Bayern 2 - Land und Leute


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Der stärkste Mann der Welt Sepp Straßberger - ein Herkules aus Bayern

Er war der erste Bayer, der bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewann. Der Gewichtheber Sepp Straßberger. Christoph Krix zeichnet das Leben dieses bayerischen Kraftmenschen nach, der sportliche Triumphe feierte, zu Ansehen und Wohlstand kam - aber durch den Krieg fast alles wieder verlor.

Von: Christoph Krix

Stand: 09.02.2014 | Archiv

Autogrammkarte von Sepp Straßberger  | Bild: Andreas Lechner

Er war der erste Bayer, der bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewann. 1928 in Amsterdam waren seine 372,5 Kilo nicht zu toppen. Bei seiner Rückkehr wurde der Gewichtheber auf Händen durch die Schalterhalle des Münchner Hauptbahnhofs getragen. Reichspräsident Paul von Hindenburg persönlich begrüßte den frischgebackenen Olympiasieger und fuhr mit ihm unter dem Jubel der Bevölkerung im offenen Wagen durch München.

Er verkehrte gerne in der feineren Münchner Gesellschaft

Sepp Straßberger, der 1894 auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Kolbermoor in Oberbayern geboren wurde, kam zu Reichtum und Ansehen. Er wurde Gastronom, Hotelbesitzer und nannte sechs Rennpferde auf der Trabrennbahn München Daglfing sein eigen. Als Mäzen des TSV 1860 München baute er die "Abteilung Kraftsport" des Vereins mit auf. Genauso gerne verkehrte er in den feineren Kreisen der Münchner Gesellschaft, wo er als schillernde Persönlichkeit wohlgelitten war.

Bilder aus dem Leben von Sepp Straßberger

Seine beiden Gaststätten brannten ab

Münchner Hof und Apollotheater in der Dachauerstraße

Der Krieg nahm ihm alles. Im Frühjahr 1945, beim letzten großen Luftangriff auf München, brannten seine beiden Gaststätten ab. Und auch von seinem Hotel "Münchner Hof" blieben nur noch Schutt und Asche übrig. Straßbergers letzter großer Kraftakt fand in Ruinen statt. Tagelang suchte er verzweifelt in den Trümmern nach seinem wertvollsten Besitz - seiner Goldmedaille. Doch die Plakette mit der Siegesgöttin blieb für immer verschwunden. - Heute erinnert nur noch eine Straße im Münchner Olympiadorf an den einst so berühmten Athleten ...

2000 Tonnen Spreng- und Brandbomben zerstörten München

Amerikanische Bomber im Zweiten Weltkrieg

München, Dachauerstraße. Ein zum Luftschutzraum umgebauter Keller unter dem Hotel "Münchner Hof" unweit des Münchner Hauptbahnhofs. Das Geheul der Sirenen ist längst verstummt. Menschen sitzen dicht aneinander gedrängt und warten. Eine angstvolle Spannung liegt in der Luft. Auch die Wirtsleute des "Münchner Hofs" Joseph und Marie Straßberger und ihre Tochter Frieda harren eng aneinander gekauert im Keller unter ihrem Hotel aus. In größter Eile hat die Familie mit Hilfe ihrer Angestellten noch so viel wie möglich zusammengerafft, um es vor der Zerstörung zu retten: Matratzen, Daunenbetten, Vorhänge, Essgeschirr mit Besteck, dazu ein paar gepackte Koffer mit dem Nötigsten. Jetzt hört man ein dumpfes Brummen. Motorengeräusch das immer näher kommt. Dann ein schneidendes Pfeifen und Rauschen, wieder und wieder, dem eine Detonation nach der anderen folgt. Die Druckwellen lassen die Wände erzittern und versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Mehr als eine halbe Stunde geht das so fort. Dann ein einminütiger Dauerton. Endlich Entwarnung. Jetzt heißt es nur noch raus aus der stickigen, staubigen Enge des Kellers und nach oben. Ins Freie. Oben, schwere Rauchschwaden und Feuer, wohin man auch blickt.

Jetzt gilt es zu löschen, was noch zu löschen ist. Doch die Hydranten sind vereist, in dieser Nacht des 7. Januar 1945. Und es soll noch mehr Unheil kommen in dieser klirrend kalten Nacht. Die 600 Bomber des britischen Bomber Command mit ihren mehr als 2000 Tonnen Spreng und Brandbomben versetzen München mit ihrem Doppelschlag in dieser Nacht den Todesstoß. 505 Menschen kommen ums Leben. Tausende werden verwundet. Vom Hotel "Münchner Hof" bleibt nur ein rauchender Trümmerhaufen.


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