Bayern 2 - Land und Leute


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Frida Uhl Eine Frau zwischen Strindberg und Wedekind

Frida Uhl ist 20 und lebt noch nicht lange in Berlin, als sie sich erst in den Dichter August Strindberg und später in den Schriftsteller Frank Wedekind verliebt. Sie will finanziell unabhängig sein und ist ihrer Zeit damit so weit voraus, dass sie im Jahr 1893 überall aneckt. Auch bei den Männern, die sie liebt.

Published at: 10-5-2012 | Archiv

Porträt des schwedischen Schriftstellers August Strindberg, dessen Todestag sich am 14. Mai zum 100. Mal jährt. Gemalt hat das Porträt Edvard Munch. | Bild: picture-alliance/dpa

Frida Uhl kommt 1872 im oberösterreichischen Mondsee zur Welt. Die Eltern leben getrennt, Frida wächst fast ohne ihre Mutter auf, besucht neun Jahre lang verschiedene Klosterschulen, unter anderem in London und Paris. Sie will Journalistin werden und mit Schreiben ihr Geld verdienen. Ihr Vater Friedrich Uhl ist ein bekannter Theaterkritiker und Chefredakteur der Wiener Zeitung. Statt einer Mitgift "schenkt" er Frida den Einstieg in den Beruf. Eine reiche Heirat hätte er zwar bevorzugt, aber er wollte die Tochter aus dem Haus haben. Er schickt sie als Theaterkorrespondentin nach München, aber sie reißt nach Berlin aus und stürzt sich ins wilde Bohemeleben.

Strindberg und die Angst vor weiblicher Stärke

August Strindberg

Im Januar 1893 begegnet sie dort dem 44-jährigen schwedischen Dramatiker August Strindberg. Sie verlieben sich und heiraten im Mai desselben Jahres. Strindberg ist zu diesem Zeitpunkt nicht nur in Schweden als "Frauenfeind" bekannt, denn die Erlebnisse seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Siri von Essen hat der Dichter mehrfach in sein Werk einfließen lassen. Strindberg ist berühmt und trotzdem mittellos, er hat Schulden, paranoide Anfälle, Schreibblockaden und vertrinkt, was er verdient.

Frida hat sich in den Kopf gesetzt, das krisengebeutelte Genie zu retten, finanziell für ihn zu sorgen und für ihn mit den Verlegern zu verhandeln. Das findet sie selbstverständlich und ist überrascht, dass sie damit offenbar Strindbergs männlichen Stolz verletzt. Als sie schwanger wird, freut er sich, weil er annimmt, dass ein Kind sie schon vom Schreiben abhalten würde. 1894 kommt die Tochter Kerstin zur Welt. Strindbergs Krise wird größer, er geht nach Paris und die Ehe in die Brüche.

Noch ein exzentrisches Genie: Wedekind

Frida, die Strindberg im Versuch, ihre Ehe zu retten, nach Paris folgt, lernt dort den Verleger Albert Langen kennen. Ihr erschließt sich durch die neue Bekanntschaft ein Freundeskreis, zu dem auch Frank Wedekind gehört. 1896 lädt Langen Frida nach München ein. Er ist mit seinem Verlag nach Bayern umgezogen und hat gerade die zwei neuen Zeitschriften "Jugend" und "Simplicissimus" an den Start gebracht, für die er Mitarbeiter sucht. Auch Wedekind ist nach München gekommen, und Frida mit ihrer Schwäche für mittellose exzentrische Genies verliebt sich in ihn.

Frank Wedekind

Wedekind ist Strindberg noch in anderen Dingen sehr ähnlich: Er ist rasend eifersüchtig und hat genauso viel Angst vor der emanzipierten Frau. Frida glaubt, er werde sie heiraten, wird schwanger und als Sohn Max Friedrich zur Welt kommt, hat Wedekind schon eine neue Geliebte. Frida zieht sich an den Starnberger See zurück, nach Monaten besucht Wedekind sie dort in Tutzing und sieht sein Kind zum ersten Mal. Hoffnungen auf ein gemeinsames Leben macht er ihr nicht. Kurz darauf muss er aus München fliehen, weil er wegen Majestätsbeleidigung angeklagt ist.

Frida führt weiterhin ein unruhiges Leben, geht nach England und gründet in London eines der ersten Kabaretts. Ihre Kinder sehen sie nicht oft. Nach Strindbergs Tod 1912 hält Frida Vorträge über ihn in den USA. Sie schreibt eine Biografie, in der sie ihn zu ihrer großen Liebe verklärt und vieles beschönigt. 1943 stirbt Frida Strindberg in Salzburg.


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