. Klar, dass sie sich Band-intern auf die Idles einigen können. Wut, die Spaß macht. Ihr Motto heißt: Nice People, Nasty Music. „A Mouth Full“, die Single, ist Konsumkritik am Lebenswandel unserer westlichen bzw nördlichen Welt. „Drive“ ist introspektiv und „Anders“ handelt von Klassenkampf. Kosmo touren mit ihrer „Getting Shit Done EP“ im Süden: in Nürnberg, München und Würzburg – aber auch in Halle, Chemnitz und Berlin. (8,2 von 10 Punkten)
COMPANION SONGS – The Time We Hold
Vom sehnsüchtig-melancholischen Gesang und der zurückgenommenen Art erinnert das Köln-Berliner Duo an Junip/José González oder Nick Mulvey. Auf ihrem zweiten Album fahren sie erstklassigen Indie-Folk auf – beinahe vergessen die instrumentalen Anfangszeiten. Companion Songs – das sind der Kölner Singer-/Songwriter Marco Mlynek und sein alter Schulfreund, der versierte Drummer Max Andrzejewski – den die Jazz- bzw Improv-Fans von seinen Berliner Projekten wie Hütte, Training, Pranke und Summen kennen. „Batteries“ klingt nach Lied übers Warten und was man währenddessen daraus macht. Der experimentelle Folk-Rock bzw komplexe Math-Pop des Debüts mündet in federleichten Akustik-Stücken, die einen begleiten: Companion Songs eben. (8,0 von 10 Punkten)
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Companion Songs - Up Your Sleeve (Official Music Video)
COLD SPECKS – Light For The Midnight
Nach sieben Jahren ein Lebenszeichen der somalischen Kanadierin, die mehrfach für kanadische Musikpreise nominiert wurde. Cold Specks ist das Projekt von Ladan Hussein, die in England lebt. Ihr dunkles Timbre wird von KollegInnen geschätzt – sie sang schon für Massive Attack, Moby und die Swans. Ihr Sound ist ein melancholischer Mix aus Soul, Blues & Pop – sie nennt es Gothic Soul. Geholfen haben diesmal im Studio Musiker von Portishead, Patti Smith und Perfume Genius. Inhaltlich ist es eine Aufarbeitung einer schwierigen Phase, ihre größte Lebenskrise: die psychischen Probleme wirken sich auch auf die Texte aus: die Verarbeitung von Erinnerungen („How It Feels“), Schmerz & Angst („Lovely Little Bones“) und Überleben („Wandering In The Wild“). Cold Specks weiß, wie sie sich Gehör verschaffen kann: beim ersten Konzert in München im Ampere brachte sie das geschwätzige Publikum mit einem Trick zum Zuhören: sie sang neben das Mikro, ihr Gesang wurde so unverstärkt leiser und das Publikum merkte sofort was los ist – und schwieg bis zum Schluss (einigermaßen). Ob sie es noch so macht? Leider sind noch keine Live-Termine bestätigt. (7,8 von 10 Punkten)
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Cold Specks - Venus In Pisces (Official Audio)
VALERIE JUNE – Owls, Omens And Oracles
Schöner, schicksalsschwerer Wortsport-Titel (im Englischen): Eulen, Omen und Voraussagungen. Die stimmgewaltige Sängerin aus der Country-Hochburg Tennessee, nennt ihren Sound „Organic Moonshine Roots Music“. Entdeckt wurde sie von Black Keys-Chef Dan Auerbach, der 2013 ihr Debüt "Pushin´ Against A Stone" produzierte. Und ihr damit gleich in die erste Reihe der Retro-Ladies verhalf. Inzwischen ist sie in ihrer Heimat so bekannt, dass Valerie June zur Sonderbotschafterin der Musik aus Memphis ernannt wurde. Dass sie Banjo, Gitarre und Ukulele spielt – sie ist an Gottesdienst und Gospel geschult - tut ihr übriges dazu. Diesmal verbreiten ihre Songs viel Güte gegen den Hass. „Dieses Album ist ein radikales Statement gegen Skepsis, Überwachung und Untergangsszenarien - lasst euch selbst eure Lebendigkeit feiern. Verbindet euch, weint, verändert euch, öffnet euch“, sagt sie. Damit erklärt sich auch die Single „Joy, Joy“. Auch Country und ein Acapella-Lied passen auf Owls, Omens und Oracles. Gäste sind Norah Jones und The Blind Boys Of Alabama. Produziert hat diese Platte der Indie-Folk-Routinier M. Ward. Eine lebendige Stimme! (7,7 von 10 Punkten)
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Valerie June - Joy, Joy!
TARA NOME DOYLE – Ekko
Die Wahl-Berlinerin mit einem Album auf Londons renommiertem FatCat Label. Ging es bei den ersten beiden Platten um Naturphilosophie und Kriechtiere, beschäftigt sich die norwegisch-irische Songwriterin nun mit der Antike: „wie konform muss ich sein?“ fragt sich Tara Nome Doyle in ihren intim-zurückgenommenen Songs. Angetan hat es ihr die Figur der Bergnymphe Echo (die sie mit zwei „k“ schreibt - sie kennt sie aus dem Norwegischen), die dazu verdammt ist, die Worte anderer zu wiederholen: die totale Anpassung sprich Konformität. Über die Nymphe blickt Tara auf sich selbst, auf ihr Innerstes als Künstlerin. „Bad Days“ geht ums Verlieben (hier kommt Ikarus aus der Antike ins Spiel), „Heaven Is Disguise“ (interpretiert die biblische Geschichte von Adam & Eva) „The Lighthouse“ ist Selbstreflexion und das einnehmende „Dive In“ beschäftigt sich mit den Veränderungen im Leben: sie ist 27. Doyle geht ab Mai auf lange Deutschland-Tour: ua stellt sie Ekko am 7.5. in München (Milla) vor, am 24.5. in Berlin (Berghain Kantine), 27.5. Jena (Trafo) oder 28.5. Hamburg (Nachtasyl). Als Mitglied von Kat Frankies BODIES-Frauenchor ist sie ebenfalls immer wieder zu sehen. Passend zum „Echo“-Bezug des Titels sieht man sie auf dem Cover der Platte im Abendlicht am Wasser stehen: und hat einen Kopfhörer mit einer Muschel überm Ohr auf. Diese Songs hallen lange nach. Auch das deutsche Schlusslied „Hinter Den Wolken“. Nicht „über“ oder „unter“, sondern „hinter“. (7,6 von 10 Punkten)
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Tara Nome Doyle – Bad Days
LEXI JONES – Xandri
Die Tochter von David Bowie und Imam Abdulmajid mit ihrem erstem Album, das sie in aller Stille veröffentlicht hat. Die 24jährige ist so selbstbewusst und geht ihren eigenen Weg – sie klingt ganz anders als Papa David. Die Vorbilder für ihren runtergestrippten Pop-Sound sind laut ihrem Insta-Kanal: Fiona Apple, Elliott Smith, Radiohead, LedZep, Janis Joplin und Erykah Badu. Nach denen sie auch überhaupt nicht klingt. Das Cover ziert ein verzerrtes Gesicht, dass sich hin und her bewegt, nicht stillhalten will: womöglich ein Zeichen eines Kampfes oder Anspannung – vielleicht eine Art von artistic struggle. Der Titel „Xandri“ stammt vom griechischen Namen „Alexandros“ – bzw seiner Abwandlung – meint: „Hüter der Menschheit“. 2023 tauchte sie mit einem Video auf Youtube auf, in dem sie Lieder ihres Vaters singt: „Starman“ und „Life On Mars“. Ihr Album beginnt mit dem längsten Lied, dem fast sechs minütigen „Along The Road“. In „It´s Almost“ blickt sie auf Kindheit und Jugend zurück, „Let Me Go“ ist ein catchy Farewell-Song. Lexi Jones vermeidet große Gesten oder fette Refrain-Hooks. Ihr Stil ist eher das Understatement. Mit dem Erbe auf den Schultern möchte man auch nicht aufwachsen sein. Englisch-sprachige Medien lesen aus ihren Lyrics heraus: „articulating complex emotions“. Wir sind schon sehr gespannt, was aus Alexandria Zahra Jones musikalisch noch wird: ihr älterer Bruder – von Bowies erster Frau – ist ja beim Film gelandet. (7,5 von 10 Punkten)
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Along the road
V.A. – CHET BAKER Re:imagined
Junge Stimmen interpretieren Jazz-Standards, die der US-Trompeter mit der sanften Stimme bekannt machte: wie „My Funny Valentine“, „I Fall Into Love Too Easily“ oder „It´s Always You“. Ua tun es Sarah Klang, dodie, Puma Blue, Ife Ogunjobi (Ezra Collective), Grent Perez oder Benny Sings. Aufhänger ist das Jubiläum der „Chet Baker Sings“-LP: der Bestseller erschien vor 70 Jahren. Sein erstes Album mit Gesang brachte der Pionier des Cool Jazz 1954 heraus: das Tribute-Werk ist also ein bisschen spät dran. Die neuen Covers sind ein schöner Anlass auch das Original (wieder) zu entdecken. (Keine Wertung, da nur ein Teil der Songs vorhörbar)
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Ornithology & Friends - Snowbound (Chet Baker Reimagined) (Live in LA)
NELL SMITH – Anxious
Was für eine traurige Angelegenheit: das posthume, eigene Album der viiiel zu jung verstorbenen Kanadierin. Nell starb 2024 mit nur 17 Jahren bei einem Autounfall. Davor war sie bekannt geworden, als sie mit den US-Psychedelic-Pop-Helden The Flaming Lips ein Cover-Album („Where The Viaduct Looms“) aufgenommen hat – voller Nick Cave-Songs. Im Titelsong „Anxious“ spiegeln sich ihre Teenager-Ängste wieder, „Split In The Sky“ handelt von Nells erstem Tattoo und „Boy In A Bubble“ ist ein Dankeschön an Wayne Coyne von den Flaming Lips: der Sänger der Flips rollt gern in einer großen, weichen, transparenten Plastik-Kugel über Bühne und Publikum. Coyne trauert:
"Es tut noch immer sehr sehr weh, wenn ich merke, dass Nell nicht mehr da ist. Ich schaue in die SMSen und denke, sie hat eine neue Zeichnung oder neues Lied geschickt. Ihre Stimme trifft das Ohr, das Ohr sagt dem Hirn, dass dies der Klang der Liebe ist ... es gibt etwas Heiliges, das jetzt geschieht."
(Wayne Coyne)
Ein durch und durch bewegende Indie-Folk+Pop-Platte. Nach dem Tod ihrer Tochter richtete die Familie den Nell Smith Memorial Fund ein – „um ihr Vermächtnis zu ehren und aufstrebende Artists zu unterstützen und ihr künstlerisches Wachstum zu fördern. Die Smiths wollen 100.000 US-Dollar aufbringen und zehn Jahre lang ein 10.000 Dollar-Stipendium für Newcomer zu vergeben. Ein schöner Versuch, dem sinnlosen Tod der Tochter wenigstens einen kleinen Sinn zu geben. (7,4 von 10 Punkten)
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Nell Smith - Anxious [Official Video]