Franziska Bilek Hommage an die Zeichnerin des Herrn Hirnbeiß
Charakteristisch für die Zeichnerin und Autorin Franziska Bilek war, dass sie mit spitzer Feder Dinge und Menschen auf den Punkt brachte, dabei aber nie gehässig war. Anlässlich ihres 25. Todestages am 11. November begibt sich Ulrich Zwack auf die Spur der Frau, die unter anderem den berühmten Münchner Grantler "Herrn Hirnbeiß" schuf.
"Es war halt so: Wo die Bilek war, war Fröhlichkeit. Lustigkeit und Unwichtigkeit vom Leben, von den Alltagsproblemen. Und sie hat sich vollkommen frei gefühlt und war da aktiv in Ihrer Welt."
(Gerd Thumser, ehem. Lokalchef der Münchner Abendzeitung)
Eine der ersten Karikaturistinnen Deutschlands
Ihr berühmtestes Geschöpf ist fraglos Herr Hirnbeiß: Ein gwamperter Grantler, aber einer mit Herz - wenigstens was seinen geliebten Dackel anbetrifft und seine nicht minder geliebte Maß Bier. Schon seit 1961 erscheint die gezeichnete Karikatur dieses Parademünchners Tag für Tag im Münchner Boulevardblatt Die Abendzeitung und gibt einen kurzen, bärbeißigen Kommentar zum Tagesgeschehen ab. Die 1991 verstorbene Karikaturistin Franziska Bilek hat natürlich auch andere bekannte Figuren entwickelt. Etwa den Schattenriss des langen dürren Lulatschs Karl Valentin, der heute fast als Logo für den großen Komiker gelten kann.
Ein gwamperter Grantler mit Herz: Herr Hirnbeiß
1952 engagiert die Münchner Abendzeitung Franziska Bilek. Sie arbeitet für andere Zeitungen und diverse Zeitschriften, illustriert Bücher vor allem von Mark Twain, Margarete Slezak, Peter Bamm, Leonhard Huizinga und vielen anderen. Sie bringt eine ganze Reihe humorvoller eigener Bücher heraus, ihre Werke werden auf Ausstellungen in ganz Deutschland gezeigt. Und eines Tages erfindet sie den Herrn Hirnbeiß.
Herr Hirnbeiß erfüllt so gut wie sämtliche Klischeevorstellungen, die man von einem Münchner nur haben kann. Er ist untersetzt, hat Bierbauch, Rundschädel, Gamsbarthut und einen Dackel. Seine übliche Gemütslage ist der berühmte Münchner Grant, die Hauptinspirationsquelle seiner Welterkenntnis der Maßkruginhalt. Trotzdem bringt Franziska Bilek das Kunststück zuwege, Herrn Hirnbeiß irgendwie sympathisch rüberkommen zu lassen. Obwohl er die Münchner vorführt, lieben sie ihn heiß.
"Die Frau Bilek hat mich nun überrascht. Sie hat nämlich den Hirnbeiß mitgebracht. Eine Zeichnung. Und der Hirnbeiß ist seitdem eine historische Gestalt in München und lebt noch. Ist jeden Tag in der Abendzeitung. Und wird immer noch ulkig gefunden."
(Gerd Thumser, ehem. Lokalchef der Münchner Abendzeitung)
Enge Freundschaft mit Olaf Gulbransson
Die Künstlerin selbst hielt sich allerdings immer ein wenig im Hintergrund, machte zeitlebens nie großes Aufhebens um ihre Person. Dabei stellte sie durchaus Beachtliches auf die Beine, besuchte, erst 15-jährig, die königliche Kunstgewerbeschule und dann die Münchner Kunstakademie. Sie zeichnete für die angesehene Jugend und das Abendblatt, wurde 1936 feste Mitarbeiterin beim Simplicissimus, weil Olaf Gulbransson höchstpersönlich auf sie und ihr Talent aufmerksam geworden war. Bis zu Gulbranssons Tod verband die beiden auch eine enge Künstlerfreundschaft.
Sie ließ sich nicht von den Nazis instrumentalisieren
Charakteristisch für Franziska Bilek war, dass sie mit spitzer Feder Dinge und Menschen auf den Punkt brachte, dabei aber nie gehässig war. Denn für Gehässigkeit war sie einfach zu menschenfreundlich veranlagt und zu humorvoll. Sie ließ sich auch nie vor fremde Karren spannen wie selbst die Nazis einsehen mussten. Zu gern hätte das Propagandaministerium die Karikaturistin für seine Dienste missbraucht. Doch die lehnte das Angebot mit geradezu Schwejk'scher Schlitzohrigkeit ab, indem sie anführte, dass sie nur eine Frau sei und insofern schon von Natur aus von Politik nichts verstünde. Ein Argument, das den tumben braunen Herren durchaus einleuchtete.
Werke von Franziska Bilek
- Heiterer Olymp. W. Spemann Verlag Stuttgart, 1940 und Dulk, 1951
- Franziskas Blumenstrauss. Braun & Schneider, 1953
- Franziska Bileks heitere Welt. 1956
- Franziskas Federspiele. Braun & Schneider, 1957
- Mir gefällts in München. Piper-Verlag, 1958
- Kleine Spässchen. Braun & Schneider, 1960
- Respektloses. 1961
- lange Leitung, kurz geschlossen. Pfriemer-Verlag, 1966
- München und ich. Piper-Verlag, 1969
- Herr Hirnbeiß. München 1980, ISBN 3-7991-5843-X
- Zugespitzt und aufgespießt. Sachen zum Lachen. Goldmann-Verlag, München 1984, ISBN 3-442-03400-0
- Herr Hirnbeiss und das Wetter. 1989, ISBN 3-7787-3337-0
- Herr Hirnbeiss und das andere Geschlecht. 1989, ISBN 3-7787-3336-2
Viele weitere Bücher wurden von der Künstlerin illustriert, so zum Beispiel Ich bitte um Milde von Walter F. Kloeck, Der Löwe ist los von Max Kruse, Auf ewig dein! von Thaddäus Troll, Mein Lebensmärchen von Leo Slezak.