Bayern 2 - Land und Leute


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Wilhelm Busch Sommerfrischen in Brannenburg am Inn

Bernhard Setzwein skizziert die wilden Jahre des Wilhelm Busch, in denen er auch den Verleger Caspar Braun kennenlernte. Für dessen "Fliegende Blätter" und "Münchner Bilderbogen" entstanden bald Bildgeschichten, so Buschs berühmteste, "Max und Moritz" - erstveröffentlicht vor 150 Jahren: am 4. April 1865.

Von: Bernhard Setzwein

Stand: 29.03.2015 | Archiv

Wilhelm Busch (1832-1908) | Bild: picture-alliance/dpa

1854 kam der 22-jährige Niedersachse Wilhelm Busch nach München, um sich an der Königlichen Akademie der Künste einzuschreiben. Doch statt sich dort den üblichen Mal- und Skizzierübungen zu widmen, blieb er der Akademie bald fern und stürzte sich lieber in das übermütige, locker-liederliche Treiben der damaligen Schwabinger Bohème. Als Mitglied der Künstlervereinigung "Jung-München" arbeitete er mit an Kneipenzeitungen sowie Karikatur-Alben und entwarf Programmzettel für satirische Theaterabende.

Kunststadt München - schon damals ein teures Pflaster

Selbstbildnis von Wilhelm Busch (um 1895)

Von jeher ging man mit Künstlern nicht gerade pfleglich um. Auch die Kunststadt München empfing Musenschüler nur dann gerne, wenn sie etwas mitbrachten, und da ist jetzt ausnahmsweise einmal nicht das Talent gemeint. Sieht man sich heutige Mieten für Studentenbuden und die Gebühren für allerlei private Schauspiel-, Tanz- und Malschulen an, hat man den Eindruck, recht viel hat sich nicht geändert seit Wilhelm Buschs Tagen. Damals - lesen wir im "Maler Klecksel", Buschs letzter großer Bildergeschichte - war es jedenfalls so:
"Kuno ist da. - Gedankentief
Verfaßt derselbe diesen Brief:
'Geehrter Herr Vater! Bei Meister Quast
Hat es mir leider nicht recht gepaßt.
Seit vorigen Freitag bin ich allhie,
Um zu besuchen die Akademie.
Geld hab ich bereits schon gar nicht mehr.
Um solches, o Vater, ersuch ich Euch sehr.
Logieren tu ich auf hartem Gestrüppe.
Euer Sohn, das Hunger- und Angstgerippe'".

"Liebestreu und Grausamkeit" führte zu Handgreiflichkeiten

Ab 1856 fuhr man zur Sommerfrische ins von Landschaftsmalern schon länger entdeckte Brannenburg am Inn. Hier malte Wilhelm Busch nicht nur seine ersten Ölgemälde wie etwa "Bayerischer Bauernbub" oder "Ansicht eines Bauernhauses" er fertigte auch eine Vielzahl von Skizzen an, die posthum als "Brannenburger Skizzenbuch" veröffentlicht wurden. Daneben vergaßen die "Jung-Münchner" allerdings nie, auch etliches Allotria zu treiben. Nachdem man einmal ein Ritterspiel im nahegelegenen Flintsbach besucht hatte, eine mit den noch heute stattfindenden Kiefersfeldener Ritterspielen vergleichbare, unfreiwillig komische Angelegenheit, verfaßte Wilhelm Busch rasch eine Parodie auf solcherlei Rühr- und Schauerspektakel: "Liebestreu und Grausamkeit". Die verspotteten Flintsbacher reagierten mit Handgreiflichkeiten.

"Max und Moritz" wurden schlagartig zum Verkaufsrenner

Wilhelm Buschs "Max und Moritz"

Ein weiterer glücklicher Umstand war, daß im Kreis von "Jung-München" auch der Verleger Caspar Braun verkehrte, der Busch einige Bildgeschichten für die "Fliegenden Blätter" und den "Münchner Bilderbogen" abkaufte - es war das erste Geld, das Busch mit seiner Kunst verdiente. Allerdings hatten diese Arbeiten noch kaum Erfolg. Sie waren ja auch noch ohne Text. Ein Onkel, Pastor Kleine, unterwies Busch in den Grundbegriffen der Metrik, und fortan standen gereimte Vierzeiler unter den Zeichnungen. Eine erste längere Bildergeschichte entstand auf diese Art und Weise. Mit ihr wollte Wilhelm Busch nicht mehr zu Caspar Braun gehen, er fühlte sich vom Verleger übers Ohr gehauen. Vielmehr versuchte er es bei Heinrich Richter, dem Sohn des berühmten Ludwig Richter, der in Dresden eine Verlagsbuchhandlung betrieb. Aber der lehnte das Manuskript ab.

Zerknirscht kehrte Busch zu Caspar Braun zurück, der das Manuskript gar nicht lange anschauen mußte, um zu erkennen, was er in Händen hielt. Dem verdutzten Wilhelm Busch kaufte er auf der Stelle "Max und Moritz" mit allen Rechten auf Lebenszeit für 1000 Gulden ab. Buschs Lausbubengeschichte wurde schlagartig zum Verkaufsrenner, bald schon konnte Caspar Braun mit seiner Druckerei die große Nachfrage nicht mehr decken und schaltete weitere Druckereien ein.  An dem großen Erfolg verdiente Busch - von der einmaligen Zahlung abgesehen - keinen Pfennig, wurde aber schnell berühmt.


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