Bayern 2 - Land und Leute


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Das Hollerhaus Zuflucht im Isartal

In Irschenhausen steht ein altes Bauernhaus, das Fernsehzuschauern als "Pension Resi" aus der Krimiserie "Der Bulle von Tölz" bekannt ist. Isartalbewohner kennen es als "Hollerhaus". Es ist seit 100 Jahren ein Zufluchtsort für alles Künstlerische und Unkonventionelle, für einsame Seelen, große Künstler und mittellose schwangere Frauen. Vor allem Mitte des 20. Jahrhunderts war es ein Refugium für viele illustre Persönlichkeiten.

Von: Barbara Doll

Stand: 29.10.2017 | Archiv

Außenansicht des Hollerhauses im Isartal | Bild: Lia Schneider-Stöckl

1917 hatte die Malerin Clara Porges das über 500 Jahre alte Bauernhaus gekauft, ein Atelier daran gebaut – und so den Grundstein für ein Haus gelegt, dessen Zauber von der ländlichen Umgebung lebt wie von den Menschen, die hier ein- und ausgehen. Weil ihr und ihrem Mann Friedrich der große Holunderbusch im Garten so gut gefiel, taufen sie ihr neues Haus "Hollerhaus".

Das Ehepaar Porges liebte den Blick über das Isartal

Landschaftsbild von Clara Porges

Wie so viele andere Sommerfrischler waren die Malerin und ihr Mann, der Geiger, regelmäßig mit der Isartalbahn nach Irschenhausen hinausgefahren und hatten die Vorgebirgsregion für sich entdeckt: den weiten Blick über das Isartal, die Dorfidylle mit ihren verwunschenen Gärten und Wegen, das einfache Leben der Bauern, die der Natur so viel näher schienen als die Menschen im hektisch-herausgeputzten München.

"Das Treiben im Hollerhaus, das ja bissl anders war als sonst wo, wurde eigentlich von den Bauernhöfen rundrum schon toleriert, die haben sich sehr gut verstanden, weil ich glaub, jeder konnte auf den anderen zugehen – freilich hat man g'sehn, dass des da bissl anders war, aber auf der anderen Seite ja auch interessant wieder, wenn hier Schauspieler, wenn hier Sprecher vom Rundfunk oder auch Politiker zum Teil ein- und ausgingen."

(Lia Schneider-Stöckl, Galeristin)

Waldemar Bonsels ließ im Garten die "Puppen tanzen"

Waldemar Bonsels um 1915

Die Porges gaben Teegesellschaften, veranstalteten Hauskonzerte und prägten so den Ruf des Hollerhauses als Künstlerhaus. Als sie es Anfang der 1920er Jahre vermieteten, meldete sich ein Bestsellerautor: Waldemar Bonsels, der Schöpfer der "Biene Maja". Bonsels mietete das Hollerhaus, allerdings nicht für sich, sondern quasi als Exilort für seine Frau und die Kinder. Nichtsdestotrotz veranstaltete er im Garten auch mal Nackt-Schleiertänze – was die Bäuerinnen des Dorfs weniger freute als die jungen Bauern.

"Pension Resi" im "Bullen von Tölz"

Ruth Drexel und Ottfried Fischer, Hauptdarsteller der Serie "Der Bulle von Tölz" auf dem Balkon des Hollerhauses alias "Pension Resi"

Regisseur Hans-Jürgen Tögel und Schauspieler Werner Enke hausten im "Dichterstübchen", wo Enke das Drehbuch zur Komödie "Zur Sache, Schätzchen" schrieb. Später wurde das Hollerhaus bekannt als "Pension Resi" im "Bullen von Tölz", noch heute ist es als Kunstgalerie bekannt – weit über das Isartal hinaus.


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