Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. Dezember 1987 Werner Herzogs „Cobra Verde“ hat Premiere

Der Film "Cobra Verde" ist die fünfte und letzte Zusammenarbeit des Regisseurs Werner Herzog mit dem Schauspieler Klaus Kinski. "Ein schmutziges Stück Männerphantasie geritten auf der Mähre Kinski“, meinte Hellmuth Karasek im "Spiegel". Doch eigentlich ging es immer weniger um den Film, sondern um Herzog und Kinski. Autor: Martin Trauner

Stand: 03.12.2021 | Archiv

03 Dezember

Freitag, 03. Dezember 2021

Autor(in): Martin Trauner

Sprecher(in): Irina Wanka

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Am 3. Dezember 1987 feiert ein Kinofilm Premiere, den heute wohl kaum noch einer kennt. Aber: der Streifen ist natürlich einer der Meilensteine der Filmgeschichte geworden. Der Film heißt: "Cobra Verde". Es ist die fünfte und die letzte Zusammenarbeit zwischen dem Regisseur Werner Herzog und dem Schauspieler Klaus Kinski…

Du dumme SAU!

Ach ja, der Klaus Kinski. Sein Gebrüll, seine Ausraster, seine Egozentrik… Alles legendär. Werner Herzog hat das alles später in seinem Film "Mein liebster Feind" dokumentiert. Und Kinski hat das alles in seiner Autobiographie dementiert. Herzog sei hirnverbrannt, dreist, stumpfsinnig, talentlos usw. Man schenkt sich nichts: Kinski zu Werner Herzog: "Sie Zwergenregisseur!" – Und Herzog: "Ist halt das Battlefield, das Schlachtfeld Drehort." - Ja, der Drehort. - Magisch. -  Irgendwie und irgendwann wurde es interessanter, statt über den Inhalt eines Films von Herzog und Kinski über die Entstehung dieses Films zu erzählen.

Bei den Dreharbeiten zu "Cobra Verde" kommt noch ein dritter Protagonist ins Spiel. Der britische Autor Bruce Chatwin. Der hatte einen historischen Roman über den Sklavenhandel zwischen einem reichen brasilianischen Zuckerrohranbauer und einem afrikanischen König geschrieben. Deutscher Titel des Romans: "Der Vizekönig von Ouidah"- Alles handelt im frühen 19. Jahrhundert. Der Stoff begeisterte den Regisseur Werner Herzog. Er wollte das Buch unter dem Titel "Cobra verde" - "Grüne Kobra" verfilmen. Alles ein bisschen wahnsinniger: Amazonenheer, durchgeknallter afrikanischer König…  Natürlich in der Hauptrolle: Klaus Kinski, als furchteinflößender Sklavenhändler. Und natürlich hatte Herzog das Drehbuch komplett umgeschrieben.

Ich hau dir in die Fresse!

Bruce Chatwin ist bei den Dreharbeiten ab und an dabei. Und er führt Tagebuch: Werner Herzog habe einen afrikanischen Königspalast als Filmkulisse errichten lassen, mit Totenköpfen aus Gips. Schreibt er. Der Hofstaat aber sollte echt sein, also fand er irgendwo in Afrika noch so was, wie einen echten Hofstaat. Werner Herzog renne hochgradig erregt auf und ab – Und Kinski? Der setze sich in Szene und schreie, brülle. Der deutsche Kameramann habe das Set verlassen, alles zu unprofessionell, und der nachfolgende, tschechische Kameramann sei von Kinski begrüßt worden: "Habt ihr überhaupt Klopapier in der Tschechoslowakei?"

Alles wie immer also. Scheint so. Aber nach dem Dreh ist nichts mehr so, wie es war. Werner Herzog findet, dass ihm der Film "Cobra Verde" fremd geblieben sei. Wegen Kinski. Der sich nur für sein nächstes Projekt interessiert habe: Paganini. Drehbuch, Regie und Hauptrolle: Klar: Klaus Kinski. Und der Schriftsteller Bruce Chatwin? – Der hat ein interessantes Erlebnis in einem Flugzeug mit seinem Sitznachbarn, einem Anwalt aus New York: "Mit Werner Herzog darf man sich überhaupt auf nichts einlassen…“ Und Chatwin: "Habe ich aber".


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