Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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9. Oktober 1604 Supernova 1604 erstmals beobachtet

Keplers Stern war eine galaktische Supernova, die der berühmte Astronom beobachtete, schien im Jahr 1604 am Himmel so hell wie der Mars. Autor: Hellmuth Nordwig

Stand: 09.10.2018 | Archiv

09 Oktober

Dienstag, 09. Oktober 2018

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

"Nu ist dieser newe sterne den 8 Octob: noch nit / den 10 aber hernach erstmahlen nach vndergang der Sonnen gar hell und klar gesehen worden",

schreibt der berühmte Astronom Johannes Kepler Ende des Jahres 1604. Teleskope wird er erst sieben Jahre später bauen. Aber in jenem Oktober braucht er so etwas nicht. Der "neue Stern" ist mit bloßem Auge zu sehen. Und wo er plötzlich auftaucht, da schauen gerade sowieso alle hin. Denn Mathematiker haben ausgerechnet, dass in diesen Tagen, von der Erde aus gesehen, drei Planeten an der gleichen Stelle des Himmels stehen: Mars, Jupiter und Saturn. So eine Konjunktion ist ein höchst seltenes Schauspiel. Aber, wie Kepler berichtet, verläuft sie ganz anders als erwartet.

Nicht drei, sondern vier

"Wie nemlich die Mathematici nach dreyen grossen Sternen geschawet / aber vnversehens deren vier gefunden / vnd sich an dem newen vber[m]ächtigen mehr vergafft / als an den bleiblichen warhafftigen Planeten."

 Verständlich, denn der Neue ist heller als jeder andere Stern am Nachthimmel. Und doch ist er kein Komet. Denn Abend für Abend taucht er an derselben Stelle auf, im Sternbild Schlangenträger. Kepler hält ihn in einer Zeichnung fest: Da hat Äskulap, der muskulöse Gott der Heilkunst, mit seinen starken Armen eine Schlange gepackt. Sein linker Fuß thront siegreich auf dem benachbarten Sternbild, einem riesigen Skorpion. Und den Stern, der den rechten Knöchel der Gottheit darstellt, markiert der Astronom mit dem Buchstaben N. N wie Nova, der neue Stern. Allzu oft bekommen ihn die Beobachter in jenem Herbst leider nicht zu sehen. Kepler glaubt zu wissen, warum.

"[W]eil es dieser tage viel geregnet ohne sonderliche aspecte ist zu bedenckhen / ob nit die natur sich durch ankunfft dieses sternes zu sollichem starckhen schwitzen vnd netzen hab verursachen lassen."

Aus heiterem Himmel

Dass ein Gestirn buchstäblich wie aus heiterem Himmel auftaucht, überrascht Kepler nicht. So etwas ist selten, aber durchaus bekannt. Erst ein paar Jahrzehnte zuvor haben Astronomen ein solches Ereignis beobachtet. Im Zusammenspiel mit den drei Planeten sehen jedoch viele Menschen ein göttliches Zeichen. Aber Kepler hält dafür,

"das es des blinden glücks schuld / das dieser newe sterne eben gerad diß Jahr Monat tag vnd ort der grossen conjunction getroffen habe."

Heute wissen wir: Wenn ein Stern schlagartig am Himmel auftaucht, hat er den größten Teil seines Lebens hinter sich. Der Brennstoff ist ihm ausgegangen und seine Materie zieht sich extrem zusammen. Entsprechend groß ist seine Schwerkraft, die Attraktion des Alters sozusagen. Und da kommt es schon mal vor, dass so ein Stern mehr verschlingt als er halten kann. Dann fliegt er mit Karacho auseinander und ist als helle Supernova sichtbar. Als erster bemerkt am 9. Oktober 1604 der Franziskaner und Astronom Ilario Altabelli in Verona die Explosion im All. Kepler erfährt davon erst eine Woche später, und doch trägt die Supernova seinen Namen. Wohl weil wir ihm einen "Grundtlichen Bericht" über das Ereignis verdanken.

"Was nun sein bedeuttung sein werd / ist schwärlich zu ergründen / vnd ditz allein gewiß / das er eintweder vns Menschen gar nichts / oder aber solliche hohe wüchtige ding zubedeuten habe / die aller Menschen Sinn vnd vernunfft vbertreffen."


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