Bayern 2 - Land und Leute


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Georg Eisenberger Legendärer Vorsitzender des Bauernbundes

Thomas Grasberger berichtet über den 1863 in Hutzenau geborenen Georg Eisenberger, der sich Zeit seines Lebens für die Sache der Bauern politsch stark machte. 1897 bis 1930 war er Vorsitzender des Bayerischen Bauernbundes (BBB).

Von: Thomas Grasberger

Stand: 16.05.2016 | Archiv

Georg Eisenberger (1919) | Bild: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

Manche, wie der Zentrumsabgeordnete Henrich Köhler aus Baden, sahen in ihm nur eine schrullige Figur, die "im oberbayerischen Nationaldress in Berlin herumstolziert(e)." Andere sprachen respektvoller vom "Hutzenauer", wie Georg Eisenberger mit Hofnamen hieß.

Begabt mit viel Bauernschlauheit

Der sozialdemokratische Reichstagspräsident Paul Löbe erinnert sich an "den originellen Georg Eisenberger", "... der mit seinen Krachledernen, dem Gamsbart am Hute und vielen Silbertalern an der Uhrkette über der grünen Weste alle Augen auf sich zog. In seinem Dialekt etwas schwer verständlich, mit viel Bauernschlauheit begabt, aber von unbayrisch liebenswürdigen Umgangsformen, hat er Ludwig Thoma als Vorbild für seinen Filser im Simplizissimus gedient."

Überall wurde er "der fleißige Hutzenauer" genannt

Georg Eisenberger, genannt "Hutzenauer"

Hutzenau – so hieß der Berghof bei Ruhpolding, den die Familie Eisenberger seit Generationen bewirtschaftete. Weil der Vater schwer krank war, musste Georg Eisenberger (1863-1945) schon früh auf dem Hof schuften und nebenbei auch noch als Holzarbeiter im Staatsforst. Der fleißige Hutzenauer, wie er überall genannt wurde, wusste also genau, wovon er sprach, als er begann, sich politisch für die Sache der Bauern stark zu machen. Nicht nur auf lokaler Ebene, als jüngster Bürgermeister von Ruhpolding, sondern auch im Bund der Oberländer Waldbauern. 1893 wurde Eisenberger zum stellvertretenden Bundesmeister des Oberbayerischen Bauernbundes gewählt. Und 1897, als sich die Bauernbünde aus Nieder- und Oberbayern zum Bayerischen Bauernbund (BBB) zusammenschlossen, da war er sofort im Vorstand vertreten. Bald schon war er die zentrale Figur des Bauernbundes, dessen Vorsitzender er bis 1930 blieb.

Ludwig Thoma verewigte ihn in seinem Roman "Andreas Vöst"

Ludwig Thoma

Vier Jahrzehnte lang machte der redegewandte Bayer, der sich seines Dialekts nicht schämte und sogar in Berlin mit Gebirgstracht und Gamsbart auftrat, Politik im Gemeinderat, im Landtag, in der Nationalversammlung von Weimar und im Deutschen Reichstag. Hutzenauer war über die Parteigrenzen hinaus populär und wurde zur Legende. Ludwig Thoma setzte ihm ein literarisches Denkmal, als er ihn in seinem Bauernroman "Andreas Vöst" als Agitationsredner verewigte. Der Hutzenauer verstand es, die Bauern zu motivieren – nicht zuletzt gegen das katholische Zentrum, das neben der Regierung in Berlin für die Krise der Landwirtschaft verantwortlich gemacht wurde. Dabei  war Georg Eisenberger kein krachlederner "Filser", wie oft behauptet wird, sondern ein kluger Politiker. Zur Zeit der Räterepublik, als sich radikale Teile des Bauernbundes auf die Seite der Revolution stellten, war er für die gemäßigte parlamentarische Staatsform. Und obwohl antisemitische Klischees  bei den Bauern weit verbreitet und auch dem Hutzenauer nicht fremd waren, war er einer der wenigen, die früh vor den Nationalsozialisten warnten.


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