Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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9. Mai 2003 Raumsonde Hayabusa bricht zum Asteroiden Itokawa auf

Die japanische Weltraumorganisation JAXA bricht als erste auf ins All, um Asteroidenstaub einzusammeln. Die Mission der Raumsonde Hayabusa wird zunächst gefeiert, dann geht weit mehr schief, als erwartet. Macht nichts, aus Fehlern lernt man für die Nachfolgemission. Autorin: Susi Weichselbaumer.

Stand: 09.05.2023 | Archiv

09 Mai

Dienstag, 09. Mai 2023

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Eine Chance auf eine zweite Chance muss klug eingefädelt sein. Denn: Einmal ist keinmal stimmt ja fast jedes Mal nicht. Hat einen also die erste Chance statt zum Erfolg geführt, Richtung Tal des Todes katapultiert - aus Gründen, diversen, kann man später irgendwann – will man aber jetzt diese neue Chance ... Kurzum: Manchmal nützen Blumen und Pralinen. Ein anrührendes Gedicht. Meistens hilft Ehrgeiz – und Geld!

Nochmal ran im All

Beispiel: Wir holen Euch die Sterne vom Himmel! Wenigstens einen Hauch Asteroidenstaub! Das hatte die japanische Weltraumbehörde JAXA versprochen. NASA, ESA und der ganze Rest schauten ein bisschen verschnupft: Noch keinem war es bis dahin gelungen, Proben von einem Asteroiden zu holen. Aufnahmen von Teleskopen gab es und Meteoriten, die zufällig durch die Erdatmosphäre auf unseren Planeten gefallen waren. Aber das war eben nicht ganz das Original. Asteroidenmaterial wie draußen im All, das wohl 4,5 Milliarden Jahren alt ist, entstanden am Beginn unseres Sonnensystems. Quasi Urmaterie.

Ein Hauch Ursprung

Von der würde man jetzt ein paar Körnchen bekommen! Fernsehbilder zeigen am 9. Mai 2003 den Start der Mission. Türkisblaues Pazifikwasser umspült die hellbeigen Sandstrände der Insel Kyūshū im Süden Japans. An der Küste erhebt sich die Startrampe des Uchinoura Space Center. Die schlanke weiße Rakete zündet die Triebwerke und bringt die Raumsonde „Hayabusa“ - zu Deutsch „Wanderfalke“ - nach oben.
Zweieinhalb Jahre später hat der „Wanderfalke“ sein Ziel erreicht: Den Asteroiden Itokawa.

Ein knapp 600 Meter großer, länglicher Schutt- und Sandhaufen, der immer mal wieder die Erdumlaufbahn kreuzt. Aber wie sich herausstellt, besteht Itokawa aus zwei getrennten Teilen, von ganz unterschiedlichem Material. Die Rotationsgeschwindigkeit überrascht: Einmal um sich selbst in nur 12 Stunden. Vorplanungstechnisch bedeutet das: Teilweise total verrechnet. Eine Landeeinheit saust denn direkt an der Asteroidenoberfläche vorbei und entschwindet im Weltraum. Der Saugroboter, der abgesprengte Asteroidenbröckchen einschlürfen soll, muss mehrere Anläufe nehmen, um überhaupt etwas zu erwischen. Die Datenverbindung reißt ab, der Ionenantrieb setzt aus - drei Jahre später als geplant kommt Hayabusa zurück auf die Erde. Die Ausbeute an Asteroidenstaub ist zu winzig für große wissenschaftliche Erkenntnisse.

Fazit: Vertane Chance! Nein. Ehrgeizig pumpt die japanische Weltraumbehörde Geld in die Nachfolgemission „Hayabusa 2“ - „Wanderfalke 2“. Und Know How, das Technikteam wird international. Drei Milliarden Kilometer hin und zurück, Ende 2022 bringt der zweite Wanderfalke Asteroidenstaub nach Hause auf die Erde, diesmal von Ryugu, übersetzt „Drachenpalast“: 5,4 Gramm schwarze, kohleartige Körnchen, ein Teelöffelchen voll. Und die Wissenschaft ist begeistert! Die winzigen Krümmelchen aus dem All enthalten Wasser, Kohlenstoff und Aminosäuren - die Grundbausteine des Lebens auf der Erde! Das wohl, so die Schlussfolgerung der Forschenden jetzt, über Asteroideneinschläge einst auf unseren Planeten gekommen sein könnte. Und auch die JAXA jubelt: Zweite Chance bekommen und genutzt. Klar: Manchmal helfen bei sowas Blumen und Pralinen. Meistens hilft Ehrgeiz - und Geld!


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