Bayern 2 - Land und Leute


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Vadda, Babba, Däd Mutationen eines Rollenbildes

"Vater werden ist nicht schwer", heißt es bei Wilhelm Busch, "Vater sein dagegen sehr." Wie wahr! - Thomas Grasberger lotet die Abgründe und Untiefen der Vaterschaft zwischen den Polen "Respektsperson" und "Kumpel" aus.

Von: Thomas Grasberger

Stand: 14.05.2015 | Archiv

Vater mit Kind | Bild: mauritius-images

Vaterschaft ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Wer von sich behauptet, Vater zu sein, muss schon etwas präziser werden; muss deutlich machen, welcher Unterart er angehört: Biologischer Vater? Rechtlicher Vater? Sozialer Vater? Rabenvater oder Pflegevater? Alleinerziehender oder Neuer Vater? Samenspender oder Disneyland-Daddy? - Darf´s ein bisschen mehr sein? Oder weniger? Wer braucht sie eigentlich noch? Sind Väter überhaupt notwendig?

Dein Wille geschehe ...

Vater unser? Im Himmel scheint die Sache noch einigermaßen klar geregelt zu sein. Aber auf Erden? Da wird's schon etwas schwieriger. Die Rollenbilder verändern sich dauernd. Der alte Pater familias - sein Wille geschehe! - steht als Alleinherrscher und Familienoberhaupt längst mit dem Rücken zur Wand. Verklungen scheint das Credo der alles dominierenden Standpauken-Patriarchen und Kanapee-Paschas: "Solang Du deine Füße unter meinen Tisch stellst …".

"Sag ned immer Dädy zu mir!"

Walter Sedlmayr und Wolfgang Fierek als Vater und Sohn im "Schwammerlkönig" | Bild: mauritius-images

Walter Sedlmayr (r.) als "Dädy" Schwaiger im "Schwammerlkönig"

Das Bild der Überväter hat längst Risse bekommen. Oder hat es ihn vielleicht so nie gegeben, den ehrwürdigen und allwissenden Herrn Vater? War er immer nur Fassade? Ein Statist seit jenen Tagen, als sich der Zimmerer Josef von Nazareth mit einer Nebenrolle abgefunden hat? Dann helfen freilich auch keine "würdevollen" Watschen mehr, die noch vor gar nicht langer Zeit auch in Bayern angeblich keinem geschadet haben. "Sag ned immer Dädy zu mir", schimpft der bodenständige bayerische Vater Schwaiger alias Walter Sedlmayr Ende der 1980er Jahre seinen Sohn in der BR-Fernsehserie "Der Schwammerlkönig". Kein Wunder! "Däd" - das klingt irgendwie nach Teddybär. Trotzdem scheint die wundersame Metamorphose vom Haustyrannen zum weichgespülten Kuscheltier längst vollzogen zu sein.

"Ich mag den deutschen Mann. Er ist verunsichert. Vor allem der junge deutsche Mann Anfang 30 ist jetzt eigentlich die neue deutsche Frau: Vom Kinderspielplatz gar nicht mehr runterzukriegen, nimmt Elternzeit, möchte nicht mehr in leitende Positionen als Arzt, sondern mehr Quality-Time mit der Familie verbringen."

(Harald Schmidt)

"US-amerikanische Forscher haben kürzlich herausgefunden, dass auch Männer schwanger werden. Mit der Geburt eines Kindes ändert sich ihr Hormonhaushalt dramatisch. Und dazu noch der Stress. Vor und nach der Geburt fühlen sich Väter oft überflüssig und frustriert. Sie regredieren, fallen zurück in frühkindliche Ängste und Verhaltensweisen. Manche geraten sogar in eine seelische Krise."

(Thomas Grasberger)

"Arbeitest Du noch oder stillst du schon?"

Kind oder Karriere, das ist hier die Frage

Heute warten ganz andere Herausforderungen auf die "neuen Väter": "Arbeitest Du noch oder stillst du schon?" lautet die zentrale Frage, mit der sich junge männliche Erziehungsberechtigte konfrontiert sehen; auch in Bayern, das an der Spitze liegt bei jenen nicht immer nur jungen Vätern, die - wenn auch nur kurz - ihre Elternzeit nehmen. Wie also wird man "Spitzenvater des Jahres"? Und was bedeutet(e) das Wort "Vaterlos"? Ist das ein Schicksal mit Vätern? Oder ohne? Darf's am Ende vielleicht sogar ein bisserl mehr sein! Und wenn ja, wovon? Mehr Autorität? Mehr Zuneigung? Mehr Zeit? Die Fragen sind oft gar nicht so neu. Und die neuen Väter? Sind sie wie die alten, nur anders? Oder heißt es am Ende doch wieder: "Ganz da Papa!" Mit Geschichten und Gedanken zum Vatertag geht Thomas Grasberger diesen Fragen nach. Garantiert ohne Leiterwagen! Aber nicht ganz ohne Väterrituale!


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