Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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8. Oktober 1791 Wolfgang Amadeus Mozart spielt das Papageno-Glockenspiel

Emanuel Schikaneder und Wolfgang Amadeus Mozart: Zwei Genies, die so fruchtbar zusammenarbeiteten, dass wir ihnen unter anderem die "Zauberflöte" verdanken. Ihre Freundschaft vertrug auch so manchen Scherz, wie den mit dem Glockenspiel. Autor: Xaver Frühbeis

Stand: 08.10.2019 | Archiv

08 Oktober

Dienstag, 08. Oktober 2019

Autor(in): Xaver Frühbeis

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Es ist der 8. Oktober 1791, nachts um elf. Wolfgang Amadeus Mozart sitzt bei Kerzenlicht in seiner Wohnung in Wien und schreibt einen Brief. Grad eben hat er einen Hasenbraten gegessen, der war ihm zu wenig, und während der Kammerdiener unterwegs ist, Nachschub zu holen, schreibt Mozart an seine Frau Constanze, was er an dem Tag erlebt hat.

"Liebstes, bestes Weibchen!" So fängt er an. Das mag Constanze. Dann schreibt ihr Mozart, wie fleißig er heute wieder gewesen ist und dass er von morgens früh an Noten geschrieben hat. So lange, dass er sich glatt mit dem Mittagessen verspätet hat. Und dann berichtet er voller Stolz, dass - obwohl samstags Posttag ist und da die Kutschen abgehen und die Leute mit Reisen beschäftigt sind, - am Abend seine neue Oper schon wieder bei vollem Haus unter Beifall und Da Capo-Rufen aufgeführt worden ist.

Schikaneder als Papageno

Die Oper ist die "Zauberflöte". Eine gute Woche davor war Uraufführung, am Theater seines Freundes Emanuel Schikaneder, er selbst, Mozart, am Dirigentenpult, Schikaneder, der Tausendsassa, hat die Sache mit enormem technischen Aufwand in Szene gesetzt: feuerspeiende Berge, brausende Wasserfälle, eine spektakuläre und fast echte Riesenschlange und ein fliegender Fesselballon. Und das ist noch längst nicht alles. Nicht nur, dass Schikaneder sich die Handlung der Oper selbst ausgedacht und die Texte geschrieben hat, er steht auch noch in eigener Person auf der Bühne und singt den Papageno.

Warten auf Mozart

Und dann schreibt Mozart seiner Constanze von dem Spaß, den er sich am heutigen Abend mit seinem Freund Schikaneder erlaubt hat. Mozart hatte an dem Abend frei, er war trotzdem in der Vorstellung, hat Freunde besucht, in dieser Loge und in jener, und dann war ihm mit einem Mal ein vergnüglicher Gedanke gekommen. Er ging, schreibt er, hinter die Bühne, gerade als Schikaneder vorne seine Arie mit dem Glockenspiel hatte.

Das Glockenspiel hält er dabei zwar im Arm, es ist aber nur ein Requisit, tatsächlich gespielt wird das Instrument von einem eigenen Musiker in den Kulissen. Mit Blickkontakt auf die Bühne: der Mann muss für seine Einsätze sehen können, wann Schikaneder auf der Bühne so tut als ob. Mozart also geht zu dem Mann am Glockenspiel, und sagt ihm, er solle sich wegbegeben, heute wolle er das Glockenspiel selber spielen. Und als, schreibt Mozart, Schikaneder vorne singt und eine kleine Pause hat, da macht Mozart auf seinem Instrument ein paar rasche Töne an ganz falscher Stelle. Schikaneder stutzt, schaut nach hinten, sieht in den Kulissen Mozart - und weiß, was Sache ist. - Denkt er. Bei der Wiederholung aber, als dieselbe Stelle noch einmal kommt, spielt Mozart seine falschen Töne nicht. Schikaneder wartet, das Orchester wartet, Mozart spielt sie nicht. Und dann plötzlich - lässt er doch, ganz allein, einen lauten Akkord erklingen. Da hält vorne Schikaneder sein Requisiten-Glockenspiel hoch, schlägt mit der Hand drauf und sagt laut: "Halt's Maul!" -

Und so berichtet spät nachts Mozart vergnügt und stolz Constanze in einem Brief von seinem gelungenen Scherz. Er schreibt, das Publikum habe sehr gelacht, und er glaube, durch diesen Spaß hätten viele Leute erst erfahren, dass Schikaneder auf der Bühne das Glockenspiel gar nicht selber spielt.


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