Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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31. März 1596 René Descartes geboren

René Descartes: der Begründer des modernen Rationalismus. Von ihm stammt der berühmte Satz: "Ich denke, also bin ich", und er machte damit das Selbstbewusstsein zu einem philosophischen Thema. Autorin: Justina Schreiber

Stand: 31.03.2021 12:00 Uhr | Archiv

31 März

Mittwoch, 31. März 2021

Autor(in): Justina Schreiber

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Cogito, ergo sum. Ich denke, also bin ich. Wer hat den berühmten Satz nicht schon mal abgewandelt! Ich rauche, trinke, esse, also bin ich. Aber so einfach lässt sich die eigene Existenz nicht beweisen. Das könnte ja jeder. René Descartes, der Erfinder des besagten „Cogito, ergo sum“, ein hochgelehrter Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler, hat über Jahre an diesem Gedanken… nein, nicht herumgekaut, er hat ihn und viele andere wichtige Gedanken vielmehr: hervorgebracht. Aus sich selbst gewissermaßen. Im Bett sitzend, sich die Haare raufend, etwas aufs Papier werfend, ein Buch zur Hand nehmend, lesend, grübelte und dachte dieser Mann tagaus tagein, wenn man ihn denn ließ. Das Bitte-nicht-stören-Schild hing gewissermaßen immer an seiner Tür.

Cogito ergo sum

Seine Hauptbeschäftigung, dieses ständige Grübeln und In-Frage-stellen wurde ihm auch zum Knackpunkt seiner berühmten Erkenntnis: ich denke, also bin ich. Und eben nicht: ich sitze im Bett, also bin ich. Denn Tätigkeiten wie mit drei Kissen im Rücken im Bett zu sitzen oder zu rauchen, trinken und essen, sind mit körperlichen Wahrnehmungen verknüpft und als solche einem denkenden Geist wie René Descartes ziemlich fremd, um nicht zu sagen: suspekt. Wie schnell lassen sich die Sinne täuschen, etwa, weil man nur geträumt hat, wach zu sein. Und von einer möglichen Sinnestäuschung (es fühlte sich so an, als kaute, rauchte, aß ich) auf eine Gewissheit (also bin ich) zu schließen, wäre keine saubere Schlussfolgerung. Während dagegen das notorische Rückfragen des Grüblers „Rauchte, kaute, trank ich da gerade wirklich?“ ein Schrittchen weiterführt. Egal, ob die Antwort ja oder gar nein lautet (Ich rauchte nicht, ich dachte nur, dass ich rauchte): So meldet sich hier doch sehr konsequent eine kritische innere Instanz zu Wort, als wäre genau dieses ewige Nachhaken ureigener Ausdruck der Person. Deshalb kam René Descartes zu dem Ergebnis: Ich denke, also bin ich. Cogito, ergo sum. Punktum. Wobei auch an dieser Begründung Zweifel angebracht sind. Logisch. Vor allem damals, als Descartes lebte und dachte, in der Renaissance nämlich, stellte seine egozentrische These eine mittlere Revolution dar, weil man damals zu allererst und -letzt immer noch von Gott zu reden hatte.

Definitiv

Und wer die eigene Existenz aus dem eigenen Denken heraus begründete, rückte andere Faktoren und Voraussetzungen in den Hintergrund, die ein Menschenwesen „sein“ lassen. Als da wäre die eigene Mutter zum Beispiel. Aber mit dem ganzen Weiberkram hatten die Herren Philosophen ja grundsätzlich wenig am Hut. Erst recht nicht der Begründer des modernen Rationalismus, der Vordenker eines mechanistischen Weltbildes, René Descartes. Die Überlieferung erzählt, dass Jeanne Brochard, die Frau des Juristen Joachim Descartes, mitten auf der Straße von den Wehen überrascht wurde. Sie war unterwegs zum Haus ihrer Mutter in La Haye in der Provinz Touraine. Ihr drittes Kind zu gebären, kostete sie vermutlich – gelinde gesagt - etwas Stress. Aber der kleine Junge erblickte am 31. März 1596 gesund das Licht der Welt. An dieser Tatsache gab und gibt es keinen Zweifel: René Descartes wurde geboren. Also war er. Definitiv.


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